Einleitung
Wenn Sie sich fragen, was ein „OM-System“ ist, sollten Sie wissen, dass die erste Generation dieser spiegellosen Kamera, die OM-1, ursprünglich mit dem viel bekannteren Olympus-Logo auf der Vorderseite herauskam. Der Name mag sich zwischen diesen beiden Generationen geändert haben, aber glücklicherweise scheint in Sachen Design und Leistung alles beim Alten geblieben zu sein.
Herzstück der Kamera ist ein 20 Megapixel CMOS-Sensor mit rückwärtiger Belichtung im Four Thirds Format. Das mag in Zeiten von spiegellosen oder Mittelformatkameras mit 40, 50 oder 100 Megapixeln nicht nach viel klingen, aber einige weitere Features, die schon in früheren Olympus-Kameras zu finden waren, tauchen hier wieder auf.
Die Auflösung kann auf 50 Megapixel oder 80 Megapixel erhöht werden, indem eine Reihe von Bildern zu einem einzigen großen Bild zusammengefügt wird. Diese Auflösung eignet sich für Ausdrucke in Postergröße.
Der Objektivanschluss ist der Standard Micro Four Thirds, so dass eine Vielzahl von Objektiven für kreative Effekte verwendet werden kann. Mir stand das leistungsstarke 12-40 mm f/2,8 Pro II Zoom des Herstellers zur Verfügung, das als Teil eines Mehrwert-Kit-Pakets mit dem OM-1 Mark II Kameragehäuse erhältlich ist.
Design und Handhabung
- 138,8 x 91,6 x 72,7 mm Gehäuseabmessungen
- 511 g Gewicht nur Gehäuse oder 599 g mit Akku und Karte
- 3-Zoll-Touchscreen mit 1.620.000 Bildpunkten und variablem Winkel für intuitives und flexibles Fotografieren
Die OM-1 Mark II ist mit 511 g etwas klobiger und schwerer und sieht auch etwas bulliger aus als die OM-5 desselben Herstellers, die mit 366 g darunter liegt. Dennoch sind das relative Gewicht und die Kompaktheit im Vergleich zu den Spitzenmodellen der Konkurrenz immer noch sehr beeindruckend.
Im Einsatz ist sie eine sehr handliche Kamera. Tatsächlich habe ich diese Kamera während einer besonders nassen und nieseligen Periode in Großbritannien verwendet, aber dank der erwarteten staub- und wasserdichten Konstruktion war ich zuversichtlich, dass die OM-1 Mark II auch außerhalb des Studios voll einsatzfähig sein würde und dass ein wenig Regen mich nicht davon abhalten würde, zu fotografieren.
Die OM-1 Mark II reagiert so blitzschnell auf Benutzereingaben, wie ich es von einem Spitzenmodell eines führenden Herstellers erwarte.
Wie bei einer Reihe von Kameraherstellern, die sich derzeit mit KI beschäftigen, wurde auch hier Deep Learning-Technologie eingesetzt, um die Reaktion des Autofokus zu verbessern, und zwar mit etwas, das der Kamerahersteller prosaisch als „AI Detection AF“ bezeichnet und das die Leistung gegenüber der ursprünglichen OM-1-Iteration verbessern soll.
In der Praxis funktioniert es wie erwartet, denn es ist praktisch eine Erweiterung meines eigenen Auges und Arms, indem es den Fokus sofort fixiert, sobald ich den Auslöser halb durchgedrückt habe, und die Aufnahme sofort ausführt.
Ein möglicher Wermutstropfen beim Halten der Kamera in der Hand ist, dass ein kleineres Gehäuse in Verbindung mit einem physisch kleineren Objektiv natürlich die Möglichkeit von Verwacklungen und unscharfen Bildern mit sich bringt.
Um dem entgegenzuwirken, verfügt die OM-1 Mark II über ein 5-Achsen-Bildstabilisierungssystem, was bedeutet, dass jedes angeschlossene Objektiv sofort stabilisiert wird. Der Anwender profitiert dabei potenziell von einer Bildstabilisierung, die bis zu sieben Stufen entspricht, selbst bei Super-Teleobjektiven wie dem M.Zuiko Digital ED 150-600 mm f/5,0-6,3 IS des Herstellers, das einem Kleinbildäquivalent von großzügigen 300-1200 mm entspricht und theoretisch aus der Hand verwendet werden kann.
Ja, solche Objektive kosten so viel wie die Kamera selbst und sind nicht jedermanns Sache, aber es ist gut zu wissen, dass es sie gibt, wenn man sie braucht. Tatsächlich kann das Bildstabilisierungssystem der Kamera mit kompatiblen Objektiven insgesamt bis zu 8,5 Schritte liefern, was beeindruckend ist.
