Sony A9 III im Test: Die Zukunft der Kameras ist schnell

Vorteile
  • Unglaublich schnell
  • Schneller und genauer Autofokus
  • Gute Stabilisierung
  • Hervorragende Videofähigkeiten
Nachteile
  • Reduzierte Bildqualität
  • Teuer

Nachdem Sony die Konkurrenz in den letzten Jahren hat aufholen lassen, hat das Unternehmen mit der A9 III mit 24,6 Megapixeln den Spieß umgedreht. Sie ist die erste spiegellose Kamera der Welt mit Global Shutter, dem lang ersehnten “Heiligen Gral”. Er eliminiert die Rolling-Shutter-Verzerrung, die bei CMOS-Kameras auftritt, vollständig, indem der gesamte Sensor auf einmal ausgelesen wird. Außerdem erhöht er die Geschwindigkeit und macht den mechanischen Verschluss überflüssig.

Als Pionierprodukt ist es mit 6.000 Dollar nicht billig, aber man kann davon ausgehen, dass der Preis für diese Technologie in Zukunft sinken wird. Ein Nachteil ist, dass die Bildqualität im Vergleich zu herkömmlichen Kameras aufgrund des Global Shutters geringer ist.

Lohnt es sich, die Bildqualität gegen Geschwindigkeit und Verzerrungsfreiheit einzutauschen, vor allem im Vergleich zu Kameras mit gestapelten Sensoren, die bereits sehr schnell sind? Um das herauszufinden, haben meine Freunde, die professionelle Fotografen sind, und ich ein Serienmodell einer Reihe von Aufnahmesituationen unterzogen.

Gehäuse und Handhabung

Die A9 III ist die bisher handlichste Kamera von Sony, die alle aktuellen Funktionen der Vorgängermodelle wie der A7R V übernimmt. Mit nur 617 Gramm ist sie für eine Vollformatkamera sehr leicht. Und der neu gestaltete Griff ist komfortabler und sicherer, was für Profis vor allem bei schweren Objektiven eine große Hilfe ist. Im Vergleich dazu kann die A1 von Sony laut meinen Fotografenfreunden einen ganzen Tag lang sehr anstrengend für die Hände sein.

Die drei oberen Einstellräder erleichtern das Auffinden der wichtigsten Einstellungen im vollständig manuellen Modus. Es gibt zwei Drehknöpfe, von denen einer für Video, Fotos, S&Q und die Aufnahmemodi zuständig ist, während der andere die Serienbildfunktion und den Autofokus steuert. Außerdem gibt es einen Joystick auf der Rückseite, ein Einstellrad und nicht weniger als 5 benutzerdefinierte Tasten.

Alles ist so übersichtlich angeordnet, dass das manuelle Fotografieren zum Kinderspiel wird. Auch die Menüs sind übersichtlich. Die Einstellungen sind logisch in Kategorien unterteilt und das Hauptmenü zeigt die wichtigsten Optionen (Verschlusszeit, Weißabgleich etc.) auf einen Blick. Alles lässt sich individuell anpassen und die Einstellungen können auf einer Speicherkarte gesichert werden.

Das hochauflösende Zwei-Millionen-Punkte-Display auf der Rückseite ist natürlich berührungsempfindlich für die Fokus- und Menüsteuerung. Es lässt sich aufklappen und nach oben oder unten neigen, um Fotografen und Kreativen gleichermaßen gerecht zu werden. Der Sucher ist mit 9,44 Millionen Punkten bei 120 Hz und der Hälfte davon bei 240 Hz der beste aller Kameras. Dank dieser hohen Auflösung lassen sich Schärfe und Farben leicht kontrollieren. Auch hier lässt Sony als Hauptlieferant des EVF für Kameras seine technischen Muskeln spielen.

Die Akkulaufzeit beträgt solide 500 Aufnahmen, aber mit dem neuen vertikalen Griff für 400 $, mit dem man die Kamera auch besser halten kann, kann man diese Zeit verdoppeln. Die Kamera hat einen doppelten Kartenslot, der sowohl SD UHS II als auch CFexpress unterstützt. Wie bei Sony üblich, handelt es sich dabei jedoch um die langsamere Typ-A-Variante. Diese sind weniger als halb so schnell wie CFexpress Typ A, aber ihre geringere Größe erlaubt es Sony, das Dual-Slot-Design zu realisieren.

