Einleitung
Machen wir es kurz: Das Honor Magic V2 kommt dem heiligen Gral der faltbaren Geräte so nahe wie kein anderes Gerät zuvor. Im zusammengeklappten Zustand unterscheiden sich die Abmessungen dieses Helden nicht wesentlich von denen eines normalen Smartphones. Für mich ist das genauso wichtig wie ein größeres zweites Display, das nur einen Handgriff entfernt ist.
Das einzige Problem? Dieses Telefon macht nun schon seit fast einem halben Jahr die Runde im Heimatland von Honor – und ein halbes Jahr ist absolut genug Zeit, um sich von einer heißen Sache zu einer schlechten Sache zu entwickeln. In dieser Zeit ist die Snapdragon-CPU des Magic V2 nicht mehr das Beste, was Qualcomm zu bieten hat, und das OnePlus Open hat neu definiert, was ich von einem faltbaren Flaggschiff erwarte.
Abgesehen von den geringen Abmessungen und einem Preis, der deutlich unter dem des Samsung Galaxy Z Fold 5 und des Google Pixel Fold liegt, bietet das Magic V2 genug, um in einer hart umkämpften Nische zu überzeugen?
Design und Verarbeitung: Zerschreddert

Das Magic V2 superdünn zu machen, ohne dass es implodiert, wenn man es zu sehr in die Hand nimmt, muss den Ingenieuren von Honor Kopfschmerzen bereitet haben – aber sie haben es geschafft. Dieses Handy ist kürzer und schmaler als ein nicht faltbares iPhone 15 Pro Max, und mit 9,9 mm im geschlossenen Zustand ist es das dünnste faltbare Handy, das ich je in der Hand hatte.
Aufgeklappt sind es nur 4,8 mm pro Seite. Dabei ist das exzentrische Kameragehäuse noch nicht mitgerechnet, das etwa 3 mm mehr ausmacht. Aber der Teil, den man in der Hand hält? Der ist schlank. Samsungs superschlankes Galaxy Fold liegt zwar etwas besser in der Hand, ist aber fast doppelt so dick wie viele nicht faltbare Flaggschiffe. Hier spürt man noch die doppelte Erhebung der beiden Displayhälften unter den Fingern, aber kaum.
Ich verbrachte die meiste Zeit mit dem Honor Magic V2 im zugeklappten Zustand und klappte es nur auf, wenn ich auf dem Sofa lümmelte, auf Zugfahrten Zeit totschlug oder nachts meinen Schlafrhythmus störte. Ansonsten unterschied es sich kaum von einem herkömmlichen Telefon. Mit nur 237 Gramm ist es genauso leicht wie ein herkömmliches Handy – und wenn man statt Glas eine Rückseite aus veganem Leder wählt, sinkt das Gewicht sogar auf 231 Gramm. Das sind 22 Gramm weniger als ein Galaxy Z Fold 5.

Das Leichtgewicht erreicht Honor durch ein Scharnier aus dem neuen Lieblingsmetall der Handywelt: Titan. Es ist leichter als Stahl oder Aluminium (die beide an anderen Stellen des Telefons verwendet werden), aber dennoch sehr robust. Das Magic V2 ist für satte 400.000 Klappvorgänge ausgelegt, und ich habe noch nicht einmal ein Prozent davon geschafft. Zwei lächerlich dünne Batterien, jede so dick wie zwei zusammengeklebte Kreditkarten, tragen ebenfalls dazu bei, das Gewicht niedrig zu halten.
Das einzige, was fehlt, ist eine IP-Bewertung. Die Konkurrenz verspricht IPX8, was so gut ist wie die Wasserdichtigkeit eines Mainstream-Handys.
Ich bin ein großer Fan der Phantom Purple Version, aber wenn du dich schick fühlst, gibt es auch eine luxuriöse Porsche Design Version des Magic V2. Sie ersetzt die matte Rückseite durch eine achatgraue Oberfläche, die direkt aus dem Porsche-Musterkatalog stammt. Weitere Upgrades sind ein kantiger Kamerabuckel und eine erhöhte Mittelflosse, die an die Linienführung eines 911 angelehnt ist. Zum Lieferumfang gehört auch ein Stift mit Markenlogo in der Verpackung.
Display und Sound: Angenehme Vertrautheit

