Beim Testen des JBL Tour One M3 Smart Tx habe ich eine Funktion für kabellose Kopfhörer entdeckt, von der ich gar nicht wusste, dass ich sie brauche.

Technische Daten
  • Treiber : 40 mm dynamisch
  • ANC : Ja, adaptiv
  • Bluetooth-Version : Bluetooth 5.3
  • Unterstützte Codecs : SBC, AAC, LC3, LDAC, Auracast
  • Akkulaufzeit : Bis zu 40 Stunden (ANC eingeschaltet), bis zu 70 Stunden (ANC ausgeschaltet) 18 Stunden (Smart Tx)
  • Gewicht : 278 g (Kopfhörer), 35 g (Smart Tx)
Vorteile
  • Der Smart Tx-Sender kann eine nützliche Ergänzung sein
  • Effektive Geräuschunterdrückung und angenehmer Klang
  • Bequeme, leichte Bauweise
Nachteile
  • Nicht jeder braucht den Sender
  • Die Verwendung des besten Bluetooth-Codecs schränkt die Audioanpassung dennoch ein
  • Der Preis macht das Gerät zu einem starken Konkurrenten

Einleitung

JBL hat das Beste von seinen True-Wireless-Ohrhörern Tour Pro 3 – nämlich das Tricorder-ähnliche Ladecase – übernommen, um den Tour One M3 zu einem wirklich cleveren Kopfhörer zu machen. Es ist der erste Noise-Cancelling-Kopfhörer mit separatem Display, der aber mehr zu bieten hat als nur eine weitere Möglichkeit, die Wiedergabe zu steuern.

Der Smart Tx ist sowohl ein kabelloser Sender als auch ein kabelgebundener DAC, mit dem man so ziemlich alles hören kann, egal ob Bluetooth integriert ist oder nicht. Er verspricht, einen Kopfhörer, der bereits in jeder Hinsicht ein Flaggschiff ist, mit räumlichem Klang, verlustfreier Wiedergabe über USB und kabellosem Hi-Res-Hören noch weiter zu verbessern. Die Auracast-Übertragung macht den Tour One M3 zudem zukunftssicher.

Eine derart umfangreiche Ausstattungsliste hat allerdings ihren Preis. Mit 400 US-Dollar stehen die Kopfhörer und der Smart Tx in direkter Konkurrenz zu Noise-Cancelling-Champions wie dem Bose QuietComfort Ultra und Soundspezialisten wie dem Bowers & Wilkins Px7 S2e. Sind die Extras nur Gimmicks oder machen sie den JBL Tour One M3 zu einem überzeugenden Allrounder?

Design und Verarbeitung: Smarter als es aussieht

Wer Gewicht mit Luxus gleichsetzt, wird vom JBL Tour One M3 zunächst etwas enttäuscht sein. Abgesehen vom Kopfbügel aus Metall besteht das Gerät komplett aus Kunststoff. Durch sein geringes Gewicht lässt er sich aber auch bei längeren Hörsitzungen sehr bequem tragen. Der Anpressdruck ist gut eingestellt und die Ohrpolster sind reichlich gepolstert.

Neigung, Drehbarkeit und Bügelverstellung lassen sich an alle Kopfformen und -größen anpassen, zum Transport können die Kopfhörer platzsparend zusammengeklappt werden. Die mitgelieferte Hartschalen-Tragetasche verfügt außerdem über eine Tasche für die verschiedenen Kabel und ein Fach für den Smart Tx-Sender. Der Trageriemen und der Karabinerhaken zur Befestigung am Gepäck sind ein nettes Extra.

Der Kopfhörer ist nicht besonders auffällig und unterscheidet sich im Design nicht wesentlich von der Vorgängergeneration. Die matte Oberfläche, das dezente Logo und die farblich abgestimmten Zierstreifen lassen nicht vermuten, dass sie 400 Dollar kosten. Das ist toll, wenn man einen dezenten Look bevorzugt. Wenn man mit seiner Technik ein Statement setzen will, sind die Modelle Latte oder Blue auffälliger als mein schwarzes Testmodell.

