Samsung S90C Test: Samsung kommt mit Schwung raus

Vorteile
  • Souveräne, überzeugende und mitreißende Bildqualität
  • Überraschend gelungener Ton
  • Gute Optik und Verarbeitung
Nachteile
  • Kein Dolby Vision HDR
  • Smart-TV-Schnittstelle braucht Zeit
  • Viel Konkurrenz

Eine Kehrtwende ist natürlich keine Schande. Nur weil Samsung die längste Zeit behauptet hat, dass OLED eine minderwertige Fernsehtechnologie sei, heißt das nicht, dass die OLED-Fernseher, die Samsung jetzt baut, alles andere als sehr konkurrenzfähig sind. Hier ist unser vollständiger Test des Samsung S90C, um zu sehen, ob er einer der besten 4K-Fernseher ist.

Schließlich ist die neue S90C-Serie (erhältlich in 55 und 65 Zoll – hier haben wir den QE55S90C getestet) der S95B-Serie aus dem letzten Jahr sehr ähnlich – und obwohl er nicht unser Favorit für das Jahr 2022 war, war er nicht schlecht. Hat Samsung also sein OLED-Mojo voll ausgeschöpft, indem es einige sinnvolle Änderungen vornahm und den Preis mehr oder weniger unverändert ließ?

Design und Verarbeitung: Weniger ist mehr

Vieles spricht für Samsungs “LaserSlim”-Fernseherdesign, und das ist fast ausschließlich positiv. Im Profil betrachtet ist der S90C für eine relativ große Fläche wirklich sehr schlank – und dort, wo er sich aufbläht, um seine Elektronik unterzubringen, ist er weniger als 4 mm tief. Aus der Vogelperspektive betrachtet wirkt das Gerät sauber und elegant, da keine sichtbaren Ränder vorhanden sind. Auch der Standfuß, der aus drei Teilen besteht und mit einem Klick befestigt wird, sieht gut aus – und er hat eine kleine Standfläche, so dass der Samsung auch auf relativ kleinen Flächen aufgestellt werden kann.

Die Verarbeitungsqualität ist, wie man es von Samsung gewohnt ist, über jeden Zweifel erhaben. Die Kunststoffe, aus denen der S90C größtenteils besteht, sehen gut aus und fühlen sich auch gut an. Alles ist ordentlich verschraubt, verklebt und befestigt… Sie werden sich also nicht betrogen fühlen, wenn Ihr neuer Fernseher zusammengebaut und aufgestellt wird.

Eigenschaften: Ein klarer Mangel an Vision

Samsung hat seine “Quantum Dot”-Technologie in das etablierte OLED-Konzept eingebracht. So werden Bildschirme wie der S90C zwar als “OLED” vermarktet, sind aber in Wirklichkeit ähnlich aufgebaut wie die Fernseher, die Sony als “QD-OLED” bezeichnet.

Das bedeutet, dass ein blaues OLED-Panel die Pixel des 4K-Panels beleuchtet und Quantenpunkt-Schichten rote und grüne Subpixel erzeugen. Diese Anordnung ermöglicht nicht nur eine höhere Spitzenhelligkeit und Farbtreue, sondern soll auch das Problem der schnelleren Degradation von blauen OLEDs im Vergleich zu ihren roten oder grünen Pendants lösen.

Darüber hinaus setzt Samsung seine langjährige und immer wieder frustrierende Politik fort, Dolby Vision HDR zu ignorieren. Vom weltweit am weitesten verbreiteten HDR-Standard mit dynamischen Metadaten ist nichts zu sehen – stattdessen begnügt sich der QE55S90C mit HLG-, HDR10- und HDR10+-Kompatibilität.