Abgesehen von den äußerlichen Neuerungen ist das Display des Honor Magic V2 recht vertraut. Am besten gefällt mir – wie schon beim Magic Vs – das telefonähnliche Seitenverhältnis. Meiner Meinung nach ist es viel besser als die superdünne Spalte, die Samsung für seine Z-Fold-Handys bevorzugt, und es trägt zu dem Gefühl bei, dass man den inneren Bildschirm manchmal vergessen kann, um ein relativ normales Telefonerlebnis zu haben.
Das Glas, das den äußeren 6,43-Zoll-OLED-Bildschirm bedeckt, ist an den Rändern leicht abgerundet, darunter jedoch völlig flach. Die Auflösung von 2376×1060 Pixeln ist etwas ungewöhnlich, sieht aber auch aus der Entfernung noch scharf aus und gibt den Bildern eine hohe Schärfe. Die von Honor angegebene maximale Helligkeit von 2500 cd/m² muss bei hellem Sonnenschein noch getestet werden, da ich mich gerade im tiefsten Winter befinde, aber es war jedes Mal, wenn ich nach draußen ging, perfekt ablesbar. Mit diesem Wert liegt es auf dem Niveau der besten nicht aufklappbaren Flaggschiffe.
Wenn man das Honor Magic V2 aufklappt, sieht man ein riesiges 7,92 Zoll großes OLED-Display mit 2344×2156 Pixeln und einer Spitzenhelligkeit von 1600 nits. Das Panel ist etwas größer und etwas hochauflösender als das Innendisplay des Vorgängers Magic VS, aber der persönliche Eindruck ist der gleiche wie bei allen Klapphandys: kleiner Bildschirm ganz groß. Das Seitenverhältnis ist nicht besonders gut für 16:9-Videostreams geeignet, die etwa die Hälfte bis zwei Drittel des verfügbaren Platzes auf dem Bildschirm einnehmen.
Wie es sich für ein Klapphandy 2024 gehört, ist der Knick im Display nicht allzu auffällig. Aber man spürt ihn, wenn man mit den Fingern über den vorinstallierten Plastikschutz streicht. Er fühlt sich nicht billig an, auch wenn er nicht so glatt ist wie das Glas des äußeren Displays. Die Möglichkeit, sowohl auf dem Innen- als auch auf dem Außendisplay einen Eingabestift zu verwenden, ist eine willkommene Ergänzung, auch wenn man einen solchen Stift auf chinesischen Importseiten suchen muss, da Honor ihn hierzulande nicht anbietet.
Beide Bildschirme haben eine maximale Bildwiederholrate von 120 Hz. Ich habe mich dafür entschieden, diese rund um die Uhr zu erzwingen, da einige Apps beim Scrollen etwas träge wirkten, wenn das Telefon dynamisch zwischen 60 und 120 Hz wechselte.
Wie die meisten Klapphandys hat auch das Magic V2 einen nach unten gerichteten Hauptlautsprecher und einen nach vorne gerichteten Hochtöner für die Hörmuschel – nur dass sich beide hier in der äußeren Hälfte des Handys befinden. Trotz der Lüftungsöffnung an der Oberseite, die für eine bessere Stereo-Trennung sorgt, ist der Klang unausgewogen, wenn man das innere Display benutzt, es sei denn, man dreht das Handy vorher auf die Seite.
An Lautstärke mangelt es nicht, der Stimmbereich ist sehr klar, aber es gibt kaum Bässe und die hohen Frequenzen sind etwas scharf. Bluetooth-Kopfhörer sind die beste Wahl, wenn man nicht nur gelegentlich Musik hören möchte.
Kameras: ein Dreiertanz

Das letzte nicht faltbare Flaggschiff von Honor, das Magic 5 Pro, verfügte über eine absolut hervorragende Kamera, weshalb ich auf eine ähnliche Leistung beim Magic V2 gehofft hatte. Auf dem Papier sieht es vielversprechend aus, mit einem 50MP Hauptobjektiv, einem 50MP Ultraweitwinkel und einem speziellen Telezoom.
Die Pixelanzahl sinkt hier auf 20 MP und der 2,5x optische Zoom hat nicht ganz die Reichweite einiger Konkurrenten – obwohl er für Porträtaufnahmen eine gute Länge hat. Auch auf der Vorderseite gibt es Kameras, egal ob man auf das innere oder das äußere Display schaut, beide verwenden 16-MP-Sensoren.
Es waren nicht viele Aufnahmen nötig, um festzustellen, dass diese Kameras in den meisten Situationen gut funktionieren, auch wenn sie nicht mit den besten nicht klappbaren Handys mithalten können. Das Hauptobjektiv ist das stärkste im Bunde, es liefert sehr detaillierte Bilder und hält das Rauschen gut unter Kontrolle. Das Ultra-Weitwinkelobjektiv liegt knapp dahinter und ist in Bezug auf Belichtung und Farbe eine gute Wahl.
Die Bildverarbeitung des Honor versucht, so viel Dynamik wie möglich einzufangen, was zu weniger natürlich wirkenden Bildern mit weniger Kontrast führen kann, als ich erwartet hätte. Es gab auch einige haloartige HDR-Artefakte um hell beleuchtete Motive herum. Man muss sie suchen, aber das ist etwas, womit die Konkurrenz etwas besser umgehen kann.