Weitere wichtige Merkmale sind Kopfhörer- und Mikrofonanschlüsse, die es ermöglichen, Mikrofone der Marke Sony oder Audiozubehör an den Blitzschuh anzuschließen. Außerdem gibt es einen HDMI-Anschluss in voller Größe, einen USB-C-Ladeanschluss, Ethernet, Live-Streaming-Funktionen und vieles mehr.

Leistung

Mit Global Shutter, zwei Bionz-Prozessoren und dem gleichen dedizierten AI-Prozessor wie die A7R V ist die A9 III von Sony die schnellste Vollformatkamera der Welt.

Komprimierte RAW-Bursts können mit unglaublichen 120 Bildern pro Sekunde mit Autofokus und automatischer Belichtung aufgenommen werden, oder die Geschwindigkeit kann auf 60 oder 30 Bilder pro Sekunde reduziert werden.

Ein großer Nachteil ist, dass der 120-Sekunden-Modus nur mit unterstützten Sony-Objektiven funktioniert, während Objektive von Drittanbietern auf 15 Bilder pro Sekunde beschränkt sind. Es bleibt zu hoffen, dass der Hersteller dies in einem zukünftigen Firmware-Update behebt.

Der Puffer fasst 200 RAW-Bilder und ist bei maximaler Geschwindigkeit in weniger als zwei Sekunden gefüllt. Aufgrund der CFexpress-Karten vom Typ A dauert das Leeren des Puffers länger als es sein sollte. Verwendet man stattdessen SD UHS II Karten, dauert das Löschen etwa doppelt so lange.

Auf jeden Fall sind 120 Bilder pro Sekunde in den meisten Fällen zu viel, es sei denn, man möchte später Tausende von Fotos durchsuchen. Aber Sony hat eine Lösung. Man kann zum Beispiel mit den immer noch sehr schnellen 30 Bildern pro Sekunde fotografieren und dann in den wichtigen Momenten die C5-Taste drücken, um die Höchstgeschwindigkeit zu aktivieren. So erhält man die gewünschte Aufnahme, ohne Bilder zu verschwenden.

Die A9 III ist auch die erste Kamera von Sony, die einen Pre-Capture-Modus verwendet, bei dem eine Sekunde lang Bilder gespeichert werden, wenn der Auslöser zur Hälfte gedrückt wird. Wenn Sie den Auslöser ganz herunterdrücken, werden diese Fotos zusammen mit allen Fotos gespeichert, die danach aufgenommen werden.

In der Regel sind die Bilder scharf. Die 759 Phasendetektionsfokuspunkte ermöglichen in den meisten Situationen eine extrem schnelle und präzise Autofokussierung. Bei regelmäßiger kontinuierlicher Scharfstellung kann er sogar mit der schnellsten Action mithalten.

Auch die KI-gestützte Motiverkennung glänzt. Die Gesichtsverfolgung funktioniert auch bei weiter entfernten Motiven und folgt einer Person beharrlich, selbst wenn diese sich hinter Hindernissen duckt. Die Gesichtsverfolgung ist schnell und flüssig, und es ist leicht zu erkennen, ob sie auf die Augen, das Gesicht oder den Körper fixiert ist.

Sie kann Vögel, Tiere (oder beides), Insekten, Autos und Züge erkennen. Sie können auch ein beliebiges markantes Objekt auswählen, das das System in der Regel zuverlässig verfolgt.

Das Ergebnis ist, dass die Schärfe nur selten verpasst wird, was es zu einem idealen Werkzeug für professionelle Sportaufnahmen, Wildtierfotografie, Hochzeiten und vieles mehr macht. Natürlich ist sie nicht unfehlbar und kann Motive verwechseln, aber sie ist besser als jede andere Kamera, die ich bisher ausprobiert habe.

Die A9 III benötigt keinen mechanischen Verschluss, da es keine Rolling-Shutter-Verzerrung gibt, was bedeutet, dass man jederzeit völlig geräuschlos fotografieren kann. Das macht sie perfekt für Sportarten wie Golf, denn man kann einen Spieler mitten im Schwung fotografieren, ohne ihn zu stören, und ein sich bewegender Schläger wird nicht verzerrt.

