Das Vivo V29 Pro war auf dem Papier und in der Praxis ein ziemlich gutes Smartphone. Sein Nachfolger, das neue Vivo V30 Pro, hat ebenfalls einige neue Tricks in petto und verfügt über einige interessante Kameras der Marke Zeiss. Das Trio der 50-Megapixel-Kameras soll einige interessante Funktionen für die Porträtfotografie bieten, die als “Zeiss Style Bokehs” bezeichnet werden und darauf abzielen, die hochwertigen Kameraobjektive von Zeiss zu imitieren. Die Marke betonte auch, dass die Zeiss-Kameras zum ersten Mal in einem Smartphone der V-Serie zu finden sind. Doch all diese ausgefallenen Kamerafunktionen werden mit einem überdurchschnittlichen Preis im mittleren Preissegment erkauft. Ob das Handy seinen Preis wert ist und wie es im Vergleich zur Konkurrenz abschneidet, wollen wir nach einem ausführlichen Test herausfinden.
Vivo V30 Pro Test: Design
Wir haben die Farbvariante Andaman Blue erhalten und diese Variante hat eine glänzende Glasrückseite, die laut Hersteller an das smaragdgrüne Wasser der Andamanen und Nikobaren erinnert. Die glänzende Oberfläche zieht schnell Fingerabdrücke an, die bei dieser hellen Farbvariante aber nicht so stark zur Geltung kommen wie bei einem dunkleren Farbton. Optisch unterscheidet sich das Smartphone kaum von seinem Vorgänger. Auf der Rückseite befindet sich unterhalb des Kameramoduls ein quadratisches Auralicht, im Gegensatz zum runden Auralicht des V29 Pro.
Das erhöhte Kameramodul ragt nicht weit heraus, so dass das Smartphone nicht wackelt, wenn es auf flachen Oberflächen wie einem Tisch liegt. Auf der Rückseite befinden sich drei Kameras, die in einem abgerundeten Quadrat mit dem neuen Zeiss-Branding angeordnet sind.
Das silberne Vivo-Branding befindet sich am unteren Rand der Rückseite. Die Power- und Lautstärketasten befinden sich auf der rechten Seite des geschwungenen Chromrahmens. Das Lautsprechergitter, das Mikrofon, der USB-Typ-C-Anschluss und der SIM-Steckplatz befinden sich auf der Unterseite.
Ich habe auch die Farboption Classic Black ausprobiert. Sie fühlt sich etwas hochwertiger an und hat eine schwarz schimmernde Glasrückseite, die keine Fingerabdrücke anzieht. Am besten hat mir jedoch die Farbvariante Andaman Blue gefallen.
Das Smartphone liegt sehr gut in der Hand und das gebogene Glas-Sandwich-Design bietet einen guten Halt. Es wiegt 188 Gramm, was für ein Smartphone mit einem 5.000 mAh Akku und einer Glasrückseite sehr leicht ist. Mit nur 7,45 mm ist es ein sehr dünnes Smartphone.
Die Ränder links und rechts sind beim Vivo V30 Pro fast nicht vorhanden, da es ein Display mit gebogenem Rand verwendet, das mit den gebogenen Seiten des Rahmens verschmilzt.
Das Smartphone bietet eine IP54-Zertifizierung für Staub- und Wasserschutz. Es ist schön zu sehen, dass Vivo diese Klassifizierung bietet, aber es ist ziemlich einfach, was die IP-Klassifizierungen angeht. Andere Smartphones, sowohl in diesem Preissegment als auch darunter, bieten einen weitaus besseren Schutz vor den Elementen.
Vivo V30 Pro Testbericht: Technische Daten und Software
Das Smartphone ist mit dem 4nm MediaTek Dimensity 8200 5G SoC ausgestattet, einem leicht veralteten Prozessor (Markteinführung 2022), der mit dem Qualcomm Snapdragon 7 Gen 3 SoC konkurriert. Das Vivo V30 Pro bietet maximal 12 GB LPDDR5X Arbeitsspeicher und bis zu 512 GB UFS 3.1 Speicher. Es verfügt über einen Dual-Nano-SIM-Kartensteckplatz für zwei 5G-SIM-Karten, hat aber keinen Steckplatz für eine microSD-Karte.
Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen gehören Bluetooth 5.3 und ein USB 2.0 Typ C-Anschluss zum Aufladen des Geräts und zur Datenübertragung. Das Vivo V30 Pro wird von einem 5.000-mAh-Akku gespeist, der über das mitgelieferte 80-W-Ladegerät aufgeladen werden kann.
Die Software läuft unter Funtouch OS 14 Global, das auf Android 14 basiert. Die Benutzeroberfläche ist im Grossen und Ganzen ziemlich glatt, aber es sind noch einige Apps vorinstalliert, die sich nicht alle deinstallieren lassen. Vivo verspricht für das Vivo V30 Pro zwei Betriebssystem-Upgrades und drei Jahre lang Sicherheitspatches.
Das Vivo V30 Pro hat einen Fingerabdrucksensor im Display, der meistens gut funktioniert. Ich habe ihn jedoch als unzuverlässig empfunden, da er meinen registrierten Fingerabdruck während des Testzeitraums mehrmals nicht erkannt hat. Ausserdem löste er ab und zu zufällig in der Tasche aus.
Vivo V30 Pro Test: Leistung
In unseren Benchmarktests liegt das Vivo V30 Pro in einigen Bereichen im Mittelfeld und liefert ordentliche Ergebnisse. Im Vergleich zu anderen Geräten dieser Preisklasse, wie zum Beispiel dem OnePlus 12R, fällt es jedoch erschreckend ab. In AnTuTu erreicht es 9.58.187 Punkte, was etwas mehr ist als beim Vorgängermodell, aber in Geekbench 6 erreicht es 979 Punkte im Single-Core-Test und 3.931 Punkte im Multi-Core-Test, was etwas weniger ist als beim Vivo V29 Pro.
Die Spiele auf dem Vivo V30 Pro sind ordentlich. Ich habe Asphalt 9: Legends gespielt, das flüssig lief und bei dem das Smartphone nicht geruckelt hat. Es unterstützt den 60-FPS-Modus und spielt das Spiel ohne Verzögerung in der gewählten hohen Bildqualität. Call of Duty: Mobile lief flüssig und ich konnte keine Einbrüche bei hohen Grafikeinstellungen feststellen. Bei sehr hoher Grafikqualität und maximaler Bildwiederholrate hinkt das Spiel jedoch etwas hinterher und läuft nicht flüssig. Das Smartphone wurde während des Spielens auch nicht sehr warm.
Das 6,78 Zoll grosse Full-HD+ Curved-Edge AMOLED-Display bietet eine Bildwiederholfrequenz von 120 Hz und eine Spitzenhelligkeit von bis zu 2.800 Nits. Standardmässig liefert das Display gute Farben, die nicht übermässig gesättigt sind. Im Freien ist es recht hell, aber bei direkter Sonneneinstrahlung verblassen die Farben. Das Smartphone verfügt über einen einzigen, nach unten gerichteten Lautsprecher, der ausreichend laut ist, aber das Fehlen eines zweiten Lautsprechers ist in dieser Preisklasse enttäuschend.
Der 5.000 mAh-Akku hat in unserem Akku-Video-Loop-Test gut abgeschnitten. Er hielt 19 Stunden und 10 Minuten, was gut und etwas besser als beim Vorgängermodell ist. In unserem Ladetest war das Smartphone in 30 Minuten zu 71 Prozent geladen, mit dem mitgelieferten 80W-Ladeadapter war der Ladevorgang in 60 Minuten abgeschlossen.
Vivo V30 Pro Test: Kameras
Das Vivo V30 Pro ist ein kamerazentriertes Smartphone, das mit einer Reihe nützlicher Funktionen ausgestattet ist. Es verfügt über drei nach hinten gerichtete Kameras, darunter eine 50-Megapixel-Hauptkamera (Sony IMX920) mit f/1.9-Blende und optischem Bildstabilisator (OIS), eine 50-Megapixel-Telekamera (Sony IMX816) mit f/1.9-Blende und optischem 2fach-Zoom sowie eine weitere 50-Megapixel-Ultraweitwinkelkamera. Für Selfies steht eine 50-Megapixel-Kamera mit Blende f/2.0 und Autofokus zur Verfügung.
