Zusammenfassung & Kauf
Die Innovationen des iPad Air 2024 machen es zum Apple-Gerät mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Dies ist vor allem auf die Integration des M2 SoC zurückzuführen, das in den letzten Jahren dem iPad Pro vorbehalten war. Mit einem Einstiegspreis von 599 US-Dollar ist das iPad Air günstiger als das MacBook Air mit M3 – allerdings steigen die Kosten stark an, wenn man das 13-Zoll-Modell und mehr Speicher benötigt. Außerdem sollte man sich vor dem Kauf unbedingt überlegen, ob iPadOS als mobiles Betriebssystem für die eigenen Bedürfnisse ausreicht.
Design & Display
Erstmals bietet Apple das iPad Air auch im 13-Zoll-Format an. Praktisch, dass Apple uns diese neue Version für einen Test zur Verfügung gestellt hat. Ansonsten hat sich im Vergleich zum Vorjahresmodell nicht viel geändert: Aluminiumgehäuse, vier verschiedene Farben und eine Dicke von weniger als einem Zentimeter. Ein genauerer Blick offenbart jedoch weitere Verbesserungen.
Wer das iPad Air 2024 kaufen möchte, hat erstmals die Wahl zwischen zwei Display-Konfigurationen. Wem das 11-Zoll-Air bisher zu klein war, kann nun auch eine 13-Zoll-Variante bekommen, die sich besonders für Multitasking und als mobiles Netflix-Kino eignet. Mit 6,1 mm ist das neue Air allerdings etwas dicker als das Pro-Modell, das Apple mit 5,1 mm als dünnstes Produkt im Sortiment führt.
Nach dem ersten Aha-Effekt vergisst man jedoch, dass die Geräte unterschiedlich dick sind. Mit einem Gewicht von 617 Gramm und dünnen Displayrändern ist auch das große iPad Air ein handliches und kompaktes Gerät. Den gleichen Eindruck habe ich von der Verarbeitung: Theoretisch ist das iPad Pro hochwertiger, aber durch das Aluminiumgehäuse und die wirklich kleinen Spaltmaße fühlt sich auch das iPad Air sehr hochwertig an.
Große Kompromisse müssen allerdings beim Display gemacht werden. Trotz der neuen Größe setzt Apple bei den günstigeren iPads weiterhin auf ein LCD-Panel mit 60 Hz Bildwiederholrate und einer vergleichsweise geringen Helligkeit von bis zu 600 nits. Im Vergleich zu den sehr guten neuen Tandem-OLED-Displays in den Pro-Modellen wirken die Air-Displays sowohl im Alltag als auch beim Blick auf das Datenblatt veraltet.
Hersteller wie Xiaomi oder Huawei bieten in ihren entsprechenden Tablets bereits deutlich mehr – und ich halte es für ein großes Versäumnis, dass Apple nicht einfach seine alten” 13-Zoll-Displays aus der letztjährigen Pro-Serie in das große Air verbaut hat.
Wenn man das iPad Air aber nicht mit anderen Modellen vergleicht, ist das Display im Alltag durchaus brauchbar. Vor allem beim Multitasking über den Stage Manager macht es Sinn, zur größeren Version zu greifen. Gleichzeitig hat Apple eine neue Antireflexionsbeschichtung aufgetragen, die einige Spiegelungen reduziert. Trotzdem ist das Arbeiten im Freien mit dem Air immer noch von viel „Was steht da?“ und „Sehe ich heute wirklich so schlecht aus?“ begleitet.
Allerdings hat Apple einige Neuerungen konsequenter umgesetzt. So wandert die Frontkamera von der kurzen auf die lange Seite, wo auch der Apple Pencil Pro zum magnetischen Aufladen untergebracht ist. Leider ist Apple auch konsequent darin, den Pencil Pro als neuen Eingabestift zu etablieren. Denn ältere Pencil-Modelle, die sich magnetisch aufladen lassen, sind nicht mehr mit dem neuen iPad Air kompatibel. Wer also schon eines hat, muss entweder auf die ältere Version mit USB-C zurückgreifen oder 179 Euro für den Pencil Pro ausgeben.