Außerdem sind extrem kurze Verschlusszeiten von bis zu 1/80.000stel möglich, und die Kamera kann bis zu dieser Geschwindigkeit mit unterstützten Blitzgeräten synchronisiert werden. Auch Flimmern und Streifenbildung bei der Beleuchtung von Sportstätten werden eliminiert, was für Sportfotografen eine weitere große Hilfe ist.
Auch die Bildstabilisierung hat Sony deutlich verbessert und bei unterstützten Objektiven auf 8 Stufen erhöht. Damit sind Belichtungszeiten von bis zu einer Viertelsekunde und weniger möglich. Das entspricht der EOS R3 von Canon und übertrifft die Nikon Z9 und die Sony A1.

Bildqualität

Wie bereits erwähnt, geht es bei dieser Kamera in erster Linie um die Bildqualität. Die Frage ist also, wie weit sie hinter normalen CMOS-Kameras zurückbleibt. Um das zu testen, habe ich unter anderem in Sporthallen, bei Nacht, bei Vogelaufnahmen und auf einem Flughafen fotografiert.

Es besteht kein Zweifel, dass der Dynamikumfang im Vergleich zu Sony-Kameras wie der A1 um mindestens eine Stufe reduziert ist. Das liegt daran, dass der Sensor weniger Licht einfangen kann, weil die zusätzliche Elektronik Platz wegnimmt.

Außerdem ist der ISO-Bereich sowohl am oberen als auch am unteren Ende kleiner. Die minimale ISO-Zahl ist mit 250 nicht besonders hoch, und am oberen Ende der Skala ist die ISO-Zahl auf 25.600 begrenzt, also halb so hoch wie bei der A9 II.

Generell ist das Bildrauschen höher und der Dynamikumfang bei jeder ISO-Einstellung geringer als bei der A9 II. Gleichzeitig ist die Auflösung geringer als bei Konkurrenten wie der Nikon Z9 und Sonys A7R V und A1. Für Landschaften, Porträts und andere Arten der Fotografie, bei denen es auf Dynamikumfang und Auflösung (und nicht auf Geschwindigkeit) ankommt, ist die A9 III daher nicht die beste Wahl.

Außerdem müsste man schon Pixelpeeping betreiben, um einen größeren Unterschied in der Bildqualität zwischen konkurrierenden 24-Megapixel-Kameras bis etwa ISO 6400 festzustellen. Für die Zielgruppe der Sport-, Action- und Tierfotografen ist dies mehr als ausreichend.

Darüber hinaus sind die Bilder zwar verrauscht, aber immer noch brauchbar bis maximal ISO 25.600 mit Rauschunterdrückung (Sony scheint eine aggressivere Rauschunterdrückung für JPEG-Bilder bei höheren ISO-Werten zu haben). Ich hatte keine Schwierigkeiten, gute Aufnahmen von dunklen Szenen bei ISO 6400 oder sogar ISO 12.800 zu machen. Und wie bereits erwähnt, hat man mit dem Blitz mehr Kontrolle als mit jeder anderen Kamera auf dem Markt – also eine solide Option bei schlechten Lichtverhältnissen.

Ansonsten sind die Bilder typisch Sony, mit akkuraten Farben und Hauttönen. Die 14-Bit-RAW-Dateien sind leicht zu bearbeiten und erlauben ein gewisses Maß an Nachbearbeitung, insbesondere bei den Lichtern.

Video

Sony hat die Vorteile des Global Shutters genutzt, um die A9 III zur leistungsfähigsten spiegellosen Kamera für Videoaufnahmen zu machen. 4K-Aufnahmen mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde werden mit der vollen 6K-Sensorbreite supersampled, während 4K-Aufnahmen mit 120 Bildern pro Sekunde ebenfalls mit der vollen Sensorbreite, aber mit Pixel-Binning aufgenommen werden können. Dieser Modus unterstützt auch die Wiedergabe mit 120 Bildern pro Sekunde oder langsamere Wiedergabemodi über die Einstellung Slow and Quick (S&Q).

RAW-4K-Aufnahmen mit 60 Bildern pro Sekunde sind mit einem externen Rekorder ebenfalls möglich. Alle diese Modi sind mit 10-Bit S-Log 3-Aufzeichnung verfügbar, um den Dynamikbereich bei schwierigen Lichtverhältnissen zu erweitern.

Und das ist erst der Anfang der Videofähigkeiten der A9 III: Der Autofokus ist im Videomodus genauso schnell und präzise wie im Fotomodus und verfügt über die gleichen AI-Funktionen. So lassen sich auch schnell bewegte Motive wie Menschen, Vögel, Tiere oder Fahrzeuge sicher und scharf abbilden.