Die 50-Megapixel-Primärkamera nimmt bei Tageslicht sehr detailreiche Bilder mit einem guten Dynamikumfang auf. Sie produziert Bilder, die nicht übermässig gesättigt sind und auch nicht übermässig bearbeitet aussehen. Die Aufnahmegeschwindigkeit empfand ich als etwas langsam, manchmal dauerte es einige Millisekunden, bis ein Bild angeklickt wurde, besonders bei HDR-Bildern.
Das 50-Megapixel-Teleobjektiv eignet sich gut für Tageslichtaufnahmen. Es behält die gleichen Farbtöne wie die Hauptkamera bei und erzeugt Bilder mit guten Details in den Lichtern und Schatten. Allerdings werden die Bilder etwas stärker bearbeitet, so dass sie trotz gleicher Auflösung oft weicher wirken als mit der Hauptkamera. Es gibt auch eine Option, um Bilder mit 4-fach Zoom aufzunehmen, aber in diesem Fall sind die Bilder sehr weich und nur manchmal brauchbar.
Die Ultrawide-Kamera hat die gleiche Auflösung von 50 Megapixeln, erzeugt die Bilder aber auf eine ganz andere Art und Weise. Das Farbschema entspricht nicht dem der beiden anderen Kameras, die Bilder sind weicher und man bekommt nur gute Bilder, wenn viel Licht vorhanden ist.
Die 50-Megapixel-Kamera auf der Vorderseite kommt gut mit schlechten Lichtverhältnissen zurecht, aber in einigen Fällen werden die Bilder zu starke Schatten aufweisen, insbesondere bei Gegenlichtaufnahmen.
Bevor wir auf die Fähigkeiten dieses Smartphones bei schlechten Lichtverhältnissen eingehen, sollten wir die Partnerschaft zwischen Vivo und Zeiss besprechen.
Zeiss und Vivo arbeiten schon seit längerer Zeit bei den Smartphones der X-Serie zusammen, aber dies ist das erste Mal, dass die beiden Marken bei einem Smartphone der V-Serie zusammenarbeiten, und zwar beim Vivo V30 Pro und nicht beim Vanilla V30. Für die X-Serie hat Vivo das Zeiss-Logo und das ikonische T-Logo um das Kameramodul gedruckt, was bedeutet, dass die Kamera nicht nur gemeinsam mit Zeiss entwickelt wurde, sondern auch die T-Beschichtung verwendet.
Dies ist beim Vivo V30 Pro nicht der Fall. Es hat nur das Zeiss-Logo ohne das T*-Zeichen, und wie die Marke bestätigt, sind die Linsen nicht beschichtet.
Das bedeutet, dass das Vivo V30 Pro die Zeiss-Linsenemulation in der Kamera-App hat, wenn Sie Porträts aufnehmen, aber die Ergebnisse werden nicht so gut sein wie bei einem Smartphone der X-Serie.
Ich habe mit diesen Filtern (genannt Zeiss Style Bokehs) herumgespielt und sie sind eine gute Ergänzung für ein Mittelklasse-Smartphone. Ich habe sie mit dem neuen Auralicht ausprobiert und es sind ganz gute Porträts entstanden. Das Auralicht kann die Farbtemperatur automatisch an die Lichtverhältnisse anpassen oder man kann sie manuell einstellen.
Die Low-Light-Fotografie des Vivo V30 Pro ist gemischt. Die Hauptkamera macht visuell beeindruckende Bilder, obwohl kein Licht im Bild ist. Ich habe einige Fotos in völliger Dunkelheit aufgenommen, und die Kamera hat es trotzdem geschafft, die Farben mit guten Details wiederzugeben. Obwohl das Smartphone im Dunkeln länger braucht, um Bilder aufzunehmen, habe ich dank des OIS keine unscharfen Bilder erhalten.
