Einleitung
Mit wenigen Ausnahmen sind Android-Tablets eher für Multimedia-Anwendungen als für ernsthafte Arbeit gedacht. Nur wenige der besten Tablets bieten die Produktivität der iPad-Reihe von Apple – und die sind sehr teuer. Das neueste Mittelklasse-Modell von Xiaomi soll das ändern. Das Xiaomi Pad 7 Pro verfügt über die technischen Daten und das Design, um höherwertige Konkurrenten herauszufordern. Zudem bietet es eine Reihe optionaler Extras, die es zu einer echten Alternative zum Laptop machen.
Und da sich das Google Pixel Tablet eher zu Hause fühlt … Nun ja, in Ihrem Zuhause und das OnePlus Pad 2 etwas größer geworden ist, könnte dieses 11,2-Zoll-Gerät das Goldilocks-Tablet für alle sein, die nicht bereit sind, viel Geld für ein übergroßes Tablet auszugeben.
Design und Funktionen: Alles dreht sich um das Zubehör.

Moment mal, habe ich dich nicht schon einmal gesehen? Mit seinem Metallgehäuse, den flachen Seiten und den abgerundeten Ecken sieht das Xiaomi Pad 7 Pro genauso aus wie die meisten seiner Konkurrenten. Nur das charakteristische quadratische Kameramodul auf der Rückseite hebt es von der Masse ab. Das hat aber auch einen Vorteil: Es gibt keine offensichtlichen Hinweise darauf, dass dieses Tablet weniger als die Hälfte eines iPad Pro kostet.
Mit 6,18 mm ist es nur geringfügig dicker als das iPad Pro mit 5,3 mm. Auf der Rückseite befinden sich ähnliche Pogo-Pins zum Anschließen von Zubehör und an den Seiten passende Lautsprechergitter für das Dolby-Atmos-zertifizierte Audiosystem. Die graue Farbgebung meines Testgeräts passt sogar gut zu Apple. Die grüne und blaue Version haben etwas mehr Charakter.
Mit 500 Gramm ist es etwas schwerer als ein iPad Air oder iPad Pro und die Bildschirmränder sind etwas dicker, aber dennoch komfortabel genug, um das Gerät mit einer Hand zu bedienen. Ich fand, dass die Aluminiumverarbeitung von Xiaomi nicht ganz so gut Fingerabdrücke kaschiert, aber ansonsten fühlte es sich angemessen hochwertig an.
Maschinell bearbeitete Metalltasten für die Ein-/Aus-Taste und die Lautstärkeregelung runden das Design ab. Die Ein-/Aus-Taste dient gleichzeitig als Fingerabdrucksensor, der während meiner Tests schnell und präzise funktionierte. Das Gerät verfügt auch über eine Gesichtserkennung, allerdings nicht in einer Form, die die Authentifizierung in Banking-Apps ermöglicht. Die Selfie-Kamera befindet sich in der Mitte der längeren Kante des Tablets, sodass sich das Gerät für Videoanrufe am besten im Querformat eignet.
Die meisten Tablets sind in puncto Fotografie nicht besonders gut, doch die 50-Megapixel-Kamera auf der Rückseite des Pad 7 Pro liefert eine recht gute Leistung. Sie wird Ihr Smartphone zwar nicht ersetzen, kann aber 4K-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde aufnehmen und zeigt in gut beleuchteten Szenen eine gute Detailgenauigkeit. Für das Scannen von Dokumenten ist sie völlig ausreichend.
Wenn Sie das Pad 7 Pro in das Focus-Keyboard-Zubehör von Xiaomi einsetzen, verwandelt es sich in einen Mini-Laptop mit einer vollständigen QWERTZ-Tastatur und einem Touchpad aus Glas. Das schwebende Scharnierdesign ähnelt dem Magic Keyboard von Apple, allerdings fehlt der USB-C-Anschluss an der Seite. Die Kunstlederoptik und die gepolsterte Innenseite schützen das Tablet vor Kratzern.
Ich finde es toll, dass die Tastatur hintergrundbeleuchtet ist (auch wenn man dafür in die Einstellungen gehen muss, statt eine Tastenkombination zu verwenden), und dank der stufenlosen Verstellung von 0 bis 124° hatte ich nie Probleme, einen geeigneten Blickwinkel zu finden – selbst auf einem engen Economy-Flugzeugsitz.
