Sieht das Z Flip 4 vertraut aus? Samsung hat sich bei den Designänderungen für einen etwas flacheren Rahmen und mattes Glas für die Außenhülle entschieden, aber man muss schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass es sich nicht um ein Z Flip 3 handelt. Die Kanten sind immer noch leicht gewölbt, so dass die Schärfe nicht der eines iPhones entspricht, aber es liegt gut in der Hand, egal ob es aufgeklappt ist oder nicht.
Es ist immer noch perfekt für die Hosentasche, mit Corning Gorilla Glass Victus auf der Vorder- und Rückseite, um es vor Kratzern zu schützen, wenn es in einer Tasche oder Handtasche steckt. Der schwarze Teil der zweifarbigen Außenhülle beherbergt das 1,9-Zoll-Display, das im ausgeschalteten Zustand im Glas verschwindet.
Besonders auffällig ist die neue Farbe Bora Purple, dicht gefolgt von Pink Gold und Blau, wobei Graphite die dezenteste Variante ist. Auch die personalisierte Bespoke Edition ist wieder erhältlich, mit bis zu 75 verschiedenen Kombinationen von Vorder- und Rückseiten, Rahmen- und Scharniermaterialien, wenn Sie sich von der Masse abheben wollen. Und machen Sie sich keine Sorgen um den Wiederverkaufswert. Es ist nur über den Samsung-Webshop erhältlich und verlängert die Lieferzeit um drei bis vier Wochen, kostet aber nicht mehr als die Standardfarben, was sehr praktisch ist.
Der seitlich angebrachte Fingerabdrucksensor ist für Rechtshänder gut erreichbar und dank des schmalen Bildschirms müssen sich Linkshänder nicht zu weit strecken. Er ist schnell genug, um Fingerabdrücke zu erkennen, aber nicht so innovativ wie ein In-Display-Scanner. Die Anschlussmöglichkeiten beschränken sich auf einen einzigen USB-C-Anschluss an der Unterseite, einen Kopfhöreranschluss gibt es nicht.
Das Scharnier fühlt sich beruhigend sicher an und öffnet und schließt mit genau der richtigen Kraft. Es lässt sich in jedem beliebigen Winkel öffnen und bleibt fast immer an seinem Platz, es sei denn, man schüttelt das Ding heftig. Samsung gibt an, dass es für 200.000 Klappvorgänge getestet wurde, was die gesamte Lebensdauer des Telefons abdecken sollte. Bei meinen Tests hatte ich keine Probleme.
Das ganze Gerät ist nach IPX8 wasserdicht, sollte also ein kurzes Eintauchen in Süßwasser überstehen, ist aber nicht gegen Staub geschützt. Die winzigen Bürsten in den Scharnieren sollen verhindern, dass Schmutz ins Innere gelangt, aber wie gut, kann ich nach meiner Zeit mit dem Handy nicht sagen.
Display & Sound: Knittert mich
Wer ein Galaxy Z Flip 3 in freier Wildbahn gesehen hat, weiß ungefähr, was ihn hier erwartet: Ein 1,9 Zoll großes Display mit 512×260 Pixeln Auflösung für Benachrichtigungen, Widgets und Co. sowie ein 6,7 Zoll großes, flexibles OLED-Display mit 2640×1080 Pixeln. Beide sind scharf, detailreich und farbenfroh, wie man es von Samsung-Displays gewohnt ist.
Der Knick ist immer noch sichtbar, wenn man danach sucht, aber er stört nicht, wenn man das Z Flip 4 wie ein normales Telefon benutzt. Die Blickwinkel sind hervorragend und das Display ist sehr hell. Selbst bei direkter Sonneneinstrahlung gibt es keine Probleme mit der Sichtbarkeit – die OLEDs von Samsung sind regelmäßig heller als alles andere in der Android-Welt und das Z Flip 4 ist nicht anders. Das macht auch bei HDR10-Inhalten einen großen Unterschied; mit einem solchen Gerät in der Tasche kann man Streaming-Dienste nutzen.
Der Hauptbildschirm hat eine adaptive Bildwiederholfrequenz von 120 Hz, sodass alles schön flüssig aussieht, wenn man zwischen Startbildschirmen hin- und herwechselt oder durch Websites scrollt. Es gibt keine Option, um sie immer zu aktivieren, was nett gewesen wäre, aber es ist ziemlich gut, wenn man weiß, wann man die Bildwiederholrate erhöhen oder verringern muss.
