Testbericht Beats Pill: Ein Revival, auf das sich das Warten gelohnt hat

Vorteile
  • Verbesserte Klangqualität
  • Kabelloses Audio über USB-C
  • Robuste Konstruktion
  • 24 Stunden Akkulaufzeit
Nachteile
  • Ton leidet bei hoher Lautstärke
  • Bass kann ungleichmäßig sein
  • Keine iOS-App

Als Beats Anfang 2022 den Pill+ auf den Markt brachte, schien das Unternehmen mit tragbaren Bluetooth-Lautsprechern am Ende zu sein. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Unternehmen seit mehr als sechs Jahren kein neues Modell mehr auf den Markt gebracht – weit entfernt von dem Veröffentlichungsrhythmus, den wir von Beats gewohnt sind. Doch zur Überraschung vieler kehrte das Unternehmen mit dem neu gestalteten Pill ($150) auf den überfüllten Markt zurück. Das Unternehmen hat die Ästhetik seiner älteren Modelle mehr als die des neuesten Pill+ übernommen und das Innere des Geräts komplett überarbeitet, um die Klangqualität zu verbessern. Darüber hinaus wurde das neue Pill robuster, die Akkulaufzeit verdoppelt und moderne Funktionen wie verlustfreies Audio hinzugefügt, um die Mängel des Vorgängermodells zu beheben.

Ein Rezept für besseren Klang

Obwohl es einige sichtbare Veränderungen gibt, hat Beats den Großteil der Überarbeitung im Inneren des neuen Pill vorgenommen. Vor allem hat das Unternehmen die doppelte Hochton- und Tieftoneinheit der Pill+ zugunsten eines neuen Designs aufgegeben, bei dem nur eine von beiden verwendet wird. Ein größerer, leistungsfähigerer Tieftöner sorgt für einen kräftigeren Bass mit geringerem Klirrfaktor (THD) und einem tieferen Frequenzbereich.
Auch der Hochtöner wurde verbessert. Der Mittel- und Hochtöner ist in einem separaten Gehäuse untergebracht und verfügt über eine größere hintere Öffnung. Laut Beats reduziert diese Anordnung die Übersprechung zwischen dem Hochtöner und dem Tieftöner, um den gesamten Frequenzbereich der Pill abzudecken. Dadurch arbeiten die beiden Komponenten effizienter, da der Hochtöner nur für die Mitten und Höhen zuständig ist, während der Tieftöner die Bässe erzeugt.
Ein weiteres Feature, das Beats dem neuen Pill hinzugefügt hat, ist verlustfreies Audio über USB-C. Der Lautsprecher kann Musik in höherer Qualität mit bis zu 24 Bit/48 kHz über eine Kabelverbindung verarbeiten. Dies ist meine bevorzugte Art, die Pill zu hören, da der Klang durch die bessere Klarheit noch eindringlicher ist. Billy Strings’ Live Vol. 1 in Hi-Res Lossless auf Apple Music ist beispielsweise deutlich besser als das Hören über Bluetooth. Natürlich wird der Lautsprecher auch in diesem Szenario aufgeladen, da man physisch mit dem Laptop oder dem Gerät verbunden ist, von dem gestreamt wird.

All dies führt zu einer deutlich verbesserten Klangqualität des neuen Pill. Der Pill+ war für das Jahr 2015 nicht schlecht, aber tragbare Bluetooth-Lautsprecher haben in neun Jahren einen weiten Weg zurückgelegt. Die Änderungen unter der Haube sorgen für eine hervorragende Klarheit mit kräftigen Höhen, vollen Mitten und dröhnenden Bässen über einen Großteil des Lautstärkebereichs. Bei maximaler Lautstärke wird es allerdings etwas unübersichtlich, da der Lautsprecher bei 85 % und darunter nicht mehr die klare und scharfe Detailwiedergabe bietet, die er eigentlich haben sollte.

Bei „Cross To Bear“ von Balance and Composure gibt der Pille die beißende Kombination aus Bassdrum und Snare mit der darüber liegenden dröhnenden Basslinie präzise wieder. Die Gitarren weben sich schichtweise durch, und der Gesang bleibt sauber im Mix. Die tiefen Töne geben dem Alternative-Rock-Song eine Tiefe, die viele Lautsprecher dieser Größe nicht bieten können. Auch bei wummernden Hip-Hop-Songs von Run The Jewels und Kaytranada macht die Pille einen respektablen Job, obwohl die Box bei sehr tiefen Bässen wie bei „Out Of Sight“ von RTJ4 zu kämpfen hat. Der Klang ist nicht so sauber wie bei den meisten anderen Songs dieses Genres, die ich getestet habe.

Die Modi Amplify und Stereo sind von der Pill+ übernommen worden, um die Möglichkeiten der Pill zu erweitern – wenn man zwei davon hat. Der erste Modus bietet einfach einen größeren und lauteren Sound, da man die Leistung von zwei Lautsprechern nutzt. Der zweite Modus erzeugt ein echtes Stereopaar mit einem linken und einem rechten Kanal. Beide Modi funktionieren gut, aber wenn Sie nur die eingebauten Bedienelemente verwenden, um den Stereomodus zu aktivieren, müssen Sie daran denken, die Lautsprecher zuerst im Verstärkungsmodus anzuschließen. In den iOS-Einstellungen gibt es dafür keine Option, aber Sie können die Modi in der eigenständigen Beats-App für Android aktivieren.