Obwohl an der mit Magneten ausgestatteten Längsseite genügend Platz wäre – das Pro bietet diesen auch – ist das iPad Air weiterhin mit Touch ID statt mit Gesichtserkennungssensoren für Face ID ausgestattet. Das ist besonders unpraktisch, wenn man das iPad mit dem Magic Keyboard als Laptop nutzt. Als Tipp sollte man aber von Anfang an auch den Zeigefinger der linken Hand für Touch ID registrieren.
Bleiben wir noch einen Moment beim Magic Keyboard. Schließlich ist die „magische“ Zusatztastatur, bei der das iPad magnetisch über den Tasten schwebt, auch mit dem iPad Air kompatibel. Auch hier ist es ein wenig inkonsequent, aber man muss auf die alten Magic Keyboards zurückgreifen, die keine Funktionstasten, keine Escape-Taste (extrem nervig, glaub mir) und eine gummierte Oberfläche haben. Man schaut sich also immer die Pro-Modelle im Café an, die vielleicht schon eine bessere Tastatur haben.
Ein weiterer Nachteil des Air sind die Stereolautsprecher. Während Apple beim Pro-Modell vier leistungsstarke Lautsprecher verbaut hat, sind die Lautsprecher beim Air deutlich schwächer. Die Unterschiede fallen vor allem im direkten Vergleich auf, für Filme und „gelegentliches Musikhören“ sind sie aber immer noch gut.
Insgesamt zeigt das iPad Air wieder einmal deutlich, dass Apple Lücken zwischen den verschiedenen iPad-Varianten lassen will. Und so wünscht man sich bei der Nutzung ein wenig zu oft, man hätte sich für das Pro-Modell entschieden. Wenn man die Modelle aber nicht direkt vergleicht, ist das iPad Air ein hochwertiges Tablet mit gutem Display, das dank Magic Keyboard nun auch als Convertible Notebook genutzt werden kann.
Software
Trotz leistungsstarker Prozessoren laufen die iPads von Apple mit dem mobilen Betriebssystem iPadOS. Das bedeutet, dass man bei der Installation von Programmen immer noch an den AppStore gebunden ist, Multitasking nur mit dem Stage Manager funktioniert und es weitere Einschränkungen im Vergleich zu MacOS gibt. iPadOS ist jedoch sehr gut an den reaktionsschnellen Touchscreen und die Hardware des iPad angepasst.
Wer mit Apple-Geräten arbeiten will, nutzt MacBooks, iMacs oder den Apple Vision Pro – abends auf dem Sofa greift man zum iPad. Diese klare Trennung verschwimmt zunehmend, seit Apple eigene M-SoCs integriert. Im Jahr 2024 wird das iPad Air mit dem M2-SoC ausgestattet sein, das genug Leistung für Bild- und Videobearbeitung und viele andere Anwendungen bietet. Für diesen Test wollte ich daher vor allem mit dem iPad Air arbeiten, um herauszufinden, ob das schlanke Tablet eine sinnvolle Alternative zum MacBook oder Notebook ist.
Was Apple mit dem iPadOS sehr gut gelungen ist, ist die Bedienung über die 11 oder 13 Zoll großen Touchscreens. Dank des intuitiven Betriebssystems muss man nicht erst nachschlagen, wie die Menüs zu bedienen sind, welche Gesten an welcher Stelle zur richtigen Funktion führen und wie man zum Beispiel den Apple Pencil benutzt. Versuch und Irrtum führen meist zur Lösung – so sollte responsives OS-Design im Jahr 2024 aussehen.
Wer über die gelegentliche Nutzung des iPad Air hinausgeht, muss allerdings weiterhin mit vielen Kompromissen leben. Statt mit vollwertigen Browsern, die mittlerweile viele Anwendungen als Web-Apps ausführen, muss man sich mit den mobilen Apps von Chrome, Safari & Co. begnügen. Die Folge: Beim Surfen werden uns immer wieder mobile Seiten angezeigt, die auch im aktivierten Desktop-Modus nicht optimal dargestellt werden.
Multitasking, das seit der Einführung des Stage Managers” sogar mit schwebenden Fenstern funktioniert, führt auf dem iPad immer wieder dazu, dass Programme im Hintergrund geschlossen werden und erst neu geladen werden müssen. Das führt zu Verzögerungen und immer wieder zu Frust. Gleiches gilt für die Dateiverwaltung, die in ihrer Funktionalität weit hinter dem Finder zurückbleibt.
