Einleitung
Amazon hat mit seiner Kindle-Reihe den traditionellen E-Reader-Markt fest im Griff und zwingt die Konkurrenz, sich etwas anderes einfallen zu lassen. Die Onyx Boox Go Color 7 versucht, wie schon der Kobo Libra Colour, eine farbenfrohe Alternative zu bieten.
Und das meinen wir wörtlich: Mit seinem 7 Zoll großen E-Ink-Farbdisplay eignet sich der kompakte E-Reader besser für Comics und Bildbände als alles, was Amazon zu bieten hat.
Design und Zubehör
- Schlankes, stabiles Kunststoffgehäuse
- Physische Seitentasten
- Kein IP-Schutz
- Anständige Magnethülle im Lieferumfang
Anders als beim Boox Go 10.3 hat Onyx beim Boox Go Color 7 nicht versucht, etwas Außergewöhnliches zu gestalten. Es ist ein klassischer, quadratischer E-Reader mit einer relativ kompakten Grundfläche von 156 × 137 mm. Mit einer Dicke von 6,4 mm und einem Gewicht von 190 g ist er etwas dünner und leichter als der Kobo Libra Colour, aber nicht besonders schwer.
Das Gehäuse besteht aus dem für diese Produktkategorie üblichen strapazierfähigen Kunststoff, während die Rückseite mit einer Noppenstruktur versehen ist, die sich warm und griffig anfühlt.
Auf der einen Seite des E-Readers (die Ausrichtung des Bildschirms kann im Einstellungsmenü frei gedreht werden) befindet sich ein dickerer Bildschirmrahmen, der das Gerät hält und in dem sich auch die Tasten für die Lautstärkeregelung und das Umblättern befinden. Die Haptik und das Klicken dieser beiden Tasten unter dem Daumen ist etwas unbefriedigend, aber immer noch besser als die reine Touchbedienung der Kindle-Reihe, und ihre Funktion kann individuell angepasst werden.
Der Einschaltknopf befindet sich an einer der schmaleren Kanten des Boox Go Color 7, während die Seite des dickeren Rahmens auch den USB-C-Anschluss, den microSD-Kartensteckplatz (der beim teureren Boox Go 10.3 fehlt) und zwei Lautsprechergitter beherbergt, von denen allerdings nur eines ein wirklich funktionierender Lautsprecher ist. Letzterer ist gut für gesprochene Inhalte, leidet aber unter allem, was lauter oder musikalischer ist.
Insgesamt handelt es sich um ein eher standardmäßiges E-Reader-Design, das sich erfreulich robust anfühlt. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass sich beide Seiten des Geräts als magnetisch für Fingerabdrücke erwiesen haben – obwohl ich meine Tests in einer der heißesten Wochen des Jahres hier in Großbritannien durchgeführt habe.
Ein großes Manko im Vergleich zum bereits erwähnten Kobo Libra Colour ist das Fehlen einer IP-Zertifizierung. Für ein Gerät, das viele Leute in diesem Sommer am Pool oder am Strand benutzen wollen, ist das eine seltsame Sache, über die man hinwegsehen kann – besonders bei diesem überdurchschnittlichen Preis.
Natürlich könnte man sagen, dass die magnetische Hülle, die dem Boox Go Color 7 beiliegt, den Preis rechtfertigt. Jedenfalls gefällt mir dieses Zubehör wesentlich besser als die fummelige Hülle, die dem Boox Go 10.3 beiliegt. Sie lässt sich dank einer Aussparung für die Scrolltasten leicht ausrichten und hat keinen abnehmbaren Verschluss. Alles wird mit einem unauffälligen Magneten befestigt und funktioniert genau so, wie man es sich wünscht.
Im Gegensatz zu seinem großen Bruder wird kein Stift mitgeliefert. Das ist verständlich, wenn auch nur, um die Kosten niedrig zu halten, aber die fehlende Kompatibilität mit dem Onyx Boox Pen 2 Plus Stylus wirkt wie eine verpasste Chance.
Bildschirm
- Farbdisplay gut geeignet für Comics
- Schöne 7-Zoll-Größe
- Frontbeleuchtung mit Temperaturregelung
Die wichtigste Komponente eines jeden E-Readers ist das Display, und das gilt ganz besonders für den Onyx Boox Go Color 7. Wie der Name schon sagt, kann dieser 7-Zoll-Touchscreen von E Ink Kaleido 3 in Farbe ausgeben.
Allerdings ist die Farbpalette auf 4096 Farben beschränkt und wer den fotorealistischen Look eines Standard-Android-Tablets erwartet, wird enttäuscht. Dafür bietet es alle Vorteile eines klassischen E-Ink-Displays – druckerähnliche Textdarstellung (wenn auch nicht ganz so brillant wie das Boox Go 10.3) und beeindruckende Energieeffizienz – und kann mehr als nur Schwarzweiß darstellen.
Der Onyx Boox Go Color 7 bringt nicht nur Buchcover deutlich besser zur Geltung, sondern eignet sich auch als Lesegerät für Comics. Auch hier wird es nichts besonders Lebendiges wiedergeben, aber das Lesen von Ausgaben von Invincible erwies sich als viel angenehmer als auf dem monochromen Boox Go 10.3, trotz des größeren und klareren monochromen Bildes des letzteren.
Die Farbdrucke sehen jedoch nicht besonders scharf aus. Wie bei jedem anderen Farb-E-Ink-Display halbiert sich die Auflösung im Farbmodus von 1264 x 1680 und 300 ppi auf 632 x 840 und 150 ppi.