Wer lieber manuell fotografiert, kann die praktische Fokus-Karten-Funktion von Sony nutzen. Sie verfügt über die bereits bei früheren Sony-Modellen wie der ZV-E1 eingesetzte Auto-Frame-Funktion, mit der sich YouTuber während des Filmens bewegen können. Außerdem gibt es die Digitalzoom-Funktion, die bei unterstützten Objektiven den Fokus-Atem reduziert, allerdings mit einigen Qualitätseinbußen.

Die Verzerrung von Flugzeugpropellern in Videos ist ein verräterisches Zeichen für eine Kamera mit Rolling Shutter. Natürlich mussten wir die A9 III auf einem Flughafen gegen Sonys A1 mit gestapeltem Sensor testen. Unser Ergebnis? Während die A1 noch krumme Propeller produziert, sind sie bei der A9 III natürlich schnurgerade. Dieser triviale Test hat große Auswirkungen. Man kann Dinge wie Peitschenhiebe oder einen schnell fahrenden Zug aufnehmen, die man mit einem Rolling-Shutter-Sensor nie versuchen würde. Und weil alles auf einmal belichtet wird, wie bei einer Filmkamera, wirkt das Ganze noch filmischer.

Die A9 III steht im Videobereich in einem gewissen Wettbewerb, da RED erst letzten Monat zwei Vollformat-Kinokameras mit Global Shutter auf den Markt gebracht hat.

Sie verfügt über die gleichen hervorragenden Videostabilisierungsfunktionen wie die ZV-E1. Die reguläre optische Stabilisierung eignet sich gut für Handheld-Aufnahmen ohne viel Bewegung, oder Sie können den Dynamic Active-Modus für das Gehen aktivieren. Dieser Modus bietet eine nahezu kardanische Stabilität, allerdings mit erheblichem Zoom und Schärfeverlust.

Ähnlich wie bei den Fotos kann die Videoqualität nicht ganz mit anderen Vollformatkameras mithalten und ist in der Regel verrauschter. Ich habe die meiste Zeit in S-Log3 aufgenommen, um den Dynamikumfang zu maximieren, und war mit den Ergebnissen zufrieden. Bei schlechten Lichtverhältnissen war ich gezwungen, Rauschunterdrückung zu verwenden.

Die Qualität ist immer noch besser als mit jeder spiegellosen APS-C- oder Filmkamera. Ich denke, dass die Vorteile des Global Shutters, insbesondere der Wegfall des Rolling Shutters, für viele Videofilmer den Kompromiss bei der Qualität wert sind.

Nachbearbeitung

Sony hat seine erste spiegellose Vollformatkamera, die A7, Jahre vor der Konkurrenz auf den Markt gebracht und war der erste Anbieter mit rückseitig beleuchteten und gestapelten Sensoren. In letzter Zeit haben die Konkurrenten (vor allem Canon) jedoch aufgeholt und das Feld ist ausgeglichen. Mit der ersten Kamera mit Global Shutter hat Sony einen weiteren Sprung nach vorne gemacht.

Die Bildqualität hat den Kameras mit globalem Sensor bisher einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber Sony war offensichtlich der Meinung, dass die Zeit endlich reif sei. Das war eine weise Entscheidung – die A9 III ist viel besser, als ich von einem Produkt der ersten Generation erwartet hätte. Sie bietet atemberaubende Geschwindigkeiten und unglaubliche Videofunktionen zu einem relativ niedrigen Preis, was die Bildqualität angeht.

Ihre Hauptkonkurrenten sind die 4.800 Dollar teure Canon R3, die 6.500 Dollar teure Sony A1, die 5.650 Dollar teure Nikon Z9 und die 3.800 Dollar teure Z8, alles Kameras mit gestapeltem Sensor. Die drei letztgenannten bieten eine viel höhere Auflösung und eine bessere Bildqualität sowie eine immer noch verdammt hohe Aufnahmegeschwindigkeit. Aber alle haben Probleme mit Rolling Shutter, Flimmern und Blitzsynchronisation, die die A9 III nicht hat.

Ob es sich lohnt, so viel Geld für eine neue und unerprobte Batch-Sensor-Technologie zu riskieren, muss jeder für sich entscheiden. Actionfotografen und Videofilmer werden die Kosten nicht scheuen, wenn sie mit den Vorteilen des Global Shutters Geld verdienen können. Wer diese Vorteile nicht wirklich braucht, findet mit Nikons Z9 und Z8 sowie Sonys A1 vielseitigere Kameras – und die Z8 ist deutlich günstiger.

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