Bei Nacht macht das Ultrawide einen Schritt zurück, was die Detailtreue angeht, aber dank der relativ großen Blende von f/2.0 ist der Unterschied nicht so groß. Die Farben, der Kontrast und die Belichtung sind immer noch auf dem Niveau des Hauptobjektivs.
Das Zoomobjektiv ist eine Geschichte in zwei Teilen. Mit dem 2.5x Zoom macht es saubere Bilder mit kräftigen Farben und effektivem HDR. Die Verarbeitung ist der der Hauptkamera sehr ähnlich. Ich denke, dass Honor ehrgeizig war, als es in der Kamera-App eine 10-fache Zoomtaste hinzugefügt hat. Selbst bei den besten Lichtverhältnissen liefert sie matschige, überbearbeitete Bilder. Die optische Bildstabilisierung hilft bei Nacht, und die 2,5fach-Aufnahmen sind weitgehend verwacklungsfrei, auch wenn sich Rauschen einschleicht. Die 10fach-Aufnahmen sind jedoch verwackelt und zeigen keine wirklichen Details.



OnePlus und Google sind immer noch meine Favoriten, wenn es um Fotografie geht, aber wenn man den digitalen Zoom vermeidet, kann das Magic V2 durchaus ansprechende Fotos machen.
Software: die Neuheiten des letzten Jahres
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Honor an der Software-Front hinterherhinkt. Android 14 wurde im Oktober letzten Jahres veröffentlicht, aber das Magic V2 wird mit Android 13 ausgeliefert. Das Unternehmen hat auch keinen Zeitplan genannt, wann mit einem Update zu rechnen ist, was ich für ein 1.700 Pfund teures Smartphone nicht gut genug finde. Immerhin hat sich das Unternehmen zu vier neuen Android-Generationen und fünf Jahren Sicherheitspatches verpflichtet. Das ist gleichauf mit dem OnePlus Fold, das ebenfalls noch auf Android 13 festhängt.
Immerhin ist die Oberfläche von MagicOS 7.2 gut für Multitasking auf großen Bildschirmen optimiert und unterstützt sowohl vertikale als auch horizontale Teilungen und schwebende Fenster. Nicht alle Anwendungen sind kompatibel, aber die meisten, die ich ausprobiert habe und die von der Bildschirmfreigabe profitieren, funktionieren einwandfrei.
Es gibt keinen allgegenwärtigen Launcher oder eine App-Symbolleiste wie beim Pixel Fold oder Galaxy Z Fold 5. Die ausklappbare Shortcut-Leiste von Honor ist eine gute Alternative, aber ich würde mir auch eine Option wünschen, um bestimmte App-Paare für den Schnellstart zu speichern. OnePlus ist nach wie vor das Maß aller Dinge, wenn es um faltbares Multitasking geht.
Eine weitere Funktion, die mit dem Falten zu tun hat, gefällt mir: Wenn man das Scharnier in der Kamera-App halb aufklappt, verwandelt sich eine Seite in eine Bedienoberfläche, die andere in ein Vorschaufenster. Toll. Das Scharnier ist stabil genug, um das Handy so bequem zu halten.
Ansonsten fühlt sich das Magic V2 sehr ähnlich an wie die anderen neueren Produkte von Honor. Es gibt viele iOS-Einflüsse, wie zum Beispiel, dass alle Apps standardmäßig über mehrere Startbildschirme verteilt sind. Auch die Schnelleinstellungen und Benachrichtigungen sind auf zwei Pulldown-Menüs verteilt. Die Auswahl an Apps von Drittanbietern ist zumindest minimal und sie verbrauchen nicht viel Speicherplatz.
Leistung: Lässt einen nicht warten

