Honor 400 Lite Test: Angriff der iPhone-Klone?

Technische Daten
  • Display : 6,7 Zoll, 2312 × 1080 OLED mit 60–120 Hz
  • CPU : MediaTek Dimensity 7025 Ultra
  • Arbeitsspeicher : 8 GB RAM
  • Kameras : 108 MP + 5 MP hinten, 16 MP vorne
  • Speicher : 256 GB intern
  • Betriebssystem : Android 15 mit MagicOS 9
  • Akku : 5230 mAh mit 35 W kabelgebundenem Laden
  • Abmessungen : 161 x 75 x 7,3 mm, 171 g
Vorteile
  • Modernes Design und scharfes Display machen es zu einem echten Hingucker
  • Langlebiger Akku
  • Ein iPhone-ähnliches Kameraerlebnis zum kleinen Preis
Nachteile
  • Die Kameraqualität ist selbst für diesen Preis nur durchschnittlich
  • Konkurrierende Billig-Handys haben größere Akkus
  • Das Design ist nicht jedermanns Sache

Einleitung

Wo Apple vorangeht, ziehen meist andere nach. Honor hält mit dem 400 Lite so gut es geht mit – dabei kostet das schicke Android-Gerät weniger als ein Drittel des Preises seines iOS-Vorbilds. Es ist das erste erschwingliche Smartphone mit einer anpassbaren Kamerataste, die ein rückseitiges Kamera-Duo mit einer 108-Megapixel-Kamera steuert. Das ist unabhängig vom Preis eine beeindruckende Pixelzahl.

Auch der Preiswettbewerb hat sich in letzter Zeit verschärft: Das Poco X7 Pro hat bewiesen, dass schlanke Abmessungen nicht auf Kosten der Akkukapazität gehen müssen, und das kommende CMF Phone 2 geht in Sachen Design ganz eigene Wege. Kann das 400 Lite mehr als nur einen überzeugenden Eindruck eines iPhones hinterlassen und sich einen Platz in der Hosentasche verdienen?

Design & Verarbeitung: die ehrlichste Form der Schmeichelei?

Es lässt sich nicht leugnen: Das Honor 400 Lite ist das Ebenbild eines iPhone 16 Pro. Ich behaupte nicht, dass Apple ein Monopol auf flache Rechtecke hat, aber wenn man die Dynamic Island-ähnliche Aussparung für die Selfie-Kamera und das rückseitige Kameramodul berücksichtigt, ist es ein echter Doppelgänger. Das gilt vor allem für das Velvet Grey meines Testgeräts, das aus der Ferne sehr metallisch wirkt.

Natürlich findet man hier kein Titan, das ganze Gerät besteht aus Polycarbonat. Nur zwei der hinteren Linsen sind tatsächlich Sensoren (die dritte enthält den Blitz), und die Gesichtserkennung ist nicht sicher genug für Banking-Apps. Aber was kann man für diesen Preis schon erwarten?

Honor hat sich mit der berührungsempfindlichen AI-Kamera-Taste, die sich genau dort befindet, wo sich beim iPhone 16 die Kamerasteuerung befindet, voll und ganz dem Trend verschrieben. Das bedeutet, dass er zu weit oben an der Seite sitzt, um ihn bequem zu erreichen, wenn man das Handy im Querformat hält.

Es fühlt sich genauso gut verarbeitet an wie die Konkurrenz in dieser Preisklasse, ist mit nur 7,3 mm erfreulich dünn und mit 171 g leicht, ohne sich wie ein Spielzeug anzufühlen. Die flachen Seiten erleichtern die Handhabung und die Displayrahmen gehören zu den schmalsten, die ich in dieser Preisklasse gesehen habe. Die Staub- und Wasserdichtigkeit von IP64 ist allerdings nur durchschnittlich, da einige Konkurrenten mittlerweile IP68 bieten.

