Wir erleben ein Déjà-vu. Erst vor wenigen Wochen haben wir das Vivo V27 Pro getestet, ein günstiges Handy mit einem großen Bildschirm für Streaming und Spiele und einer anständigen Kamera. Alles in allem war es eine gute Erfahrung, aber nicht gut genug, um einen Platz auf unserer Liste der besten Mittelklasse-Smartphones zu verdienen.
Design und Verarbeitung: ein Chamäleon
Rave-Fans werden sich überall für die Versionen Magic Blue oder Emerald Green des V27 interessieren, die unter UV-Licht leuchten und die Farbe wechseln. Noble Black ist dezenter, auch wenn auf der Rückseite eine Glitzertextur eingeprägt ist, während die Variante Flowing Gold einen glitzernden Pastellfarbverlauf aufweist. Sie alle bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen auffällig und geschmacklos.
Unser Mobilteil in Emerald Green hat bei Tageslicht einen dezenten Marmoreffekt, der die Rückseite des Mobilteils schimmern lässt. Unter UV-Licht hingegen leuchtet es in einem warmen Farbton. Es ist ein merkwürdiger Effekt, aber nicht zu auffällig. Das Glas ist nicht sehr griffig und kann einem leicht aus der Hand rutschen, wenn man nicht aufpasst. Es schien sehr leicht Spuren zu hinterlassen, obwohl einige davon mit der Zeit verblassten. Eine matte Oberfläche hätte in diesem Fall vielleicht besser funktioniert.
Mit einer Dicke von nur 7,36 mm und einem Gewicht von nur 182 g ist das V27 das dünnste und leichteste Vivo-Handy mit gebogenem Display. Das gilt aber auch für das V27 Pro, so dass die Größe nicht der entscheidende Faktor sein sollte. Die Kamera auf der Rückseite steht etwas mehr hervor und reicht aus, um das Gerät wie einen wackeligen Kneipentisch auf ebenen Flächen abzustellen.
Bildschirm und Ton:
Kritiker von Displays mit dünnem, gebogenem Rand werden vom V27 bestätigt. Die Navigation, bei der vom Bildschirmrand gewischt werden muss, ist nicht besonders reaktionsschnell. Dafür bietet das Handy ein gestochen scharfes AMOLED-Panel mit einer Auflösung von 2400 x 1080, das mit einer Bildwiederholrate von 120 Hz für wunderbar flüssiges Scrollen sorgt.
Für den Preis sieht alles ziemlich gut aus. Kräftige Farben werden verstärkt, so dass Himmelblau tief und satt und Pink besonders kräftig wirkt. Das gibt ein gewisses Kino-Feeling beim Betrachten von Filmen, die auf knapp 18 cm verkleinert wurden, wird aber niemanden zufriedenstellen, der Wert auf Farbgenauigkeit legt. Die Tonqualität kann nicht ganz mithalten.
Dieses Handy ist lauter als das V27 Pro, aber während das V27 Pro bei voller Lautstärke ausgewogen und breit klingt, ist das V27 leicht verzerrt und schrill. Außerdem ist es zu einfach, die Lautsprecher leiser zu stellen, wenn man das Handy in die Hand nimmt.
Kamera: solide
Mit einem 50-Megapixel-Hauptobjektiv, einem 8-Megapixel-Ultraweitwinkelobjektiv und einem 2-Megapixel-Makroobjektiv ist das V27 fotografisch genauso gut ausgestattet wie das teurere V27 Pro. Es gibt kaum Unterschiede zwischen den beiden Modellen, mit identischer Detailtiefe und sehr ähnlicher Farbverarbeitung. Bei Außenaufnahmen wirken dunklere Töne und Schatten beim V27 etwas ausgeprägter, Innenaufnahmen sind aber genauso lebendig und farbenfroh.
Bei Nachtaufnahmen verhindert der optische Bildstabilisator selbst bei längeren Verschlusszeiten Verwacklungsunschärfen. Der Echtzeit-Extremnachtsichtmodus soll eine Vorschau der Bilder vor dem Drücken des Auslösers anzeigen, um sicherzustellen, dass die Beleuchtung optimal ist, aber die Ergebnisse sind etwas unvorhersehbar. Manchmal wird das Licht von nassen Gehwegen in einem warmen Orangeton reflektiert, manchmal kann es aber auch die Trostlosigkeit eines grauen Regentages betonen. Das kann gut oder schlecht sein, je nachdem, was man einfangen will. Porträts sehen gut aus, mit einem weichen Lichteffekt und einem hellen LED-Blitz, der bei schlechten Lichtverhältnissen für eine gute Ausleuchtung sorgt.