Es gibt eine Reihe von Registerkarten, die zwischen verschiedenen Funktionen wechseln. Auf dem iPad werden nur zwei der fünf Reiter angezeigt, so dass auf den ersten Blick wesentliche Funktionen fehlen. Mit einem Trick und der Shortcut-Verwaltung des Programms können jedoch alle Tabs aktiviert werden. Es sieht also so aus, als ob Davinci komplett auf dem iPad läuft, aber die Funktionen eingeschränkt sind, um die Software für das iPad zu „optimieren“.
Apple rückt das iPad bewusst in die Nähe der eigenen MacBooks und der Convertibles anderer Hersteller. Daher halte ich es nicht mehr für sinnvoll, iPadOS mit Android als Tablet-Betriebssystem zu vergleichen und entsprechend zu loben. Ich bin daher sehr gespannt, ob es in Zukunft eine Verschmelzung der Apple-Betriebssysteme geben wird. Im Moment finde ich die Kompromisse, die man mit iPadOS eingehen muss, im Alltag noch sehr ärgerlich. Schade, bei einer so leistungsfähigen Hardware!
Leistung und Hardware
Mit der Integration des M2 SoC hat Apple die Leistung des iPad Air fast vollständig auf das Niveau des letztjährigen iPad Pro gehoben. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass die sechste Generation des iPad Pro noch die Möglichkeit hatte, 16 GB RAM statt 8 GB zu integrieren. Zudem kommt das iPad Air 2024 ohne Thunderbolt 4 und ist damit beim Anschluss von USB-C-Monitoren eingeschränkt.
Während Apple den Launch der neuen iPads im Jahr 2024 nutzte, um erstmals ein neues M-SoC vorzustellen, schafft es das neue iPad Air „nur“ in den M2. Beeindruckend: Selbst das günstigste Modell für 699 Euro bietet die gleiche Leistung wie die iPad Pro Modelle des letzten Jahres. Und diese Leistung macht das kompakte iPad zu einer wirklich flexiblen Workstation.
Abgesehen von meiner Kritik am iPadOS gehören die neuen Air-Modelle zu den portabelsten, leistungsfähigsten und effizientesten Mobilgeräten, die derzeit auf dem Markt sind. Auch wenn Qualcomm mit den neuen Snapdragon X SoCs frischen Wind in die Branche bringt, ist die Leistung des iPad Air in Benchmarks und im täglichen Gebrauch beeindruckend.
Programme starten in Sekundenschnelle und werden eigentlich nur durch die 60 Hz des iPad Air Displays gebremst. Aktuelle Mobile Games wie das Rennspiel „GRID Autosport“ erreichen mittlerweile die Grafik der letzten Konsolengeneration und ich konnte mit dem iPad Air problemlos Bilder in Lightroom bearbeiten und 4K-Videos mit 10 Bit Farbtiefe in Davinci Resolve schneiden.
Wenn Sie mit dem 11-Zoll-iPad mit 128 GB Speicher zufrieden sind, ist das iPad Air eine viel günstigere Alternative zum MacBook Air, das Apple derzeit mit M2 und 256 GB Speicher für 999 US-Dollar anbietet. Leider kann ich den Preisunterschied nicht nennen, da Apple sich immer noch weigert, im Jahr 2024 eine Taschenrechner-App anzubieten. Aber Spaß beiseite, das ist eine Ersparnis von 500 Dollar bei vergleichbarer Leistung. Die 11-Zoll-Version des iPad Air 2024 mit 256 GB Speicher kostet übrigens 699 Dollar.
Apple hat die Speicherkonfigurationen beim 2024 endlich ein wenig verbessert. Wie bereits erwähnt, geht es nun endlich bei 128 GB los. In typischer Apple-Manier sind die Upgrades auf die größere Display-Variante und mehr Speicher allerdings wieder sehr teuer. Das iPad Air in diesem Test mit 1 TB Speicher, 5G und 13-Zoll-Display kostet 1.449 Dollar.
Bleiben wir noch kurz bei der Hardware des iPad Air 2024. Die Funkstandards 5G, WiFi 6E und Bluetooth 5.3 sind meiner Meinung nach in Ordnung, auch wenn Apple schnellstmöglich auf WiFi 7 aufrüsten sollte. Enttäuscht hat mich im Test, dass USB-C ohne Thunderbolt 4 angeboten wird.