Die Stereolautsprecher haben genug Leistung, um YouTube-Videos zu genießen, ohne gleich nach einem Kopfhörer greifen zu müssen. Für den kritischen Hörgenuss gibt es nur Bluetooth, da es keinen 3,5-mm-Kopfhöreranschluss gibt – und Samsung auch keinen Dongle mitliefert.
Galaxy Z Flip 4 Ausstattung und Software: Cover-Modell
Aufgeklappt sieht es nicht viel anders aus als ein herkömmliches Handy, aber Samsung hat dafür gesorgt, dass das in der Mitte gebogene Display für Multitasking genutzt werden kann. Ein Wisch mit zwei Fingern vom unteren Bildschirmrand startet nun mehrere Fenster, was viel bequemer ist als die alte Methode.
Samsungs eigene Apps spielten bereits gut mit dem faltbaren Display, wobei die Kamera-App die obere Hälfte mit dem Sucher und die untere Hälfte mit allen Bedienelementen und Aufnahmemodi füllte. Aber auch Apps von Drittanbietern haben sich angepasst. Bei YouTube wird beispielsweise das Video oben angezeigt, während die Kommentare unten erscheinen.
Außerdem gibt es einen Flex-Modus für Apps, die den vertikal faltbaren Bildschirm nicht von Haus aus unterstützen – und das sind nicht wenige. Die untere Hälfte des Bildschirms ist mit einem Touchpad ausgestattet, das sich gut eignet, um das Handy L-förmig auf dem Schreibtisch aufzustellen und freihändig zu bedienen. Die obere Hälfte des Bildschirms wird schnell unübersichtlich, aber die Bedienbarkeit ist immer noch recht gut.
Das 1,9 Zoll große Außendisplay hat die größten Veränderungen erfahren. Die Themen, die auf dem Hauptbildschirm angewendet werden, verändern jetzt auch den äußeren Bildschirm, was viel mehr Farbe auf den Bildschirm bringt und das Auge wirklich anspricht. Schön ist auch die Möglichkeit, aus einer Vielzahl von Widgets zu wählen, so dass man das Telefon nicht mehr öffnen muss, um einen bevorzugten Kontakt anzurufen oder eine Nachricht zu beantworten.
Es dient weiterhin als Sucher für Selfies mit den Außenkameras. Mit einem Wisch kann zwischen Objektiven und Kameramodi gewechselt werden (jetzt auch im Hochformat), und ein Doppeltipp zeigt das tatsächliche Seitenverhältnis des Bildes an, anstatt einfach nur das schmuddelige Display zu füllen.
Kameras: Doppelt sehen
An der Hardware-Front scheint sich zwischen dem letztjährigen Galaxy Z Flip 3 und dem neuen Flip 4 wenig geändert zu haben. Beide Handys verfügen über ein Dual-Lens-Setup auf der Außenseite mit einer 12 MP-Hauptkamera (f/1.8) und einer 12 MP-Ultraweitwinkelkamera (f/2.2), die durch eine 10 MP-Lochkamera (f/2.4) auf der Innenseite ergänzt wird. Die Hauptkamera verfügt wie bisher über einen optischen Bildstabilisator.
Angesichts der Tatsache, dass das Z Flip 3 durchaus in der Lage war, gute Fotos zu machen, ist es nicht schlecht, dass Samsung die Dinge nicht allzu sehr durcheinander gebracht hat, aber das Fehlen eines dedizierten Teleobjektivs bedeutet, dass man wieder auf den digitalen Zoom angewiesen ist. Die Flaggschiff-Konkurrenten in der Preisklasse um 1000 Euro haben sich in letzter Zeit fotografisch stark verbessert, und das Z Flip 4 hat nicht allzu viel Mühe, mit ihnen Schritt zu halten.
Die Bildqualität entspricht in etwa dem, was ich von einem High-End-Handy erwarte, bleibt aber hinter der wirklich hochkarätigen Konkurrenz zurück. Gut ausgeleuchtete Szenen werden wie von Samsung gewohnt mit übermäßig gesättigten Farben und manchmal recht großzügigem Einsatz von HDR behandelt. An Schärfe mangelt es nicht und das Rauschen wird auf ein Minimum reduziert. Laub, Mauerwerk und andere feine Details bleiben etwas besser erhalten als beim Vorgängermodell.
Das Ultrawide-Objektiv schneidet im Vergleich gut ab, da Belichtung und Farbbehandlung bei beiden Objektiven gleich sind. Zum Bildrand hin nimmt die Schärfe etwas ab, aber ansonsten leistet die Objektivkorrektur gute Arbeit.