Die Bedienelemente an den Ohrmuscheln sind recht spärlich, es gibt nur einen Schieberegler zum Ein-/Ausschalten und Pairing, einen ANC-Schalter und Lautstärketasten. In der rechten Ohrmuschel sind Touchgesten zum Überspringen von Titeln oder zum Annehmen von Anrufen integriert. Diese sind sehr empfindlich, so dass es häufig zu unbeabsichtigten Unterbrechungen kam. Der einzige kabelgebundene Anschluss ist USB-C, den analogen 3,5-mm-Eingang des Vorgängermodells Tour One M2 hat JBL weggelassen. Der Smart Tx kann als Ersatz dienen, aber da der Tour One M3 auch einzeln verkauft wird, ist es sinnvoll, dass ein USB-C-zu-3,5-mm-Kabel im Lieferumfang enthalten ist, um nicht kabellose Geräte direkt anschließen zu können. Digitales Abspielen ist auch über USB-C möglich, und falls Ihr Gerät keinen USB-Anschluss hat, liegt ein USB-A-zu-USB-C-Adapter bei.

Funktionen & Akku: Tonaler Tricorder

Der Smart Tx ist zweifellos das Alleinstellungsmerkmal des JBL Tour One M3. Er sieht ein wenig aus wie ein Pager, der in den 2000er Jahren auslief, weil er von Smartphones verdrängt wurde. Er ist nicht größer als eine Packung TicTacs und hat glatte Kanten, damit man ihn leicht in die Tasche stecken und wieder herausnehmen kann. Auf der Oberseite befindet sich nur ein Knopf zum Einschalten, alles andere wird über den Touchscreen gesteuert.

Die Benutzeroberfläche ist im Wesentlichen identisch mit der des Ladegeräts für den Tour Pro 3-Kopfhörer. Man kann durch die verschiedenen Tabs streichen, um EQ-Einstellungen zu ändern, die Geräuschunterdrückung anzupassen, Raumklang zu aktivieren und die Musikwiedergabe zu steuern, ohne das Smartphone in die Hand nehmen zu müssen. ID3-Tags zeigen an, was gerade läuft, aber Albumcover und eine Wiedergabesteuerung fehlen.

Gut gefällt mir, dass man Seiten, die man nicht braucht, abschalten kann, denn die schiere Anzahl kann überwältigend sein. Der Verbindungsstatus, die Akkulaufzeit und die aktuelle Uhrzeit werden auf dem Sperrbildschirm angezeigt, der mit einem eigenen Hintergrundbild personalisiert werden kann.

Die Möglichkeit, neue Nachrichten und Benachrichtigungen anzuzeigen, ist ein großer Vorteil, ebenso wie die Möglichkeit, eingehende Anrufe anzunehmen oder abzulehnen. Ich kann nicht sagen, dass ich die Taschenlampenfunktion (die nur ein weißes Display mit voller Helligkeit anzeigt) besonders nützlich fand, aber der Timer war ein paar Mal praktisch, als mein Smartphone außer Reichweite war. Aber wie oft hört man Musik auf dem Smartphone, ohne es in der Nähe zu haben? Außerdem habe ich manchmal vergessen, dass ich das Smart Tx dabei hatte und instinktiv nach meinem Handy gegriffen.

Aber es gibt noch einen weiteren Grund, warum man dieses praktische kleine Gerät haben möchte. Mit einem USB-C-Anschluss an beiden Enden kann es als Bluetooth-Sender verwendet werden, so dass es während des Fluges mit dem Inflight-Entertainment-System verbunden bleibt, während man sich in der Kabine bewegt, und sich in einen D/A-Wandler im Taschenformat verwandelt, der hochauflösendes Streaming von Ihrem kabelgebundenen Audio-Kit ermöglicht. Dank der Auracast-Übertragung kann er den Ton mit allen kompatiblen Kopfhörern austauschen, nicht nur mit denen von JBL, und das funktioniert in beide Richtungen: Der Sender kann Auracast-Signale empfangen und an die Kopfhörer weitergeben.

Das Ganze funktioniert ziemlich nahtlos. Man steckt das richtige Kabel ein (3,5 mm und USB-C sind im Lieferumfang enthalten, ebenso eine robuste Tragetasche) und der Kopfhörer schaltet automatisch die Quelle um. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass das Umschalten zwischen den Quellen einfacher wäre: Ich musste die USB-Verbindung trennen, um wieder auf die Kopfhörer umzuschalten, wenn ich meinen Sitz verlassen und mir die Beine vertreten wollte. Und wenn man nicht viel fliegt, nutzt man wahrscheinlich nur die Hälfte der Funktionen des Smart Tx.

