Pico 4 Test: Besser als Meta?

Technische Daten
  • DefaultAuflösung : 4320×2160 (2160×2160 pro Auge), 90 Hz
  • Optik : 105° Pancake-Objektiv mit 20,6 PPD, 62-72 mm Pupillendistanzeinstellung
  • CPU : Qualcomm XR2 Octa-Core
  • Speicher: 8GB RAM
  • Speicherkapazität : 128GB/256GB on-board
  • Betriebssystem : Pico OS 5.0
  • Verbindung: Wi-Fi 6, Bluetooth 5.1, USB-C
  • Batterie : 5300mAh
  • Abmessungen : 163×255-310x80mm (inkl. Kopfbandverstellung)
Vorteile
  • Hochwertige Optik
  • Präzises Tracking von Kopf und Controller
  • Besser als die nächsten Konkurrenten
Nachteile
  • Dem Pico-Speicher fehlen einige VR-Highlights
  • Akkulaufzeit könnte besser sein
  • Verfügbarkeit nur in bestimmten Regionen

Wenn es um Standalone-VR geht, muss sich das Meta Quest 2 ganz schön anstrengen. Das früher unter dem Namen Oculus bekannte Headset benötigt keinen leistungsstarken PC, keinen Raum voller Sensoren und hinterlässt keine so große Delle im Geldbeutel wie die High-End-Brillen von HTC oder Valve. Das bedeutet, dass die Pico 4 ein hartes Stück Arbeit vor sich hat – aber das Unternehmen ist bereit, den Kampf aufzunehmen.
Die Pico 4 ist nicht nur günstiger als die Meta Quest 2, sie hat auch eine höhere Bildschirmauflösung, kompaktere Pancake-Linsen und eine Farbkamera. Darüber hinaus bietet er einige clevere Änderungen an der mittlerweile bekannten VR-Controller-Formel.

Design und Konstruktion: so leicht wie es aussieht

Die klobigen, klobigen Headsets der frühen VR-Zeit sind längst passé. Das Pico 4 ist so leicht wie es nur sein kann und wiegt ohne Kopfband gerade mal 295 Gramm – obwohl das Kopfband, das teils aus Kunststoff, teils aus Stoff besteht, nicht abnehmbar ist, was nicht die ganze Geschichte erzählt. Insgesamt wiegt er 586 g, mehr als ein Meta Quest 2.
Das merkt man aber nicht, da der Akku zur besseren Gewichtsverteilung auf der Rückseite des Kopfbügels angebracht ist. Dort befindet sich auch das Einstellrad für den Kopfbügel, mit dem man ihn in winzigen Schritten strammziehen kann, um einen sicheren Sitz zu gewährleisten. Die Lautstärketasten befinden sich am rechten Bügel, was praktisch ist, um die Lautstärke zu regulieren, ohne in die Einstellungsmenüs einsteigen zu müssen.

Der Kopfhörer selbst ist recht unverwechselbar. Das weiß-graue Farbschema könnte dem Quest 2 sehr ähnlich sein, aber das undurchsichtige schwarze Glas auf der Vorderseite vermittelt den Eindruck einer Sci-Fi-Skibrille. Die vier Tracking-Kameras im Inneren (eine in jeder Ecke) sind eher unauffällig, ebenso wie der Power-Knopf auf der rechten Seite und der USB-C-Ladeanschluss auf der linken Seite.

Einen 3,5-mm-Kopfhöreranschluss gibt es nicht, so dass man auf Bluetooth oder einen USB-C-Dongle angewiesen ist, wenn man nicht die eingebauten Lautsprecher nutzen möchte. Die Lautstärke ist zumindest ausreichend und der Positionssound kann durchaus überzeugen, aber insgesamt ist die Klangqualität für ein VR-Headset mit integrierten Lautsprechern etwa gleich gut. Für ein wirklich intensives Erlebnis sind Kopfhörer immer noch die beste Wahl.

Die Gesichtsmaske und die Kopfstütze sind gut gepolstert und die Vorderseite ist sehr feuchtigkeitsregulierend, so dass man auch nach einer Stunde Spielzeit nicht ins Schwitzen kommt. Auch das Kunstleder auf der Rückseite verrutscht nicht, wie es bei weicheren Materialien der Fall ist. Die Gesichtsmaske wird von Magneten gehalten, kann also ohne Werkzeug gewechselt werden und schirmt das Licht gut ab.

Pico ist es gelungen, die Masse auf ein Minimum zu reduzieren, indem Pancake-Linsen verwendet wurden, die weniger Platz als normale Linsen benötigen, ohne das Sichtfeld zu beeinträchtigen. Sie verfügen außerdem über eine motorisierte IPD-Einstellung, die viel feiner ist als die drei manuellen Voreinstellungen des Meta Quest 2.

