Sennheiser HD 620S im Test: Geschlossene Rückseite, offener Klang

Technische Daten
  • Dynamische : 38 mm Treiber (36 mm effektiv, 42 mm Gehäuse)
  • Frequenzgang: 6Hz-30kHz
  • Impedanz: 150 Ohm
  • ANC: Nein
  • Anschlüsse : 1,8 m Kabel mit 3,5-mm-Stecker, 3,5-mm- bis 6,3-mm-Adapter
  • Gewicht: 326 g
Vorteile
  • Breites, offenes Klangbild für einen Kopfhörer mit geschlossener Rückseite
  • Satte Bässe und präzise Höhen
  • Die dicke Polsterung wirkt einer starken Klemmkraft entgegen
Nachteile
  • Das Design wurde von der unteren Klasse übernommen
  • Die zusätzlichen Bässe sind nicht jedermanns Sache
  • Nicht so portabel wie einige Konkurrenten

Einleitung


Audiophile streiten gerne darüber, welcher kabelgebundene Kopfhörer der beste ist, aber in einem Punkt sind sie sich meist einig: Die Sennheiser-Kopfhörer der 600er-Serie sind eine preiswerte Messlatte, an der sich alle Konkurrenten messen lassen müssen. Die wunderbar neutrale Abstimmung und die luftige Klangbühne haben allerdings einen entscheidenden Nachteil: Durch ihre offene Bauweise sind sie nicht gerade ideal für das Hören außer Haus. Das soll der Sennheiser HD 620S ändern.

Das Unternehmen behauptet, dass dieser geschlossene Kopfhörer dem Rest der Produktpalette am nächsten kommt, indem er das Gefühl von Offenheit und Weite beibehält und gleichzeitig die Klangverluste auf ein Minimum reduziert. Die Basswiedergabe soll sogar besser sein als beim klassischen HD 600, der seit 1997 auf dem Markt ist, ohne dass ein großer Kopfhörerverstärker nötig ist, um die dynamischen Treiber anzutreiben.

Auf dem Papier klingt der HD 620S wie ein Gewinner – und mit einem Preis von $350/£299/€349 kann er durchaus mit der starken Konkurrenz geschlossener Kopfhörer mithalten. Doch kann der HD 620S wirklich mit den großen Namen der Kopfhörerwelt mithalten?

Design und Verarbeitung: Wo liegt der Reiz der Sechs?

Der HD 620S sieht nicht aus wie ein typischer Kopfhörer der 600er Serie von Sennheiser. Er erinnert eher an die geschlossene 500er-Serie, allerdings mit Metalleinsätzen statt durchsichtigen Gittern an jeder Ohrmuschel. Das Design ist eher funktional, und es wird viel Kunststoff verwendet. Nicht alles fühlt sich so gut an, wie ich es mir angesichts des Preises erhofft hätte. Im Gegensatz zu den kabellosen Momentum-Kopfhörern ist die einzige Farbe, die man wählen kann, schwarz.

Immerhin hat die Firma die Konstruktion verbessert und einen Metallkopfbügel verwendet, der bei regelmäßigem Gebrauch besser halten sollte. Allerdings lässt sich der HS 620S nicht zusammenklappen, was schade ist, da er sich durch sein geschlossenes Design viel besser für den Einsatz in der Öffentlichkeit eignet. Die Ohrmuscheln lassen sich auch nicht sehr weit neigen, was es für Brillenträger oder Personen, die den Kopfhörer über der Mütze tragen, schwierig machen kann, eine gute Abdichtung zu finden, die für eine optimale Basswiedergabe entscheidend ist.

Hohe Anpresskräfte sind bei Sennheiser nichts Ungewöhnliches. Der HD 620S drückte ziemlich stark auf meinen Kopf und meine Ohren, aber die dick gepolsterten Ohrmuscheln und der Kopfbügel sorgten dafür, dass ich das Tragen nicht als unangenehm empfand. Die Geräuschdämmung ist fantastisch, aber durch die Kunstlederummantelung wurden meine Ohren nach längerem Hören ziemlich warm.

Wichtig ist, dass die Kopfhörer die Musik sehr gut dämpfen, so dass andere Personen in der Nähe nicht gestört werden.

Die Ohrpolster lassen sich mit etwas Kraftaufwand abnehmen und auch das Kabel ist abnehmbar. Offizielle Ersatzteile und Ersatzteile von Drittanbietern sind leicht zu bekommen (ein Vorteil der Wiederverwendung eines vorhandenen Rahmens), was eine gute Nachricht ist, wenn man möchte, dass die Geräte möglichst lange halten.

