Sony ULT Wear Testbericht

Technische Daten
  • Batterie-Stunden: 30
  • Schnellladung: ja
  • Gewicht: 255 G
  • Erscheinungsdatum: 2024
  • Modellnummer: Sony ULT WEAR
  • Audio-Auflösung: SBC, AAC, LDAC
  • Treiber(s): 40mm Neodym
  • Rauschunterdrückung?: Neodym ja
  • Anschlussmöglichkeiten: Bluetooth 5.2
  • Farben: Weiß, Schwarz, Grün
  • Frequenzbereich: 20 20000 - Hz
  • Kopfhörer-Typ: Über-Ohr
  • Sprachassistent: Amazon Alexa, Google Assistant
Vorteile
  • (Sehr) durchsetzungsfähiger Klang
  • Gute Spezifikation und Ausstattung
  • Erwartungsgemäß gut gemacht und verarbeitet
Nachteile
  • Schrecklich unausgewogener Klang (im besten Fall)
  • Mangel an Subtilität, Einfühlungsvermögen und Ausgewogenheit
  • Kann von preiswerteren Sony-Alternativen übertroffen werden

Einleitung

Sony kennt sich mit kabellosen Kopfhörern aller Art bestens aus – das hat sich in den letzten zehn Jahren gezeigt.

Doch mit dem ULT Wear will das Unternehmen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Ein Paar kabellose Over-Ear-Kopfhörer, die die Lücke zwischen dem Premium-Modell WH-1000XM5 und dem günstigeren WH-CH720N schließen und gleichzeitig junge Leute ansprechen sollen.

Weiß Sony also, was Jugendliche außer einem günstigen Preis anspricht? Finden wir es heraus…

Verfügbarkeit

Das Sony ULT Wear (oder wie es mit vollem Namen heißt: Sony WH-ULT900N) ist ab sofort im Handel erhältlich und kostet in Großbritannien 179 £, in Amerika 199 $, in Europa 179 € und in Australien 439 AU$.

Damit schließt sich zwar eine kleine Lücke im Angebot der kabellosen Over-Ear-Kopfhörer von Sony, aber der ULT Wear ist nicht konkurrenzlos. Der Accentum Plus von Sennheiser ist beispielsweise sehr ähnlich teuer und der UX3000 von Final Audio kostet etwas weniger.

Verarbeitung

  • Erwartungsgemäß gut verarbeitet
  • Drei Oberflächen
  • 255g

Beim Design des ULT Wear hat Sony ganze Arbeit geleistet. Innerhalb der streng definierten Grenzen von Over-Ear-Kopfhörern ist dies ein diskretes, gut aussehendes Paar, das dem (wesentlich teureren) Sony WH-1000XM5 in nichts nachsteht.

Erhältlich in Schwarz oder Waldgrau (das unbestreitbar grün ist) sowie in Weiß bei meinem Testmuster, sind die Sony so gut verarbeitet, wie man es von dieser Firma erwartet. Die Ohrmuscheln selbst sind etwas tiefer als üblich, aber wenn man nicht gerade einen extrem schmalen Kopf hat, sieht man nicht aus wie ein Cyberman – und man sitzt auf jeden Fall bequem darin, dank der gut gepolsterten, mit Kunstleder überzogenen Auflagepunkte aus Memory-Schaumstoff.

Der Kopfbügel lässt sich gut einstellen, der Übergang zwischen Kopfbügel und Ohrmuscheln ist beweglich, und die Sony lassen sich so geschickt zusammenfalten, dass sie in einem kleinen, unauffälligen Etui transportiert werden können.