Pico 4-Bedienelemente: in Reichweite

Es scheint, dass sich die VR-Welt weitgehend auf ein einziges Controller-Layout geeinigt hat, und Pico hat sich vernünftigerweise daran gehalten – obwohl die beiden Controller, die mit dem Headset geliefert werden, die eine oder andere Verbesserung aufweisen.

Sie verfügen über einen Joystick, einen Trigger, einen Grip-Button, zwei Face-Buttons und zwei Menü-Buttons. Die Tasten haben einen guten Druckpunkt und reagieren fast sofort, wenn sie gedrückt werden. Die Tracking-Ringe helfen dem Headset, Ihren Handbewegungen zu folgen. Die Art und Weise, wie sie sich über die Hände nach hinten wölben, verhindert versehentliche Stöße und Schläge während des Spiels – etwas, das bei Meta Quest 2 etwas zu häufig vorkommt.

Alle Tasten sind gut zu erreichen und könnten für Menschen mit großen Händen etwas zu klein sein. Das Controller-Tracking ist jedoch durchweg gut und die haptischen Vibrationsmotoren sorgen für ein zusätzliches Gefühl der Immersion.

Es ist schade, dass die Controller mit AA-Einwegbatterien und nicht mit USB-Akkus betrieben werden, aber zumindest kann man die mitgelieferten Batterien gegen eigene Akkus austauschen. Wenn man bedenkt, dass wir während des Tests mehr als 15 Stunden gespielt haben und die Batteriestandanzeige der beiden Controller kaum berührt haben, wird es eine Weile dauern, bis sich das wieder ausgezahlt hat.

Pico OS-Benutzeroberfläche: Wie zu Hause fühlen

Die Ersteinrichtung dauert nur wenige Minuten. Dazu gehört das Erstellen eines Pico-Kontos und das Verbinden mit dem Wi-Fi-Netzwerk. Die Controller werden automatisch gekoppelt und erscheinen virtuell auf der Benutzeroberfläche mit einer Shortcut-Leiste am unteren Bildschirmrand und einem Fenster mit den vorgestellten Spielen darüber.

Das Headset lässt sich recht schnell einschalten, und auch Apps und Spiele öffnen sich dank 8 GB RAM in angemessener Geschwindigkeit. Im Vergleich zu den 6 GB des Meta Quest 2 ist das ein willkommener Fortschritt, denn so bleibt alles reaktionsschnell.

Wir sind Fans der 16-MP-Pass-Through-Kamera, mit der man in Farbe sehen kann und nicht nur in Graustufen wie beim Meta Quest 2. Es ist nicht ganz so scharf wie Augmented Reality, aber scharf genug, um einen Text auf dem Handy zu lesen, ohne das Headset abzunehmen. Es ist immer noch ein 2D-Bild, das heißt, es kann keine Tiefe darstellen – also Vorsicht, wenn man nach einem Getränk greift.

PicoOS basiert auf Android und kommt daher mit allen vorinstallierten Apps, die man erwarten würde. Dazu gehören Google Chrome, ein Dateimanager, Links zu Video-Streaming-Diensten und ein Videoplayer für die lokale Wiedergabe. Es gibt einen Content Store zum Herunterladen weiterer Inhalte, der derzeit aber hauptsächlich mit Spielen gefüllt ist. Mit 128 oder 256 GB integriertem Speicherplatz müssen Sie eine ganze Reihe von Spielen herunterladen, bevor Sie Platz für neue Spiele schaffen können.

In der Bibliothek stehen derzeit über 150 Titel zum Download bereit, darunter große Namen wie Superhot VR, Walking Dead: Saints & Sinners und Creed: Rise to Glory. Es ist auch ziemlich einfach, APKs per Sideload zu laden, wenn du dir nicht die Hände schmutzig machen willst – aber die Auswahl verblasst immer noch im Vergleich zu Metas Line-up.

Wer ein Pico 4 kauft, hat keinen Zugriff auf so bekannte Exklusivtitel wie Resident Evil 4 VR, Medal of Honor: Above and Beyond und Bonelab. Die kürzlich angekündigten Among Us VR und Iron Man sind bis auf weiteres an Metas Service gebunden, ebenso wie das großartige Beat Sabre. Es gibt mindestens eine Handvoll Hommagen zu letzterem im Store, die dich dazu bringen werden, deine Arme im Takt zu schwingen, aber es ist etwas, das du im Hinterkopf behalten solltest, wenn du nur an Standalone-VR interessiert bist.

Fitness wird hier groß geschrieben, mit Apple Health-ähnlichen Aktivitätsringen, die ständig in der Shortcut-Leiste angezeigt werden. Wenn du darauf klickst, gelangst du zu einem Fitness-Dashboard, das deine Bewegungen verfolgt und den Kalorienverbrauch während des Spiels berechnet. Auch im Store gibt es eine große Auswahl an Spielen, die auf Fitness ausgerichtet sind.