Eigenschaften: meist minimal

Wie ich es von Sennheiser-Kopfhörern gewohnt bin, gibt es nur wenig Zubehör oder Extras. Im Karton befinden sich nur der HD 620S selbst, das 1,8 m lange Kabel (das in einem 3,5 mm Stecker endet) und ein 3,5 mm auf 6,3 mm Adapter. Sie erhalten keine Hartschalen-Reisetasche zur sicheren Aufbewahrung im Rucksack, sondern nur eine weiche Stofftasche, die lediglich Kratzer auf der Oberfläche verhindert.

Das Kabel ist mit einem Verriegelungsmechanismus ausgestattet, damit es sicher mit dem Kopfhörer verbunden bleibt, und kann gegen ein symmetrisches Kabel eines Drittanbieters ausgetauscht werden, wenn man den Kopfhörer an einen symmetrischen Verstärker anschließen möchte. Der gummierte Kunststoff ist nicht besonders gut geeignet, die Mikrofonie des Kabels zu unterdrücken, so dass es bei Bewegungen zu hörbaren Raschelgeräuschen im linken Ohr kommen kann. Konkurrenten mit geflochtenen oder stoffummantelten Kabeln schneiden hier etwas besser ab.

Diese Kopfhörer funktionieren angeblich mit dem optionalen Inline-Fernbedienungskabel von Sennheiser, das eine Einknopf-Fernbedienung und ein integriertes Mikrofon für Sprachanrufe bietet. Ein solches Kabel stand mir nicht zur Verfügung, um diese Behauptung zu überprüfen.

Klangqualität: neutral

Der HD 620S ist nicht nur eine geschlossene Version des HD 560S. Sennheiser hat diesen Kopfhörer mit einem maßgeschneiderten Treiber ausgestattet, der leicht in Richtung der Gehörgänge geneigt ist, um die Klarheit zu verbessern, und mit einem sehr offenen Netzgewebe überzogen. Letzteres geschah vermutlich, um dem HD 600 mit offener Rückseite, der als Referenz für die Abstimmung diente, so nahe wie möglich zu kommen.

Manch einer wird sagen, dass es diesem Kopfhörer an Subbass und Basspräsenz mangelt. Sennheiser hat sich dieses Problems angenommen und einen kräftigeren Bass entwickelt, der aber nicht ins Dröhnen abdriftet. Er ist sehr gut kontrolliert und kommt mit der hüpfenden Basslinie von AC13 x Eksmans POW gut zurecht, ohne die Synthesizer oder den Gesang zu stören.

Gerade bei den Vocals kommt das Gefühl der Offenheit besonders gut zur Geltung, der HD 620S klingt einfach nicht so “eingepackt” wie viele andere geschlossene Kopfhörer. Nein, er ist nicht so luftig wie die Alternative mit offener Rückseite – aber er kommt dem erstaunlich nahe. Der Klang sitzt nicht so weit vorne wie beim Rode NTH-100, und in Sachen High-End-Präzision ist ihm der HD 620S überlegen.

Und das, obwohl Sennheiser die Brillanz im Hochtonbereich im Vergleich zum Rest der 600er-Serie abgeschwächt hat, so dass viel Schärfe erhalten bleibt, ohne scharf zu klingen. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Neutralität, die audiophilen Hörern sicher gefallen wird. Liebhaber von eher V-förmigen Klangkurven werden sich anderweitig umsehen.

Sennheiser HD 620S Urteil

Keine Frage, der Sennheiser HD 620S überzeugt klanglich. Die Abstimmung kommt dem Gefühl eines offenen Kopfhörers beeindruckend nahe, ohne dass es zu Klangverlusten kommt. Schon deshalb ist er eine würdige Ergänzung der preisgekrönten 600er-Serie. Hoffentlich ist er langlebig und hat einen guten Preis, um mit den dynamischer klingenden Konkurrenten wie dem FiiO FT3 und dem Beyerdynamic DT 770 mithalten zu können.

Ich finde allerdings, dass das Design besser zu den anderen Modellen gepasst hätte. So sieht es aus wie ein Modell der 500er Serie – und einige der verwendeten Materialien sind dem Preis nicht angemessen. Aber für den typischen Sennheiser-Sound in einem kabelgebundenen, geschlossenen Gehäuse gibt es viel zu mögen.

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