Mein größtes Problem mit diesem Display, vor allem beim Betrachten von Comics, war das Ghosting, also das Nachzeichnen von Text und Objekten auf dem Display. Das ist ein Problem von E-Ink-Bildschirmen, aber das macht es nicht weniger ärgerlich. Dieses Problem kann teilweise durch die Auswahl der Option „Regalausgabe“ im Einstellungsbildschirm des E-Ink-Centers gemildert werden, aber es verschwindet nie ganz, und ich war mehr als einmal gezwungen, den manuellen Aktualisierungsknopf zu drücken.
Eine Sache, die das Onyx Boox Go Color 7 Display bietet und das Onyx Boox Go 10.3 leider nicht hat, ist die Frontbeleuchtung. Damit kann man auch bei schlechten Lichtverhältnissen oder sogar im Dunkeln lesen. Außerdem kann man die Temperatur des Bildschirms einstellen, um eine Überanstrengung der Augen und Schlafstörungen zu vermeiden.
Leistung und Software
- 8-Kern-Prozessor mit 4 GB RAM
- Vereinfachte Benutzeroberfläche auf Basis von Android 12
- Zugang zum Google Play Store
Onyx macht keine Angaben zum verwendeten Prozessor und beschreibt ihn lediglich als 8-Kern-Prozessor mit 4 GB RAM. Es scheint sich um einen Qualcomm Snapdragon-Chip der unteren Leistungsklasse zu handeln, wie er auch in günstigeren Smartphones oder Tablets verbaut wird.
Die Bedienung des Boox Go Color 7 fühlt sich nicht besonders schnell an. Das Navigieren durch die Menüs bleibt ein etwas träges und schwerfälliges Erlebnis, vor allem wegen des E-Ink-Displays, das Klarheit und Effizienz über die Bildwiederholrate stellt.
Der Grund, warum das Boox Go Color 7 den Qualcomm-Chip braucht, könnte sein, dass es mit Android 12 läuft, ähnlich wie ein traditionelles Tablet vor ein paar Jahren. Dabei handelt es sich um eine extrem abgespeckte Version von Googles Vollblut-Betriebssystem mit einer einfachen Benutzeroberfläche in Form von Tabs.
Das macht die Navigation nicht besonders flüssig, aber für einen E-Reader ist das in Ordnung. Noch wichtiger ist, dass der Boox Go Color 7 dadurch Zugriff auf den Google Play Store und alle damit verbundenen Medien-Apps hat. Sie können die Kindle-App von Amazon oder die Google Play Books-App herunterladen und Ihre Bibliothek herunterladen.
Oder laden Sie sich eine Podcast- oder Hörbuch-App Ihrer Wahl herunter und hören Sie über die Lautsprecher zu. Oder noch besser: Nutzen Sie die Bluetooth-Verbindung und schließen Sie Ihre Kopfhörer an. Wir alle werden es Ihnen danken. Mit rund 25 unterstützten Dateitypen gehören die E-Reader von Boox zu den vielseitigsten und flexibelsten Geräten überhaupt.
Ich habe bereits die Möglichkeit erwähnt, die Ausrichtung des Displays im Einstellungsmenü zu ändern, aber ich habe ein paar Mal beobachtet, dass das Bild auf dem Kopf stand, bis ich zu einer neuen App oder einem neuen Menübildschirm gewechselt habe. Dies scheint ein Fehler zu sein, da das Bild manchmal umgedreht wird, wenn man zu einem anderen Bereich derselben Anwendung wechselt.
Onyx hat auch Zugang zum GPT-3-Chat-Tool von OpenAI integriert, mit dem man jede beliebige Frage stellen und eine natürliche und prägnante Antwort erhalten kann. Das scheint für einen E-Reader unnötig zu sein und hat den Beigeschmack, auf einen anderen Zug aufspringen zu wollen, aber es funktioniert.
Der Speicherplatz ist mit 64 GB doppelt so groß wie beim Kobo Libra Colour und es gibt einen microSD-Slot für Erweiterungen. Dies ist ein weiteres Merkmal, das dem teureren Onyx Boox Go 10.3 fehlt.
Es ist immer schwierig, die Akkulaufzeit von E-Readern zu beurteilen, da sie in der Regel mit einer einzigen Akkuladung viel länger durchhalten als über einen normalen Testzeitraum. Es genügt zu sagen, dass der Boox Go Color 7 über einen sehr konkurrenzfähigen Akku mit 2300 mAh verfügt (deutlich mehr als der Akku des Kobo Libra Colour mit 2050 mAh), der für den durchschnittlichen Leser eher Wochen als Tage ausreichen dürfte.
Abschließende Bemerkungen
Der Onyx Boox Go Color 7 ist ein gut verarbeiteter 7-Zoll-E-Reader mit einem guten Farbdisplay, der sich hervorragend zum Lesen von digitalen Comics eignet, aber auch für Liebhaber von Buchkunst und Illustrationen.
Für unseren Geschmack ist er etwas zu teuer und es fehlen ihm einige wichtige Funktionen, die der Kobo Libra Colour nicht hat, wie z.B. eine IP-Klassifizierung und die Kompatibilität mit einem Stift. Der Zugang zum Google Play Store, das schlanke Design und die mitgelieferte hochwertige Hülle machen diese Nachteile jedoch wett.
Es gibt noch viel Raum für Verbesserungen, aber wenn es darum geht, die größtmögliche Vielfalt an digitalen Medien in einem sauberen, tragbaren Formfaktor zu konsumieren, kommt man an der Boox Go Color 7 kaum vorbei.