Wir finden das etwas großzügig, da eine Smartwatch weniger Kalorienverbrauch anzeigt, aber es könnte eine gute Möglichkeit sein, sich mehr zu bewegen, ohne aus dem Haus zu gehen. Ein optionales Beinband ist in Vorbereitung, um die Messgenauigkeit zu erhöhen, was bei fitnessorientierten Apps und Spielen den Unterschied ausmachen könnte.

Spiele und Tracking-Genauigkeit: Auf den Preis achten

Beim eigenständigen Spielen macht der Pico 4 vieles richtig. Die Pancake-Optik sorgt für ein beeindruckend großes Sichtfeld mit minimalen Lichtreflexionen, wenn man den Weg durch die Gesichtsmaske findet. Das Tracking von Kopf und Controller war beim Spielen in einem gut ausgeleuchteten Raum durchweg präzise, ohne spürbare Eingabeverzögerung oder Nachzieheffekte.

Die effektive 4K+ Auflösung und eine Pixeldichte von 1.200 ppi minimieren jeden sichtbaren Screen-Door-Effekt. Allerdings liegt die maximale Bildwiederholfrequenz bei 90 Hz und damit eine Stufe unter dem 120 Hz-Display des Quest 2. Sie war nicht so niedrig, dass wir unter Motion Sickness gelitten hätten, aber wenn man empfindlich ist, könnte das ein Grund sein, bei Meta zu bleiben. Abgesehen davon gewinnt der Pico 4 definitiv bei der allgemeinen Bildklarheit.

Obwohl es nicht versucht, mit der teureren HTC Vive oder Valve Index zu konkurrieren, kann man das Pico 4 auch für PC VR verwenden. Die Streaming-Assistant-Software des Unternehmens kann eine schnelle Wi-Fi-Verbindung für drahtloses Spielen nutzen, oder Sie können ein langes USB3-Kabel anschließen. Das mitgelieferte Kabel ist nur zum Aufladen gedacht, so dass man sich für die kabelgebundene Variante ein viel längeres Kabel zulegen muss.

Über Wi-Fi kann das Headset komprimierte Streams mit 200 Mbps dekodieren, was eine deutliche Verschlechterung der Bildqualität bedeutet, und selbst wenn wir uns in der Nähe unseres Routers befanden, hatten wir beim Spielen Bildaussetzer und Stottern. Obwohl es praktisch ist, lieferte ein USB3-Kabel ein viel besseres Bild mit einem gleichmäßigeren Bildrhythmus.

Akkulaufzeit des Pico 4: stundenlange Leistung

Mit einer vollen Akkuladung kann man mit dem Pico 4 zwei bis drei Stunden spielen. Das entspricht der des Meta Quest 2, obwohl der Pico im Inneren Platz für einen größeren Akku gefunden hat – vermutlich ist das höher auflösende Display schuld, dass es mehr Saft braucht.

Drei Stunden hören sich nicht nach viel an, aber man sollte seinen Augen eine Pause gönnen, bevor das Headset vollständig entladen ist. Die Akkulaufzeit reicht locker für einen ganzen Film ohne Steckdose.
Das Aufladen mit dem mitgelieferten Netzteil dauert fast zwei Stunden, was nicht besonders schnell ist, aber bei einem Quest 2 würde man noch länger auf das Aufladen warten.

Beurteilung des Pico 4

Rein von der Hardware her hat Pico den Meta Quest 2 deutlich übertroffen. Die verbesserten internen Komponenten und die hochwertigere Optik sorgen für ein intensiveres VR-Erlebnis, während die bessere Gewichtsverteilung den Tragekomfort deutlich erhöht.

Auf der Softwareseite hat Meta jedoch die Nase vorn, da es viel mehr exklusive Titel gibt. Wenn man nur an Standalone-VR interessiert ist, ist die Anziehungskraft bekannter Spiele wohl zu groß, um sich diese entgehen zu lassen, auch wenn Quest 2 in Sachen Bildqualität einen Rückschritt darstellt. Dies könnte sich mit der Zeit ändern, und in diesem Fall würden wir die Sterne-Bewertung des Pico überdenken.
Auch der Pico 4 ist mit einer Ländersperre versehen. Er ist jetzt in Europa erhältlich, nachdem er Anfang des Jahres in China auf den Markt kam, und wird bald auch in anderen Ländern erhältlich sein, aber eine Markteinführung in den USA scheint unwahrscheinlich.

Wer jedoch ein Exemplar ergattern kann und Lust auf PC-Spiele und eigenständige VR hat, wird viel Freude daran haben.

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