Android fühlt sich mit einer angeschlossenen Tastatur immer noch nicht ganz wie zu Hause an, da einige Tastenkombinationen nicht wie erwartet funktionieren. Die Tasten selbst haben jedoch einen guten Hubweg und eine federnde Anschlagdynamik, die um Längen besser ist als das Tippen auf einem Touchscreen für längere Dokumente.
Ich konnte den Xiaomi Focus Pen-Stift nicht testen, daher kann ich nicht sagen, ob er die vom Hersteller versprochene „Latenzzeit im Millisekundenbereich“ einhält. Ich weiß jedoch, dass man ihn dank Magneten an der Seite des Tablets befestigen kann, wo er kabellos aufgeladen wird.
Bildschirm und Sound sind klare Glanzpunkte.

Mit einer Größe von 11,2 Zoll passt das Xiaomi Pad 7 Pro meiner Meinung nach perfekt in die Kategorie der Tablets: Es ist klein genug, um es mit einer Hand zu bedienen, und dennoch groß genug, um zwei Apps bequem nebeneinander anzuzeigen. Das Seitenverhältnis von 3:2 entspricht eher der Philosophie von Apple als dem von vielen Android-Tablets bevorzugten 16:9, was bedeutet, dass sich bei Streaming-Inhalten schwarze Balken nicht wirklich vermeiden lassen, dafür gewinnt man im geteilten Bildschirm aber etwas Platz in der Vertikalen dazu.
Xiaomi hat sich für ein IPS-LCD-Panel entschieden und nicht an den Spezifikationen gespart: Sie erhalten eine wunderbar scharfe Auflösung von 3200 x 2136, die die meisten anderen Tablets der Mittelklasse alt aussehen lässt. Die Bildwiederholfrequenz erreicht schnelle 144 Hz und HDR10 wird ebenfalls unterstützt.
Die Farben sind zwar nicht ganz so lebendig wie beispielsweise bei einem Samsung Galaxy Tab S9, dennoch sind sie sehr ausdrucksstark. Auch Kontrast und Schwarzwerte können nicht mit OLED mithalten, sodass insbesondere dunkle Szenen eher grau als schwarz erscheinen. Aber ansonsten bietet das Pad 7 Pro eine Leistung, die seinem Preis gerecht wird. Es ist auch viel heller als die meisten OLEDs und erreicht eine Spitzenhelligkeit von 800 Nits, sodass weiße Highlights gut zur Geltung kommen. Das macht es praktisch für den Einsatz im Freien, wenngleich die glänzende Oberfläche Lichtreflexionen stark sichtbar macht.
In bestimmten Märkten wird eine mattierte Glasversion mit papierähnlicher Textur für deutlich reduzierte Reflexionen erhältlich sein. In Großbritannien wird sie für 549 £ verkauft, was einen deutlichen Aufpreis gegenüber der hier getesteten Version darstellt.
Auch in puncto Sound enttäuscht das Pad 7 Pro nicht. Die vier Lautsprecher sind für eine Person leicht laut genug und können einen kleinen Raum füllen, sofern keine starken Hintergrundgeräusche zu hören sind. Verzerrungen werden auch bei höheren Lautstärken unter Kontrolle gehalten und die Basswiedergabe ist für ein Tablet gar nicht schlecht.
Die Software-Erfahrung ist umstritten.
Xiaomi hat seine Android-Oberfläche HyperOS um einige tablet-spezifische Upgrades erweitert, darunter ein schwebendes Dock, das das Wechseln zwischen Apps und das Arbeiten im geteilten Bildschirm erleichtert. Dieses Dock unterscheidet sich nicht wesentlich von den Docks, die ich von Konkurrenz-Tablets kenne: Man kann Apps per Drag & Drop an den Bildschirmrand ziehen, um sie nebeneinander anzuzeigen, oder sie durch Antippen in einem schwebenden Fenster öffnen.
Im Workstation-Modus werden alle Fenster verkleinert, wodurch das Layout einem traditionellen Laptop-Desktop ähnelt. Die maximale Anzahl von vier Fenstern war für mich während der Arbeitszeit völlig ausreichend. Allerdings fand ich es etwas umständlich, dass ein Fenster die anderen immer verdeckte. Der Desktop-Modus von Samsung ist etwas effektiver.
Wenn Sie kein Xiaomi-Smartphone besitzen, entgehen Ihnen einige zusätzliche Funktionen. So kann das Pad 7 Pro auf eine gemeinsame Zwischenablage zugreifen, auf einem anderen Gerät geöffnete Apps fortsetzen, Benachrichtigungen vom Smartphone anzeigen und sogar dessen Startbildschirm spiegeln. Außerdem können Sie zwei Kameras gleichzeitig für Live-Streaming aus mehreren Blickwinkeln verwenden.