Die einzigen Stellen, an denen ULT Wear nicht ganz unauffällig ist, sind das Firmenlogo und einer der wenigen physischen Bedienknöpfe. An beiden Enden des Kopfbügels ist das Sony-Logo in schnellem Lentikulardruck aufgebracht, die gleiche Technik wird für den (relativ) großen ULT-Knopf an der linken Ohrmuschel verwendet. Auf die verhängnisvollen Auswirkungen dieser Taste komme ich noch zu sprechen…

Ausstattung

  • Bluetooth 5.2 mit SBC-, AAC- und LDAC-Codec-Unterstützung
  • Dynamische 40 mm Treiber für den gesamten Frequenzbereich
  • 30 bis 50 Stunden Batterielaufzeit

ULT Wear nutzt Bluetooth 5.2 für die drahtlose Verbindung und ist neben den Standard-Codecs SBC und AAC auch mit dem von Sony entwickelten LDAC kompatibel. Mit einem entsprechenden Abspielgerät können Sie also 32-bit/96kHz (bis zu 990kbps) drahtlos streamen.

Sobald der Ton an Bord ist, wird er von einem Paar dynamischer 40-mm-Breitbandlautsprecher an Ihre Ohren übertragen. Sony gibt den Frequenzgang mit 5 Hz bis 20 kHz an, was für einen kabellosen Over-Ear-Kopfhörer durchaus angemessen ist. Der gleiche V1-Prozessor, der auch im Premium-Kopfhörer WH-1000XM5 zum Einsatz kommt, ist auch für die aktive Geräuschunterdrückung zuständig, und zwar nicht nur für die eigentlichen Audioinhalte, sondern auch für den Klang.

Strahlformungsmikrofone in jeder Hörmuschel versorgen den Prozessor mit Informationen, damit er sich an die Umgebungsbedingungen anpassen kann – die ANC kann auch ausgeschaltet oder auf “Ambient” gestellt werden, um ein wenig Außengeräusche zuzulassen. In der linken Hörmuschel befindet sich eine Taste, mit der Sie zwischen ANC und Ambient umschalten können. Wer die ANC komplett ausschalten möchte, muss sich mit der Sony Headphones Control App auseinandersetzen.

Die App selbst ist hier genauso umfangreich und nützlich wie überall sonst. Sie ermöglicht nicht nur die Einstellung von ANC, sondern auch die Einstellung des Equalizers, erkennt, wo man sich befindet und passt den Klang entsprechend an (Adaptive Sound Control). Außerdem werden Bilder Ihrer Ohren verwendet, um die räumliche Klangleistung zu optimieren, wenn einer Ihrer bevorzugten Streaming-Dienste Inhalte mit Sony 360 Reality Audio mischt. Hier können Sie sich auch mit einem geeigneten Sony Bravia XR-Fernseher verbinden, um personalisiertes Head-Tracking zu erleben. Dies ist eine der nützlichsten und lohnenswertesten Kontrollanwendungen, die es gibt.

Die Mikrofone helfen natürlich auch bei der Sprachunterstützung und der Gesprächsqualität und sind in beiden Fällen sehr effektiv. Über die kapazitive Touch-Oberfläche der rechten Hörmuschel lassen sich weitere Funktionen steuern (Play/Pause, Lautstärke erhöhen/verringern, vorwärts/rückwärts springen usw.), während die linke Hörmuschel über einen Ein/Aus-Knopf verfügt, der auch die Bluetooth-Kopplung initiiert. Außerdem gibt es eine 3,5-mm-Buchse (Sony liefert ein 1,2 m langes Kabel für kabelgebundenes Hören mit) und einen USB-C-Anschluss zum Aufladen des Akkus.

Die Akkulaufzeit selbst liegt bei sehr akzeptablen 50 Stunden ohne ANC und nicht ganz so schrecklichen 30 Stunden mit ANC. Der Ladevorgang von leer auf voll dauert etwa 200 Minuten.

Klangqualität

  • Enorm durchsetzungsfähiger, atemberaubender Klang
  • Jeglicher Sinn für Nuancen oder Details wird auf dem Altar des Basses geopfert…
  • …und das, bevor man den ULT-Knopf getestet hat

Ich kann auch gleich zur Sache kommen, allein schon deshalb, weil Sie die Sternebewertung am Anfang dieses Testberichts bereits gesehen haben. Um es kurz zu machen: Die ULT Wear ist klanglich in fast jeder Hinsicht mangelhaft. Dass ein Unternehmen mit den Ressourcen, dem Ruf und der Erfolgsbilanz von Sony sie zum Verkauf anbietet, ist meiner Meinung nach erstaunlich.