Immerhin gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Ihre Nicht-Dolby Vision-Inhalte auf den S90C zu übertragen. Neben Bluetooth 5.2 und Dualband WiFi finden sich auf der Rückseite ein Ethernet-Anschluss, Antennenanschlüsse für die beiden TV-Tuner des Displays, zwei USB-Steckplätze und vier HDMI-Anschlüsse. Alle vier entsprechen dem HDMI 2.1 Standard – das bedeutet 4K@120kHz (eigentlich sind sie für 4K@144kHz geeignet), ALLM, VRR und alles andere, was für ein wirklich zufriedenstellendes Spielerlebnis notwendig ist. Einer der HDMI-Eingänge ist eARC-kompatibel, und es gibt einen optischen Digitalausgang, falls Ihre Soundbar ein eher “altes” Modell ist. Einmal an Bord, werden die Inhalte von der neuesten Version der 4K Neural Quantum Processor Picture Engine von Samsung verarbeitet.

All dies entspricht im Großen und Ganzen den S95B OLED-Modellen des letzten Jahres. Der größte Unterschied, zumindest was die Funktionen betrifft, ist der überarbeitete Bildschirmfilter. Dieser soll das Display reflexionsärmer und unempfindlicher gegen Umgebungslicht machen – und als Nebeneffekt dem S90C auch zu mehr Helligkeit verhelfen.

Für den Ton sorgt ein nach unten gerichtetes 2.1-Kanal-Setup, das mit 40 Watt Leistung betrieben wird. Der S90C kann mit Dolby Atmos-Soundtracks umgehen und nutzt nicht nur seine Processing-Fähigkeiten, um einen gewissen Klangraum für die Präsentation zu schaffen, sondern verfügt auch über Samsungs Object Tracking Sound Lite-System. Dieses System bewegt den Ton entsprechend der Aktion auf dem Bildschirm. Der Bildschirm ist auch mit der “Q Symphony”-Funktion des Unternehmens kompatibel, so dass eine entsprechende Samsung-Soundbar das Audiosystem des S90C in den Sound integrieren kann, anstatt es zu überlagern.

Interface: Eine Fernbedienung in jeder Hand

Samsung liefert den QE55S90C mit zwei Fernbedienungen aus. Die eine deckt alle Funktionen ab – das heißt, es handelt sich um ein recht kleines, plastikartiges Handgerät mit einem absoluten Wust an Tasten, von denen viele wirklich sehr klein sind. Das andere ist eine noch kleinere, solarbetriebene Alternative, die über eine vernünftigere Auswahl an Tasten verfügt – einschließlich Schnellzugriff auf Netflix, Prime Video, Disney+ und Samsung TV Plus.

Unabhängig davon, welche der Tasten Sie verwenden, haben Sie die Kontrolle über einige nützliche und umfassende (aber irgendwie ziemlich kurze) Einstellungsmenüs.

Auf diese Weise navigieren Sie auch durch die neueste Version von Samsungs Tizen-basierter Smart-TV-Oberfläche – sie ist recht übersichtlich, einfach zu navigieren und bis zu einem gewissen Grad anpassbar. Alle Streaming-Dienste und Catch-up-TV-Apps, die Sie sich wünschen, sind hier zu finden, und der Game Hub bringt Ihre angeschlossene Konsole und alle Spiele-Streaming-Dienste an einen Ort.

Allerdings kann man nicht leugnen, dass die Schnittstelle recht langsam reagiert, selbst wenn man über den Ethernet-Eingang eine feste Verbindung zu seinem Router hergestellt hat.

Samsungs SmartThings App ist auch für den S90C verfügbar und bietet eine sehr praktische Kalibrierungsroutine. Smart Calibration Pro” funktioniert mit iOS und Android, und es dauert nicht lange (oder viel Benutzereingaben), um den Bildschirm für seine spezifische Umgebung zu kalibrieren. Was die Sprachsteuerung betrifft, so funktioniert das S90C mit Amazon Alexa und Google Assistant (und Siri ist über AirPlay 2 verfügbar). Bixby ist ebenfalls integriert, was zumindest den einen oder anderen interessieren dürfte.