Das Design der Beats Pill

Eine sichtbare Designänderung ist, dass die Lautsprecher jetzt in einem Winkel von 20 Grad angebracht sind. Laut Beats soll dadurch die Klangprojektion verbessert werden. Der neue Pill ist besser in der Lage, den Klang in Richtung der Ohren zu projizieren, wenn er auf einem Regal oder Tisch steht, anstatt ihn einfach nach vorne abzustrahlen. Besonders beeindruckt hat mich, wie gut der Pill die tiefen Töne von wummernden Hip-Hop- und Elektronik-Tracks wiedergibt.

Auf der Oberseite der Pill befinden sich vier Tasten, die eine ganze Reihe von Bedienelementen enthalten. Der Einschaltknopf auf der linken Seite steuert das Pairing, den Akkustatus, den Sprachassistenten, USB-C-Audio und die Umkehrung der Laderichtung. In der Mitte befindet sich die redundant benannte Mitteltaste, die für die Mediensteuerung zuständig ist und auch bei der Aktivierung der Modi Amplify und Stereo eine Rolle spielt. Auf der rechten Seite befinden sich die beiden Lautstärketasten. Diese Tasten sind kreisförmig, funktionieren zuverlässig und sind leicht zu ertasten.

Der neue Pill ist auch für den Einsatz im Freien geeignet. Beats hat den Lautsprecher nach IP67 staub- und wasserdicht gemacht, während der Pill+ überhaupt keine IP-Klassifizierung hatte. Diese Zahl bedeutet, dass die Pill vollkommen staubdicht ist und ein komplettes Eintauchen in Wasser bis zu einer Tiefe von einem Meter für 30 Minuten übersteht. Das reicht aus, um einen Tag am Strand oder im Schwimmbad zu verbringen, ohne dass man sich Sorgen um Schäden machen muss. Beats hat außerdem eine Schlaufe am Ende des Lautsprechers angebracht, mit der das Gerät leicht getragen oder aufgehängt werden kann.

Die Beats Pill als Freisprechanlage

Beats wirbt damit, dass die neue Pill auch als Freisprecheinrichtung genutzt werden kann. Diese Funktion gab es schon früher bei Bluetooth-Lautsprechern, aber das Unternehmen behauptet, dass die Kombination aus einem Algorithmus, der Geräusche erkennt, und einer Vollduplex-Funktion (beide Seiten können deutlich hören, ohne dass die Verbindung unterbrochen wird) zu einem besseren Erlebnis führt. Meine Tests haben gezeigt, dass dies der Fall ist, da die Pill in ruhigen Umgebungen viel besser klingt als die meisten Ohrstöpsel. Die Tonqualität bei Telefonaten leidet zwar, wenn der Lautsprecher versucht, Hintergrundgeräusche zu unterdrücken, aber es ist immer noch Ihre Stimme, die klar und deutlich zu hören ist und nicht ein lauter Ventilator oder andere Ablenkungen.

Akkulaufzeit

Beats gibt an, dass der neue Pill bis zu 24 Stunden mit einer Ladung auskommt, was für ein paar Tage ausreicht. Bei meinen Tests habe ich festgestellt, dass der Lautsprecher sogar noch länger hält. Das liegt vielleicht daran, dass ich die Lautstärke meistens auf 35 bis 40 Prozent gehalten habe, denn bei 50 Prozent ist die Pill richtig laut. Nach 14 Stunden Musikwiedergabe auf meinem Laptop und meinem iPhone habe ich immer noch 70 Prozent Akkuladung.

Falls es doch mal eng wird, ist der Pill mit der Fast Fuel-Funktion von Beats ausgestattet, mit der man zwei Stunden Musik hören kann, wenn man ihn für zehn Minuten an die Steckdose hängt. Außerdem wird der Lautsprecher aufgeladen, während er über ein USB-C-Kabel mit einem anderen Gerät, z. B. einem Laptop, verbunden ist. Die Pill hat eine Ladefunktion, mit der man auch sein Handy oder andere kleine Geräte aufladen kann, und man kann die Laderichtung umkehren, indem man dreimal auf die Power-Taste drückt.
Die Konkurrenz

Es gibt so viele Alternativen zu Beats Pill, von denen viele für 100 Dollar oder weniger erhältlich sind. Ich empfehle Ihnen, unseren ausführlichen Ratgeber über die besten Bluetooth-Lautsprecher zu lesen, in dem Sie einige Vorschläge finden und erfahren, worauf Sie beim Kauf achten sollten. Aus dieser Liste möchte ich den JBL Charge 5 hervorheben, vor allem wegen seiner Klangqualität. Er ist genauso robust wie der Pill und man kann zwei davon für ein Stereo-Setup verwenden oder ihn mit allen PartyBoost-fähigen JBL-Geräten synchronisieren. Der Charge 5 hat außerdem eine Akkulaufzeit von bis zu 20 Stunden und eine integrierte Powerbank, mit der man sein Handy aufladen kann. Das macht ihn zu einem tollen Angebot für unter 150 Euro.

Nachbereitung

Ich werde der Erste sein, der zugibt, dass ich keinen neuen Beats-Lautsprecher auf meiner 2024 Bingo-Karte hatte. Aber ich gebe auch zu, dass ich die Zeit mit dem neuen Pill genossen habe, vor allem wegen der deutlich verbesserten Klangqualität. Die verdoppelte Akkulaufzeit, verlustfreies Audio über USB-C und die robustere Bauweise machen den Pill zu einem echten Konkurrenten für die beliebten Modelle von Ultimate Ears, JBL und anderen. Zudem hat Beats den Preis deutlich gesenkt, so dass das neue Modell mit 150 US-Dollar deutlich günstiger ist. Auch wenn der Klang bei extremen Lautstärken nicht so gut ist und die Bässe bei manchen Titeln nicht so gleichmäßig klingen, ist die allgemeine Klangqualität der beste Aspekt des Pill. Und das macht ihn zu einer guten Ergänzung für den Musikkonsum.

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