Das Teleobjektiv ist bei völliger Dunkelheit nicht besonders gut, liefert aber bei Szenen mit etwas Licht gute Bilder. Die Sättigungswerte sind in Ordnung, aber die Bilder wirken überbelichtet und weicher als üblich. Dasselbe gilt für die Ultrawide-Kamera. Die damit aufgenommenen Bilder sind weicher und haben nicht das gleiche Farbschema, was sehr störend sein kann.
Die Frontkamera funktioniert gut bei schlechten Lichtverhältnissen. Sie sorgt dafür, dass das gesamte Bild gut aussieht und nicht durch Überbelichtung die Nacht zum Tag macht. Die Fokussierung ist etwas, mit dem sie manchmal zu kämpfen hat.
Das Vivo V30 Pro kann Videos mit bis zu 4K 60fps mit allen drei rückseitigen Kameras und auch mit der Frontkamera aufnehmen. Hier glänzt der OIS bei Videos, die mit der Hauptkamera aufgenommen wurden. Ich habe einige Videos mit der Hauptkamera aufgenommen und die Ergebnisse waren ziemlich beeindruckend. Die Kamera kommt gut mit hellem Sonnenlicht zurecht und zeigt einen guten Dynamikbereich. Die Aufnahmen unterwegs sind seit dem Vivo V29 Pro besser geworden, das Smartphone hat nicht mehr so viele Probleme mit bewegten Bildern und die Stabilisierung ist recht gut. Auch die Ergebnisse der Tele- und Ultraweitwinkelkamera können sich sehen lassen. Erstaunlich ist, dass die drei rückwärtigen Kameras bei Videos einen ähnlichen Farbton beibehalten. Bei schlechten Lichtverhältnissen haben die Kameras zu kämpfen und es ist viel Rauschen in den Aufnahmen zu sehen, besonders bei der Tele- und der Ultraweitwinkelkamera.
Die 50-Megapixel-Kamera auf der Vorderseite nimmt ausreichend Videos auf, die auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut aussehen, aber manchmal unscharf sind. Die Videos bei schlechten Lichtverhältnissen sind mehr schlecht als recht. Es gab Fälle, in denen ich am Ende ein verwaschenes Video hatte, das nicht sehr brauchbar war. Manchmal gab es aber auch Videos, die ziemlich gute Details enthielten und gut ausgeleuchtet waren.
Vivo V30 Pro Test: Fazit
Das Vivo V30 Pro ist kein grosser Sprung im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem Vivo V29 Pro. In Bezug auf die Benutzererfahrung und die Kameraleistung bietet das Vivo nur inkrementelle Verbesserungen, wie ein etwas schnelleres Aufladen und eine längere Akkulaufzeit. Es gibt auch einige neue Kamerafunktionen, wie die Integration von Zeiss Style Bokehs (oder Filtern) in ein Smartphone der V-Serie, die einen Verbraucher, der gerne Porträtfotos macht, ansprechen könnten.
Leider fehlen dem Telefon einige wichtige Funktionen, die bei anderen Smartphones dieser Preisklasse zu finden sind, wie z. B. eine bessere offizielle IP-Einstufung für Staub- und Wasserfestigkeit und die neuen KI-Funktionen, auf die sich die meisten Hersteller im Jahr 2024 konzentrieren werden.
Seltsamerweise ist das aber nicht wirklich ein Problem. Vivo tauscht im Grunde Leistung gegen bessere Kamera-Hardware und Funktionen (von denen einige von den Top-Modellen der Vivo X-Serie übernommen wurden). Einfach ausgedrückt: Es ist ein Smartphone, das sich auf die Fotografie konzentriert und sich nicht an Gamer oder Power-User richtet.
Wer zu diesem Preis mehr Leistung sucht, sollte sich das OnePlus 12R (Testbericht) ansehen, das mit seinem Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2 SoC eine deutlich bessere Leistung bietet. Wenn Sie auf der Suche nach KI-Funktionen und einer offiziellen IP-Einstufung sind, bietet das Pixel 7a (Testbericht) zum gleichen Preis eine bessere Software (mit schnellen Updates) und eine sehr zuverlässige Kameraleistung.