Ich habe Trompe Le Monde von den Pixies immer gemocht und fand immer, dass es etwas dünn und kantig klingt, in der typischen Indie-Manier der frühen 90er. Aber in den Händen der ULT Wear verwandelt es sich in eine Suppe aus unkontrollierten und undefinierten Bassaktivitäten, bei denen jeder Sinn für Dynamik zugunsten von Bass, Bass und noch mehr Bass auf der Strecke bleibt.

Die Präsenz der tiefen Frequenzen ist hier so stark, dass der Mitteltonbereich fast überschwemmt wird, während der obere Frequenzbereich ebenfalls einen aussichtslosen Kampf führt. Jegliches Gespür für Feinheiten, Nuancen oder Artikulationen verschwindet, während der Sony einem mit fast schon genüsslicher Wucht fette, schwerfällige Bässe um die Ohren haut.

Schaltet man auf Musik um, die eigentlich basslastig ist – Kimbara von Barry Can’t Swim zum Beispiel – reicht die Überlastung der tiefen Frequenzen aus, um eine Panikattacke auszulösen. Der ULT Wear dröhnt so gedankenlos wie eine Party, die man zwei Türen weiter hört, verdreht den Rhythmus völlig und opfert die Details der Basslastigkeit.

Und das ist bemerkenswert, bevor man sich die Eigenschaften des ULT-Knopfes ansieht. Er verfügt über zwei Modi, von denen jeder einen bedrohlicheren Namen trägt als der andere: Attack Bass und Deep Bass. Erstens ist die Vorstellung lächerlich, dass ULT Wear noch nie einen tiefen und gleichzeitig aggressiven Bass erzeugt hat. Und zweitens: Wer bisher dachte, er hätte undefinierte, übertriebene und monotone Bässe gehört, der hat sich getäuscht.

Da die ULT Wear so sehr auf ihren Zweck ausgerichtet sind, fällt es schwer, über die absurde Basswiedergabe hinauszuschauen, um etwas Positives an ihrer Leistung zu finden – aber ich versuche es trotzdem.

Die aktive Geräuschunterdrückung ist, wie bei allen ANC-Kopfhörern von Sony, recht gut – Außengeräusche, die nicht schon durch die reine Basspräsenz des Kopfhörers übertönt werden, werden eindrucksvoll unterdrückt. Und wenn man sich eine Aufnahme anhört, die keine tieffrequenten Informationen enthält – zum Beispiel Walking Song von Meredith Monk -, erweist sich der ULT Wear als recht aufschlussreich, recht klar und eigentlich recht gut organisiert. Wer also Musik ohne Bass hören will, kann das gerne tun.

Aber am Ende ist es, als würde man einen Schalter umlegen. Auch beim Hören von Podcasts wird es Momente geben, in denen die Stimme eines Sprechers von den mittleren zu den oberen Bassfrequenzen wechselt – und diese Momente nutzt der Sony wie das Finanzamt Ihr Geld. Und dann verschwindet jeder Anschein von Realismus. Noch einmal.

Abschließende Gedanken

Der Sony ULT Wear verwirrt mich zutiefst. Schließlich ist es das Produkt einer Firma, die normalerweise vernünftig und durchdacht ist – aber mit ULT Wear scheint sie sich einer Fokusgruppe ergeben zu haben, die sie davon überzeugt hat, dass das, was junge Leute wollen, ein Gesichtstattoo und ein Lautstärkeregler ist.

Ich gebe gerne zu, dass ich nicht mehr das bin, was man als jung bezeichnen würde – aber meiner Erfahrung nach braucht es schon etwas mehr als zu viel Bass, um junge Leute zu interessieren, denn wenn es um Kopfhörer geht, sind sie im Allgemeinen wie wir alle.

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