Die Kopfhörer selbst sind mit Bluetooth 5.3, Multipoint und Google Fast Pair ausgestattet. Die Verbindung war während meiner Tests immer stabil, sogar in einem überfüllten Flughafen. Dank seiner langen Akkulaufzeit von 70 Stunden (40 Stunden mit ANC) war es ein guter Reisebegleiter: Es hielt beide Etappen einer internationalen Reise durch, ohne einmal aufgeladen werden zu müssen. Das ist besser als bei den meisten Konkurrenten in dieser Preisklasse. Allerdings war der Smart Tx vor der Landung meines zweiten Fluges leer, da er nur über eine Kapazität von 18 Stunden verfügt.

Benutzeroberfläche: keine Kompromisse

Die begleitende Smartphone-App von JBL ist irgendwie noch besser ausgestattet als der Smart Tx.

Der personalisierte Hörmodus „Personi-fi“ testet das Gehör und passt den Klang entsprechend an. Es gibt einen 12-Band-EQ, eine persönliche Klangverstärkung, um Stimmen in der Nähe besser zu hören, und ein räumliches Audio-Upmixing mit Head-Tracking. Letzteres ist für mich persönlich nicht so wichtig, aber ich weiß, dass andere große Fans von übertriebenen Surround-Effekten sind.

Einige Funktionen können nur über die App und nicht über das Smart Tx aktiviert werden. Dazu gehören der entspannende Generator für weißes Rauschen, die Balance zwischen linkem und rechtem Kanal und der Limiter für die maximale Lautstärke. Auch die Gestensteuerung des Kopfhörers kann hier angepasst werden, allerdings stehen nur ein oder zwei Presets zur Auswahl, anstatt dass man verschiedene Taps frei konfigurieren kann.

Schade ist, dass JBL viele audiobezogene Einstellungen sperrt, wenn man LDAC-Bluetooth aktiviert; wer räumlichen Klang und Ähnliches möchte, muss auf das einfachere SBC zurückgreifen.

Klangqualität und Rauschunterdrückung: überzeugend

Mit seinen dynamischen 40-mm-Treibern, die in der Standardeinstellung satte Bässe liefern, bleibt der Tour One M3 der bekannten energiegeladenen Klangkurve von JBL treu. Der Klang ist unterhaltsam und leicht, nicht analytisch. Wer maximale Präzision oder Klarheit sucht, findet in dieser Preisklasse bessere Alternativen.

Dennoch zauberte mir die Tiefe des squelchigen Subbasses bei „Set Me Free“ von Friction ein breites Lächeln ins Gesicht, und auch bei höheren Lautstärken hielten sie gut mit. Bei Gesangs- und Akustiktiteln zeigte sich zwar eine Schwäche im Hochtonbereich, die ich aber mit einigen individuellen EQ-Anpassungen im Hochtonbereich schnell beheben konnte. Dadurch gewann „Phoneglow“ von Burial wieder etwas an Biss und Attack. Die Möglichkeit, mit Smart Tx schnell zwischen den Presets zu wechseln, war sehr praktisch, als ich im Flugzeug zwischen Musik, Filmen, Podcasts und Spielen hin und her wechselte.

Hier kam auch die aktive Geräuschunterdrückung des JBL Tour One M3 voll zur Geltung. Der adaptive Modus hielt das Dröhnen des Motors auf einem Niveau, das ich nicht erwartet hätte, und auch die Hintergrundgeräusche in öffentlichen Verkehrsmitteln wurden sehr gut unterdrückt. Obwohl ich die Goldmedaille immer noch an Bose vergebe, muss man JBL jetzt zu den Spitzenreitern unter den ANC-Kopfhörern zählen.

Fazit zum JBL Tour One M3

Hätte mir JBL den Tour One M3 ohne den Smart Tx-Sender geschickt, wäre ich immer noch von seiner Rauschunterdrückung, seinem Komfort und seiner kabelgebundenen Konnektivität beeindruckt gewesen. Der Preis stellt ihn gegen etablierte Konkurrenten, die entweder eine etwas bessere Geräuschunterdrückung oder einen nuancenreicheren Klang bieten, und nicht jeder wird das schlichte, kunststofflastige Design zu schätzen wissen – aber die lange Akkulaufzeit und das faltbare Design überzeugen auf ganzer Linie.

Zusammen mit dem cleveren kleinen Bildschirm wird jeder, der viel fliegt, die kabellose Flexibilität des Smart Tx zu schätzen wissen. Nur wenige würden es als unverzichtbar bezeichnen, aber für eine bestimmte Zielgruppe ist es den Aufpreis auf jeden Fall wert.

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