Vivo denkt auch an die Filmemacher und bietet einen Vlog Movie Creator, mit dem sich Videos dank eines integrierten Zeitschiebers und verbesserter Bearbeitungs- und Zuschneidefunktionen im Handumdrehen erstellen lassen. Wie bei den anderen Vivo-Handys ist auch beim V27 die leicht dystopische Portrait-Optimierungsfunktion standardmäßig aktiviert. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um eine einfache Airbrush-Funktion, mit der Gesichtszüge in Echtzeit ausgedünnt, verschlankt und geglättet werden können. Die Hautaufhellung ist nach wie vor genauso problematisch wie beim V27 Pro.
Leistung und Software: aufgeblasen
Für die Leistung sorgt ein MediaTek Dimensity 7200 Prozessor, der je nach Modell mit 8 oder 12 GB RAM und 256 GB Onboard-Speicher ausgestattet ist. Damit liegt es zwar hinter dem V27 Pro mit seinem Dimensity 8200-Prozessor, gleitet aber immer noch flüssig genug von App zu App. YouTube-Videos werden schnell geladen und Spiele brauchen nicht ewig zum Laden, obwohl MediaTek bei der GPU-Leistung noch einen Schritt hinter Qualcomm zurückbleibt, so dass man nicht die besten Bildraten für sein Geld erwarten sollte.
Das Handy läuft mit Funtouch OS 13, Vivos Android-Inkarnation für westliche Märkte. Das bedeutet, dass es die gleichen Probleme aufweist, die wir bei der Implementierung auf dem Vivo X90 Pro hatten, einschließlich einer App-Schublade, die mit Vivo-Versionen von Googles eigenen Apps gefüllt ist. Eine Reihe von vorinstallierten Apps von Drittanbietern blähen den Startbildschirm ebenfalls auf, wodurch das V27 von Anfang an unübersichtlich und überladen wirkt. Eine Bibliothek mit Themen, Schriften und Hintergrundbildern kann heruntergeladen werden, um die Benutzeroberfläche etwas aufzupeppen, allerdings gegen eine Gebühr.
Akku: Schneller Energieschub
Mit seinem 4600 mAh-Akku ist das V27 dem V27 Pro ebenbürtig. Beide Handys verwenden das 66-Watt-FlashCharge-Ladegerät von Vivo, mit dem der Akku in etwas mehr als einer Stunde vollständig aufgeladen werden kann. Wir haben das Handy bei ausgeschaltetem Display in etwa 40 Minuten von 42 % auf 100 % aufgeladen. Es ist zuverlässig, um den Akku im Notfall schnell aufzuladen, bleibt aber hinter den schnellsten Geräten der Mittelklasse von Herstellern wie Redmi zurück.
Das Telefon hält bei intensiver Nutzung problemlos einen ganzen Tag und eine Nacht durch und sollte bei gelegentlicher Nutzung wahrscheinlich auch ein Wochenende durchhalten. Das kann man heutzutage von einem Telefon in dieser Preisklasse erwarten, so dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.
Drahtloses Aufladen ist bei erschwinglichen Handys immer noch eine Seltenheit, daher ist es nicht verwunderlich, dass es hier nicht zu finden ist.
Vivo V27 Urteil
Wenn wir die Wahl zwischen dem Vivo V27 und seinem älteren Bruder, dem Pro-er, haben, sind wir hin- und hergerissen, ob wir die 50 Pfund mehr ausgeben oder sparen sollen. Das V27 hat die gleichen Stärken wie das Pro – ein klares Display, eine gute Kamera für den Preis und eine respektable Leistung. Aber es wiederholt auch die Fehler dieses Telefons und fügt noch ein paar eigene hinzu.
Das Funtouch OS ist immer noch eine überladene Version von Android, die Kamera übertreibt es immer noch mit ihrem Beauty-Modus und es gibt Fragezeichen bezüglich der Robustheit des Telefons. Es gibt viele Konkurrenten mit schlankeren Betriebssystemen, die unserer Meinung nach die bessere Wahl sind, wenn man sie in die Finger bekommt.
Das V27 ist vor allem für Indien, Südostasien und die Vereinigten Arabischen Emirate gedacht, wo es vielleicht mehr Sinn macht. Aber hier im Westen wird es keinen großen Eindruck machen.