Sound: Folge dem Licht

Wenn Samsung nicht mit Dolby Vision HDR zu uns kommt, müssen wir mit HDR10+ zu Samsung gehen – in diesem Fall mit einer 4K UHD Blu-ray von Stanley Kubricks The Shining. Für den S90C ist das ein hochmoderner Inhalt – und wir können mit Sicherheit sagen, dass er das Beste daraus macht.

Tiefe, brillante Schwarztöne sind nichts anderes als das, was wir alle von OLED-Displays erwarten – und das hat der S90C natürlich auch. Aber die Schwarztöne des Samsung sind sehr detailliert und abwechslungsreich, so dass auch sehr dunkle Szenen gut zu erkennen sind. Weiße Töne hingegen strahlen förmlich aus dem Bildschirm heraus – die verbesserte Spitzenhelligkeit, die der Bildschirmfilter und die Quantum Dots-Anordnung versprechen, ist da. Die Weißtöne sind ebenso detailliert und vielfältig wie die Schwarztöne, so dass der Informationsgehalt sehr hoch und die Kontraste beeindruckend sind.

Hauttöne und Hauttexturen sind ebenso überzeugend, mit vielen Nuancen in Schattierungen und Tönen – und das gilt im Großen und Ganzen auch für alle anderen Farben auf der Palette des Samsung. Es ist eine naturalistische und selbstbewusste Uhr, lebendig, aber nie übersättigt oder grob. Er beherrscht auch enge, komplizierte Muster, zeichnet Kanten mit absoluter Sicherheit, erzeugt eine beachtliche Tiefenschärfe bei langen Einstellungen und meistert selbst die von Kubrick so geliebten quälend langsamen Schwenks und Kamerafahrten ohne den geringsten Stress.

Wechselt man zu einer Sportübertragung, ist die Geschichte ähnlich erfreulich. Der Samsung ist ein ausgezeichneter Upscaler für 1080p-Inhalte, und selbst in Momenten großer Dramatik und Action auf dem Bildschirm behält er die volle Kontrolle über die Bewegungen. Die Detailtreue bleibt auf hohem Niveau, die Kontraste bleiben hoch und der Gesamteindruck und die Wiedergabetreue sind immer beeindruckend. Erst bei einigen älteren Fernsehsendungen zeigt der S90C, wie hart er für seine 4K-Auflösung arbeiten muss.

Schaltet man eine Spielekonsole ein, wechselt in den Game Mode” und der Samsung entpuppt sich als sehr guter Spielemonitor. Alle positiven Bildeigenschaften kommen zur Geltung und die Helligkeits- und Kontrasttalente des Monitors lassen Lichteffekte im Spiel besonders gut aussehen. Und wem eine Eingabeverzögerung von weniger als 10 m/s nicht schnell genug ist, der muss schon ein Kolibri sein.

All das kann man von einem Samsung-Fernseher zu diesem Preis erwarten. Eine größere Überraschung ist jedoch, wie gut der S90C klingt. Die Vorstellung, dass er den Ton bewegen kann, um dem Geschehen auf dem Bildschirm zu folgen, oder dass er einen Ton erzeugen kann, der größer ist als der Bildschirm selbst, ist Fantasie – aber der Samsung klingt ziemlich voll, ziemlich robust, ziemlich dynamisch und tatsächlich ziemlich druckvoll. Er kann laut werden, ohne hart oder betont zu klingen, und er projiziert Stimmen gut. Endlich mal ein Fernseher mit eingebautem Audiosystem, bei dem man nicht gleich auf Soundbars zurückgreifen muss.

Samsung S90C Urteil

Am Ende fällt es schwer, dem Samsung S90C (oder QE55S90C, wie er hier genannt wird) einen Handschuh anzuziehen. Für sein Geld gibt es natürlich eine Menge Konkurrenz – aber abgesehen vom eklatanten Fehlen von Dolby Vision HDR ist dies ein absolut konkurrenzfähiger Fernseher. Wer in der glücklichen Lage ist, 2.000 Euro oder mehr für einen neuen Fernseher auszugeben, sollte diesen Fernseher in die engere Wahl ziehen.

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