Es läuft auf Android 15 mit einigen eigenen Apps neben denen von Google und erfreulich wenig Bloatware von Drittanbietern. Sie erhalten Extras wie den Sprachassistenten Gemini und Circle to Search. Auch bei seinen eigenen KI-Funktionen hat Xiaomi nicht gespart. Der Schreibassistent kann Ihre Texte erweitern oder aufpolieren und lange Artikel zusammenfassen. Er kann Sprachaufzeichnungen transkribieren und zusammenfassen. Videoanrufe in Fremdsprachen können in Echtzeit übersetzt werden. Die Bildbearbeitungswerkzeuge des Unternehmens wurden komplett aus der Smartphone-Reihe übernommen. Ich würde keines davon als makellos bezeichnen, aber sie funktionieren genauso überzeugend wie die entsprechenden Funktionen von Google, Samsung oder Apple.
Leistung und Akkulaufzeit: ein echter Konkurrent.

Mid-Range-Tablets sind in letzter Zeit deutlich leistungsfähiger geworden. OnePlus und Honor haben sich beide für neuere Snapdragon-Chips entschieden. Xiaomi ist hier mit einem Snapdragon-8s-Gen-3-Chipsatz gefolgt, der mit 8 oder 12 GB RAM gepaart ist. Damit hat das Pad 7 Pro mehr als genug Power für den täglichen Gebrauch, insbesondere, wenn Sie meist nur eine App gleichzeitig nutzen.
Auch Multitasking funktioniert einwandfrei, entweder nebeneinander oder im Workstation-Modus von Xiaomi mit mehreren schwebenden Fenstern. Zwar schneidet das OnePlus Pad 2 in Benchmark-Tests besser ab, aber nicht um Längen. Dafür muss man auch deutlich mehr bezahlen. Es liegt in etwa auf dem Niveau des letzten Galaxy Tab S98 von Samsung, das zu einem ähnlichen Preis erhältlich ist. Es gibt hier wirklich nichts zu beanstanden.
Es ist gut genug für Spiele mit 60 fps, selbst bei rasanten Action-Titeln wie Fortnite. Ich bin nicht überzeugt, dass viele 3D-Titel die maximale Bildwiederholfrequenz von 144 Hz erreichen werden. Sie werden sich aber auch nicht wie Diashows anfühlen oder Details auf cartoonartiges Niveau reduzieren.
Nach einer halben Stunde Diablo Immortal sank die Akkukapazität um etwa 10 %, was eine sehr respektable Leistung ist. Der 8850-mAh-Akku des Pad 7 Pro ist nicht der größte, den ich in einem 11-Zoll-Tablet gesehen habe, aber er hat viel Ausdauer. Ich konnte das Gerät mehrere Tage lang normal nutzen und im Stand-by-Modus sank der Akku kaum. Das ist eine bessere Leistung als beim OnePlus Pad 2 und wird nur von größeren Geräten mit viel höheren Kapazitäten übertroffen.
Dank der 67-W-Kabelaufladung über USB-C muss man zudem nicht allzu lange auf eine neue Ladung warten.
Fazit zum Xiaomi Pad 7 Pro
Für sich genommen bietet das Xiaomi Pad 7 Pro viel für sein Geld. Die Leistung ist überzeugend, die Akkulaufzeit ist hervorragend und das Display bietet mehr Pixel als fast jedes andere Gerät in dieser Preisklasse. Die Tablet-spezifischen Anpassungen von Xiaomi an Android sind gut durchdacht, und die Integration in das breitere Ökosystem des Unternehmens funktioniert nahezu nahtlos.
Zubehör macht aus einem Tablet mehr als nur ein überdimensionales Smartphone, und in diesem Bereich hat Xiaomi ganze Arbeit geleistet. Insbesondere die Focus-Tastatur ist eine Freude beim Tippen und verwandelt das Pad 7 Pro in ein tragbares Produktivitätswunder. Das treibt natürlich den Preis in die Höhe. Wenn Sie sich umschauen, werden Sie feststellen, dass Konkurrenten ihre Tastaturen oft zum gleichen Preis mitliefern.
Für Streaming-Fans könnte das Fehlen der OLED-Technologie ein Wermutstropfen sein. Kreative Nutzer mit spezifischen Anwendungsfällen für bestimmte Software könnten die App-Auswahl von Android ebenfalls als bescheidener empfinden als die von Apples iPadOS. Dafür müssen sie allerdings auch deutlich mehr bezahlen.