Bildschirm und Ton: brillant

OLED-Bildschirme sind mittlerweile auch bei günstigen Smartphones Standard, und das Honor 400 Lite enttäuscht hier nicht. Sein 6,7-Zoll-Display füllt die gesamte Vorderseite des Smartphones aus und hat schmale, symmetrische Ränder, die an allen vier Ecken sanft abgerundet sind. Dadurch wirkt das Gerät viel teurer. Die Auflösung von 2312 × 1080 Pixeln ist aus Armeslänge scharf, und mir gefallen die kräftigen Farben.

Die dynamische Bildwiederholrate von 60-120 Hz ist eine willkommene Verbesserung gegenüber den maximal 90 Hz des Honor 200 Lite. Es gibt eine Option, um 120 Hz dauerhaft für flüssiges Scrollen zu aktivieren, aber das Smartphone reagierte schnell genug auf meine Eingaben, so dass ich die automatische Einstellung beibehalten habe.

Der Kontrast ist großartig, wie man es angesichts der Technologie erwarten würde, ebenso wie die Schwarzwerte. Der düstere Trailer zu „Tron: Ares“ hatte eine beeindruckende Tiefe, und die HDR-Unterstützung brachte die Lichtspuren der Light Cycles richtig zur Geltung. Dazu trägt auch bei, dass die Blickwinkel in dieser Preisklasse erstklassig sind und der Bildschirm bei Bedarf sehr hell werden kann.

Die Spitzenhelligkeit von 3500 Nits ist nicht ganz so hoch wie beim Magic 7 Lite von Honor, das in einer ähnlichen Preisklasse liegt, aber ich konnte das Smartphone im Freien bei Sonnenschein nutzen, ohne die Augen zusammenkneifen zu müssen. Die schnelle 3840-Hz-PWM-Dimmung und die circadiane Nachteinstellung, die unerwünschtes blaues Licht herausfiltert, schützen die Augen auch nachts.

Der Ton bleibt aufgrund des einzigen Mono-Lautsprechers etwas hinter der Bildqualität zurück. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass es sich um ein Budget-Smartphone handelt. Für Podcasts und YouTube-Clips reicht die Lautstärke aus, für alles mit etwas Bass braucht man Kopfhörer.

Kameras: mehr als genug

Honor hat sich nach und nach von Makroaufnahmen verabschiedet, was ich für eine gute Entscheidung halte, da sie für ein Smartphone nur einen geringen Mehrwert bieten. Das 400 Lite hat zwar eine Linse weniger als das Vorgängermodell 200 Lite, aber die beiden wichtigen Linsen sind geblieben. Gut, die 5 MP Ultraweitwinkelkamera verrät, dass es sich um ein Budgetgerät handelt, aber die 108 MP Hauptkamera macht das wieder wett. Natürlich ist die Pixelzahl nicht alles, und es fehlt ein optischer Bildstabilisator, so dass es in Sachen Präzision bei schlechten Lichtverhältnissen hinter dem Magic 7 Lite zurückbleibt.

Allerdings verfügt dieses Smartphone nicht über die AI-Kamera-Taste des 400 Lite. Durch Drücken dieser Taste gelangt man direkt zur Kamera-App, während ein längeres Drücken Google Lens für die visuelle Suche aktiviert. In der Kamera-App wird durch halbes Drücken der Fokus fixiert, durch langes Drücken die Videoaufnahme gestartet und durch Wischen nach links und rechts der Zoomfaktor gesteuert. Bis zu diesem Punkt ist das iPhone ähnlich, aber es gibt keine Möglichkeit, die Schärfentiefe oder die Belichtung zu ändern.