Der Snapdragon 8 Gen 2 Prozessor des Magic V2 war vor einem halben Jahr noch der letzte Schrei. Jetzt, wo das Handy endlich weltweit erhältlich ist, liegt er auf Platz zwei hinter dem neueren Gen 3-Silizium. Aber verpasst man wirklich etwas?
Benchmarks zeigen, dass die neuen Chips bis zu 30 Prozent schneller und 20 Prozent energieeffizienter sind, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass es dem Honor in einem der beiden Bereiche an Leistung mangelt. Es hat genug Leistung, um fast alle Apps und Spiele aus dem Google Play Store auszuführen. Die großzügigen 16 GB Arbeitsspeicher helfen beim Multitasking und reichen aus, um ein Nachladen beim schnellen Wechsel zwischen geöffneten Apps zu verhindern.
Die Spiele sind fast auf höchstem Niveau, Diablo Immortal läuft mit maximalen Einstellungen eine halbe Stunde Dungeon Crawling tadellos. Unter Last erwärmt sich das Handy zwar schnell, aber einen dramatischen Leistungsabfall konnte ich nicht feststellen. Schließlich haben die dünnen Seiten des Magic V2 nur so viel Platz für Heatpipes und Dampfkammern.
Honor ist in der Regel recht großzügig mit dem Speicher, und das Magic V2 macht da keine Ausnahme. Das einzige britische Modell verfügt über 512 GB Speicher, für ein ähnlich ausgestattetes Galaxy Z Fold 5 müsste man 1849 £ bezahlen, für das entsprechende Pixel Fold 1869 £. Das Magic V2 ist mit 1700 £ vergleichsweise günstig, bis man feststellt, dass das OnePlus Open ebenfalls standardmäßig mit 512 GB ausgestattet und sogar noch günstiger ist.
Akkulaufzeit: Tag für Tag
Honor verdient Lob dafür, dass es das Magic V2 mit einem 5000-mAh-Akku ausstattet.
Das ist die gleiche Kapazität wie beim letztjährigen Magic VS – nur dass sie hier in ein 3 mm dünneres und 30 g leichteres Handy gequetscht wurde. In anderen Klapphandys, die sich meist mit 4800 mAh oder weniger begnügen, ist die Silizium-Kohlenstoff-Chemie mit höherer Kapazität nicht zu finden.
Kabelloses Aufladen ist immer noch nicht möglich, aber das Aufladen mit 66 W über USB-C ist deutlich schneller als beim Pixel Fold und Galaxy Z Fold 5. Eine vollständige Aufladung in rund 50 Minuten ist fast gleichauf mit dem OnePlus Open mit 67 W, das eine Zelle mit geringerer Kapazität zu füllen hat.
Meiner Erfahrung nach ist das Magic V2 gut genug für einen ganzen Tag typischer Nutzung, 70/30 aufgeteilt zwischen externem und internem Bildschirm. Meine übliche Mischung aus Social Media, Webbrowsing, Musikstreaming und Kameranutzung reichte aus, um am Ende eines langen Tages im einstelligen Bereich zu landen, auch dank einer Stunde YouTube-Videowiedergabe. Die verbleibende Zeit bis zum nächsten Morgen konnte dann im Energiesparmodus überbrückt werden.
Spiele zehren deutlich schneller an den Reserven, eine halbstündige Sitzung reduziert die Leistung um 10 Prozent. Auch die 4K-Videoaufnahme ist ein Stromfresser, aber das gilt für jedes Handy. Wenn man seine Erwartungen im Zaum hält, gibt es an der Akkulaufzeit wenig auszusetzen.
Urteil Honor Magic V2
Ein faltbares Handy, bei dem man mindestens die Hälfte der Zeit vergessen möchte, dass es überhaupt eines ist, klingt nicht gerade nach einem gelungenen Konzept. Und doch finde ich, dass es beim Honor Magic V2 wie ein Traum funktioniert.
Das geringe Gewicht, der dünne Rahmen und das normal geformte Display auf der Vorderseite beeinträchtigen die alltägliche Interaktion nicht, aber das riesige innere Display ist perfekt für die Produktivität. Noch besser ist, dass es sowohl das Galaxy Z Fold 5 als auch das Pixel Fold übertrifft, während es bei der Leistung, der Akkulaufzeit und der Bildqualität der Kamera mithalten kann.
Die Flaggschiffe mit traditionellem Formfaktor sind jedoch weiterhin in der Fotografie unterlegen, und die Software von Honor ist nicht so ausgereift wie die des OnePlus Open, das zudem günstiger ist. Außerdem muss das Unternehmen seinen langfristigen Update-Support ausbauen.
Das bedeutet, dass das Magic V2 keine Offenbarung ist, aber da es die Bereiche anspricht, die potenzielle Käufer von faltbaren Geräten abschrecken, ist es durchaus eine Überlegung wert.