Mein typisches Büro-Setup mit einem USB-C-Monitor konnte so nicht genutzt werden und ich musste auf einen HDMI-Adapter ausweichen. Dieser lädt das iPad Air allerdings nicht auf, sodass das Pro-Modell hier einen interessanten Vorteil behält.
Zudem wurde das iPad Air 2024 bei hoher Belastung immer wieder sehr warm. Die Temperatur blieb zwar unter unangenehmen oder gefährlichen Werten, aber hier scheint das lüfterlose Design an seine Grenzen zu stoßen. Andererseits importiert man selten 2.000 Bilder in die mobile App Adobe Lightroom …
Kamera
Da ich über das Magic Keyboard schon viel geschrieben habe, fasse ich mich kurz: Abgesehen von der Frontkamera im Querformat hat sich hier nichts geändert. Für weitere Eindrücke zur Kamera verweise ich auf unseren iPad Air Test vom letzten Jahr!
Akku und Aufladen
Obwohl Apple das iPad Air nun in einer größeren Version anbietet und damit mehr Platz für einen größeren Akku hat, bleibt die Akkulaufzeit laut Spezifikation gleich. Apple gibt zehn Stunden über WiFi und neun Stunden über das Mobilfunknetz an. Die Stromversorgung erfolgt wieder über USB-C – dank der Unterstützung für das Magic Keyboard gibt es einen zusätzlichen USB-C-Ladeanschluss.
Beim ersten Start des iPad Air empfiehlt Apple, die maximale Ladekapazität auf 80 Prozent zu begrenzen. Dies soll den Akku langfristig schonen und sollte für eine ausreichende Unabhängigkeit von der Steckdose ausreichen. Mit Laufzeiten von bis zu zehn Stunden bleibt das iPad Air trotz des größeren Displays und des leistungsfähigeren SoC sehr effizient und ausdauernd.
Leider wurden die aussagekräftigen Eindrücke zur Akkulaufzeit im Testzeitraum durch einen Softwarefehler getrübt. Ohne Warnmeldung lud das iPad Air über einen längeren Zeitraum nicht über einen Ladestand von zehn Prozent hinaus. Ein Neustart löste das Problem – und ich glaube nicht, dass es sich dabei um ein systematisches Problem des neuen Apple-Tablets handelt.
Dennoch halte ich Laufzeiten von bis zu zehn Stunden für realistisch. Leider gibt es keine verlässlichen Benchmarks für die Akkulaufzeit von iOS und iPadOS. Die Erfahrung zeigt aber, dass Apples Angaben zur Akkulaufzeit realistisch sind und meine Nutzungszeiten während des Tests geben keinen Anlass, an den offiziellen Angaben zu zweifeln.
Zwei weitere Dinge, die ich für relevant halte: Das Magic Keyboard verfügt über einen zusätzlichen USB-C-Anschluss, der das Aufladen im Durchlauf ermöglicht. Das bedeutet, dass man nach dem Kauf zwei USB-C-Anschlüsse nutzen und das iPad auch über ein angeschlossenes externes Display aufladen kann. Zum anderen ist das mitgelieferte USB-2.0-Kabel durch die Stoffummantelung zwar hochwertig, aber mit 1 m Länge etwas kurz.
Abschließendes Urteil
Die Basisversion des iPad Air 2024 ist derzeit das Apple-Gerät mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Das M2 ist so gut in das 11-Zoll-Air mit 128 GB Speicher zum Preis von 599 Euro integriert, dass es die Leistung des günstigsten MacBook Air übertrifft. Das gilt auch, wenn man den Speicher mit dem 256-GB-Upgrade auf das gleiche Niveau bringt und eventuell noch ein gebrauchtes Magic Keyboard kauft.
Damit erhält man tatsächlich ein sehr leistungsfähiges Arbeitsgerät, das die Leistungsanforderungen der meisten Home-Office-Arbeiten und sogar von Videoschnitt und Bildbearbeitung erfüllt. Braucht man beim iPad Air allerdings ein größeres Display und mehr Speicher, gehen die Kosten schnell in die Höhe. Was als Preis-Leistungs-Tipp beginnt, wird schnell so teuer, dass man sich über die Kompromisse ärgert, die Apple beim iPad Air eingehen muss.