Man kann nicht zwischen den Objektiven wechseln, sondern nur den Zoomfaktor – kein Wunder, wenn man bedenkt, dass man nur zwei zur Auswahl hat. Das bedeutete, dass ich während des Tests ziemlich oft den Digitalzoom benutzte (der den Sensor beschneidet, um die Detailgenauigkeit zu erhalten). Leider führten das Fehlen eines OIS und einige aggressive Algorithmen zur Rauschreduzierung/Glättung dazu, dass viele Details in meinen Aufnahmen verloren gingen. Wie bei der Magic 7 Lite schienen 3x-Aufnahmen besser zu sein als 2x-Aufnahmen, da sie etwas mehr Klarheit bewahrten.

Wenn der gesamte Sensor zur Verfügung stand, sahen die Bilder für ein preiswertes Smartphone sauber und farbenfroh aus. Der Dynamikumfang ist für die meisten Szenen in Ordnung und feine Details bleiben erhalten. Bei guten Lichtverhältnissen sind die Farben sehr lebendig und der Spitzlichtaufnahmemodus macht es einfach, scharfe Bilder von Motiven zu machen, die nicht still stehen wollen.

Bei schlechten Lichtverhältnissen ist die Leistung nicht so gut, da Bildrauschen auftritt und eine ruhige Hand für scharfe Aufnahmen erforderlich ist. Auch der Dynamikumfang leidet und die HDR-Bearbeitung kann die intensiveren Spitzlichter nicht retten.

Das Ultraweitwinkelobjektiv kann zwar einen großen Teil der Szene in den Bildausschnitt packen, aber die geringe Pixelanzahl im Vergleich zur Hauptkamera macht sich deutlich bemerkbar. Es gibt nicht viele feine Details, selbst bei Tageslicht gibt es Bildrauschen und der Dynamikumfang ist etwas geringer. Dennoch ist diese Funktion nützlicher als eine Makrokamera, aber andere günstige Smartphones bieten hier mehr.

Software-Erlebnis: Lite in Sachen KI

Honors Version von Android 15 ist inzwischen bekannt. MagicOS 9 unterscheidet sich nicht wesentlich von den Vorgängerversionen, so dass die optischen Ähnlichkeiten zu iOS nicht überraschen. Schnelleinstellungen und Benachrichtigungen befinden sich in separaten Pulldown-Menüs, es gibt standardmäßig keinen App-Drawer und man sieht zunächst die umfangreiche Auswahl an Apps der eigenen Marke, bevor man die in einem Ordner versteckten Standard-Apps von Google entdeckt.

Weitere Apple-ähnliche Funktionen sind Magic Capsule, eine Art abgespeckte Version von Dynamic Island. Es bietet Musiksteuerung, Anruftimer und Wecker, aber das war’s auch schon. Ich habe diese Funktion schon auf einem preiswerten Honor-Smartphone gesehen, und sie wurde nicht erweitert, aber sie funktioniert gut genug.

Magic Portal ist eine Eigenentwicklung von Honor, die kontextsensitive Aktionen auf dem Bildschirm anzeigt, wenn man ein Bild oder einen Text in die schwebende Seitenleiste zieht. Das ist praktisch, um zwischen Anwendungen zu wechseln, da die relevanteste Anwendung ganz oben in der Liste angezeigt wird – zum Beispiel Karten, wenn man eine Adresse markiert hat.

Wie von einem preiswerten Smartphone zu erwarten, hat das 400 Lite einige Apps von Drittanbietern vorinstalliert. Ich habe schon schlimmere gesehen, und sie lassen sich leicht aus dem internen Speicher löschen, aber es erinnert einen daran, dass man ein Budget-Smartphone benutzt. Zumindest hat man dank der Kapazität von 256 GB kaum Platzprobleme.

Honor hat kürzlich sieben Jahre Update-Support für seine Flaggschiff-Handys versprochen, und obwohl dieses wesentlich günstigere Modell nicht ganz so lange aktuell bleiben wird, wurde mir gesagt, dass Besitzer des 400 Lite mit sechs Jahren Android-Updates und sechs Jahren Sicherheitspatches rechnen können. Das ist ein tolles Angebot für diesen Preis und könnte den Ausschlag geben, ob man sich für ein günstiges Honor-Modell entscheidet oder lieber mehr Geld für ein Gerät von Apple oder Google spart.