Der automatische Nachtmodus wird aktiviert, sobald das Licht schwächer wird, und sorgt dafür, dass sich das Bildrauschen in Grenzen hält, während die Details gut erhalten bleiben. Realistischere Farben erhält man, wenn man den Nachtmodus ausschaltet und eine ruhige Hand hat, aber beide Methoden liefern gute Ergebnisse.
Schärfe und Klarheit sind besser als bei der Z Flip 3, obwohl der Ultraweitwinkel-Sensor nicht ganz mit dem Hauptsensor mithalten kann und ein höheres Bildrauschen aufweist.
Größere Änderungen wurden an der Software-Front vorgenommen, mit einer breiteren Unterstützung von Drittanbietern für den halbgeklappten Flex Cam-Modus. Wenn man beispielsweise Instagram öffnet, füllt der Sucher nur die obere Hälfte des Bildschirms aus, während die untere Hälfte den Auslöser anzeigt. So kann man aus einem ganz anderen Blickwinkel fotografieren und kreativ sein – oder sogar freihändig mit Timer fotografieren, indem man das Gelenk wie ein Stativ nutzt.
Leistung und Akkulaufzeit: Snapdragon
Mit dem hochmodernen Snapdragon 8+ Gen 1 Prozessor von Qualcomm und 8 GB Arbeitsspeicher ist das Z Flip 4 so leistungsstark, wie man es von einem Top-Handy erwartet. Apps öffnen sich blitzschnell, Animationen laufen flüssig und auch das Multitasking mit zwei Fenstern bringt es nicht ins Schwitzen.
Das Z Flip 4 kam mit Android 12 auf den Markt, im November 2023 brachte Samsung Android 13 auf den Markt, ein Jahr später folgte Android 14. Das Unternehmen hat sich zu vier Generationen-Upgrades verpflichtet und ist auf halbem Weg, dieses Versprechen zu erfüllen.
Samsungs Version von Android ist nicht die leichteste, aber OneUI lief trotzdem flüssig.
Anspruchsvolle 3D-Spiele sind ebenfalls kein Problem, da sie mit hohen Bildraten laufen und die meisten Detaileinstellungen bis an die Grenzen ausgereizt werden. Bei längerem Spielen kann das Handy etwas warm werden, was sich negativ auf die Akkulaufzeit auswirkt.
Ein 3700-mAh-Akku kann nicht mit den neuesten Flaggschiff-Handys mithalten, auch wenn es eine respektable Steigerung von 400 mAh gegenüber dem Z Flip 3 ist. Dieses Handy würde bei normaler Nutzung gerade mal einen Tag durchhalten, aber hier kann man bis zu einer Sekunde durchhalten, bevor der Akku wieder aufgeladen werden muss. Vorausgesetzt, man hält sich an den üblichen Mix aus Surfen im Internet, Scrollen in sozialen Netzwerken und Fotografieren und nicht an ganztägige Gaming-Sessions und 4K-Videoaufnahmen.
Die 25-Watt-Schnellladefunktion ist im Vergleich zu den aktuellen Flaggschiff-Handys aus China eher bescheiden, dafür ist das kabellose Laden bequemer. Gadgets wie die Galaxy Buds 2 Pro können damit auch umgekehrt aufgeladen werden.
An Speicherplatz mangelt es nicht – wenn man bereit ist, dafür zu zahlen. Wie beim Z Flip 3 gibt es keine Unterstützung für microSD-Karten, so dass man die benötigte Speicherkapazität im Voraus kaufen muss. Samsung bietet jedoch die Wahl zwischen 128, 256 und 512 GB. Letzteres ist neu in der Z Flip-Reihe, treibt aber den Preis auf stolze 1199 Euro.
Samsung Galaxy Z Flip 4 Urteil
Das Vorgängermodell Z Flip 3 war das Klapphandy für jedermann: Nicht so teuer wie das Z Fold, aber mit mehr Leistung und besseren Kameras als die Konkurrenz im Klappgehäuse. Das Z Flip 4 hat die Schwächen dieses Handys ausgemerzt und das Design verdoppelt, während die Leistung auf dem Niveau der besten Handys des Jahres liegt.
Aufgrund der weniger vielseitigen Kameras und der begrenzten Akkulaufzeit ist es noch nicht ganz bereit, das nicht faltbare S22 als mein Lieblingsgalaxy zu ersetzen. Außerdem wird es immer ein Fragezeichen geben, wie lange ein faltbares Display im Alltag wirklich durchhält, selbst bei den strengen Tests von Samsung.
Andererseits gibt es nichts Schöneres als das Spektakel, das sich jedes Mal bietet, wenn man das Z Flip 4 aus der Tasche zieht. Es ist nicht perfekt, aber der Wow-Faktor macht das wieder wett.