Leistung und Akkulaufzeit: keine Geschwindigkeitswunder

Mit seinem MediaTek Dimensity 7025-Chipsatz ist das Honor 400 Lite ein bescheidener Performer. Es ist ein günstiger Chip, der genug Leistung hat, um Android flüssig laufen zu lassen, aber in den meisten Benchmark-Ranglisten landet er am unteren Ende. Mit Geekbench-Ergebnissen von 951 im Single-Core-Test und 2284 im Multi-Core-Test liegt es sehr nahe am Magic 7 Lite und dessen Snapdragon 6 Gen 1 CPU, die mittlerweile schon einige Jahre auf dem Buckel hat.

Die Animationen von Android waren größtenteils flüssig und Apps öffneten sich schnell genug, allerdings fiel mir auf, dass sie beim Multitasking etwas häufiger neu geladen oder aktualisiert wurden als beim Nothing Phone 3a. Das stört nicht, wenn man sich auf grundlegende Funktionen wie Social Media, Surfen im Internet und Videostreaming beschränkt, aber bei anspruchsvolleren kreativen Apps könnte man sich etwas langsam fühlen. Wer von einem High-End-Smartphone umsteigt, wird den Geschwindigkeitsunterschied spüren, auch wenn er kein Ausschlusskriterium ist.

Auch für mobile Gamer ist das Gerät nicht die erste Wahl. Im 3Dmark-Test schneidet es erneut schlechter ab als ähnlich teure Konkurrenten und viele der Spiele, die ich aus dem Play Store ausprobiert habe, liefen standardmäßig mit niedrigeren Grafikeinstellungen. 2D-Titel und einfachere Spiele laufen gut genug, und wenn man einige der visuellen Feinheiten abschaltet, kann man auch 3D-Spiele spielen – nur nicht so gut wie auf einem teureren Gerät.

Aber MediaTek versteht etwas von Effizienz, und der 5230-mAh-Akku des Honor 400 Lite bietet eine konkurrenzfähige Kapazität. Er ist zwar kleiner als der des Magic 7 Lite oder des Poco X7 Pro, reicht aber bei moderater Nutzung locker für eineinhalb Tage. Intensive Spiele und Videoaufnahmen zehren den Akku schneller auf, aber ich hatte nie Probleme, einen ganzen Tag mit einer Ladung zu überstehen.

Honor ist generell für schnelle Ladezeiten per Kabel bekannt, weshalb die 35 W Ladeleistung des 400 Lite etwas bescheiden wirken – vor allem, wenn die Konkurrenz für einen ähnlichen Preis 90 W bietet. Auch das kabellose Aufladen ist nicht besonders gut, was aber weniger überraschend ist.

Fazit zum Honor 400 Lite

Wäre das Honor 400 Lite anders, würde es in der Masse untergehen. Als erschwingliches Smartphone bietet es eine ordentliche Leistung, macht recht gute Fotos und hält mit einer Akkuladung den ganzen Tag durch – aber das gilt auch für die meisten Konkurrenten. Die Spitzenreiter unterscheiden sich zudem in einem oder mehreren Bereichen.

Das Poco X7 Pro hält noch länger durch und hat mehr Leistung, das Nothing Phone 3a hat ein einzigartiges Design und eine optimierte Software, das Motorola Edge 60 Fusion ist deutlich robuster. Das Magic 7 Lite von Honor bleibt der Champion in Sachen Langlebigkeit, und es ist nicht mit einem iPhone zu verwechseln.

Aber vielleicht willst du ja genau das? Keines der billigen Konkurrenzprodukte macht einen so überzeugenden Eindruck wie dieses Premium-Smartphone. Wem das Design egal ist, der wird mit dem, was das 400 Lite für sein Geld bietet, zufrieden sein.

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