Objektive wie das oben beschriebene sind ideal für Sportaufnahmen, und auch hier ist die OM-1 Mark II nicht zu verachten. Bei Serienaufnahmen erreicht sie bis zu 120 Bilder pro Sekunde mit AF/AE-Sperre oder etwa 50 Bilder pro Sekunde mit AF/AE-Tracking. Ich habe festgestellt, dass sie sich auch sehr gut für Aufnahmen von scheuen Wildtieren eignet.
An dieser Stelle sollte ich auch den großen und bequemen Griff der Kamera erwähnen, der mit der Größe einer Einsteiger-DSLR vergleichbar ist. Um die Kamera ruhig zu halten, konnte ich drei Finger um den Griff legen, während mein Zeigefinger über dem Auslöser schwebte und mein Daumen auf der Lederpolsterung auf der Rückseite ruhte. Mir wurde gesagt, dass der Griff bei diesem Modell verbessert worden sei, und in der Praxis konnte ich keine Mängel feststellen.
Da sich sowohl das vordere als auch das hintere Einstellrad zum Durchblättern und Ändern der Kameraeinstellungen und zum anschließenden Drücken der OK-Taste in unmittelbarer Nähe befinden, erweist sich die Kamera als intuitiv und einfach zu bedienen, wobei häufig geänderte Einstellungen wie die ISO-Empfindlichkeit auch über eigene Tasten zugänglich sind.
Ein LCD-Fenster auf der Oberseite, wie man es oft bei professionellen Kameras findet, fehlt. Hier ist einfach nicht genug Platz, um ein solches einzubauen, da ein flaschenverschlussgroßes Einstellrad für den Aufnahmemodus den Platz auf der Oberseite einnimmt, wo man normalerweise ein zweites LCD erwarten würde.
Hier ist das hintere LCD ausklapp- und drehbar, der Touchscreen zeigt standardmäßig die wichtigsten Einstellungen an. Der elektronische Sucher auf Augenhöhe ist so scharf, dass man vergisst, dass man nicht durch einen herkömmlichen optischen Sucher schaut.
Mit anderen Worten: Die Kamera lässt sich so flüssig bedienen, wie man es erwarten würde. Wenn man es gewohnt ist, mit Digitalkameras auf Amateur-Niveau zu arbeiten, sollte der Umstieg auf die OM-1 Mark II keine Herausforderung darstellen. Die Tasten auf der Rückseite liegen gut unter dem Daumen der rechten Hand, während die linke Hand frei ist, um unbewusst Einstellungen am Objektivtubus vorzunehmen. So kann sich der Fotograf ganz auf sein Motiv konzentrieren, ohne von den Kamerafunktionen abgelenkt zu werden.
Funktionen
- Die Live Graduated ND-Funktion ermöglicht die Anpassung der Filterstufen in Echtzeit.
- Der KI-gestützte Autofokus erkennt häufige Motive wie Vögel, Tiere und Autos.
- Die Kamera kann an einen PC angeschlossen und als Webcam verwendet werden.
Wie von einem Produkt der zweiten Generation nicht anders zu erwarten, verfügt die OM-1 Mark II über einige Optimierungen und Verbesserungen unter der Haube, die sie vom Original unterscheiden.
Dazu gehört die angeblich weltweit erste Live-GND-Funktion (Graduated ND), die den optischen Effekt eines halben ND- oder Neutraldichtefilters digital nachahmt und es dem Benutzer ermöglicht, kreative Anpassungen an seinen Bildern über den EVF oder den LCD-Bildschirm der Kamera vorzunehmen.
Wenn man nur diesen Aspekt liest, könnte man meinen, dass die Kamera speziell für Natur- und Landschaftsfotografen entwickelt wurde. Aber das ist nur das Tüpfelchen auf dem i. Die Kamera ist unweigerlich auch für viele andere Motive geeignet.
Wie bei der preiswerteren und insgesamt weniger funktionsreichen OM-5, die in der aktuellen Produktpalette darunter angesiedelt ist, kann man mit dem zusammengesetzten Handheld-Modus „High Res Shot“ Bilder mit bis zu 50 Megapixeln aufnehmen, die hier durch die Stativfunktion „High Res Shot“ mit satten 80 Megapixeln verstärkt werden. Für optimale Ergebnisse wird die Verwendung eines Stativs empfohlen. Um den semiprofessionellen/professionellen Anspruch zu unterstreichen, sind zwei SD-Kartensteckplätze vorhanden, damit Power-User auch längere Zeit im Feld fotografieren können, ohne durch Kartenwechsel abgelenkt zu werden.
Für diejenigen, die mehr Leistung im Freien benötigen – im wahrsten Sinne des Wortes, wie z.B. Naturfotografen – umfasst das optionale Zubehör für diese Kamera den HLD-10 Power Battery Holder und die RM-WR1 Wireless Remote Control. Direkt nach dem Auspacken konnte ich den Akku mit einer Kombination aus dem mitgelieferten USB-Kabel, Adapter und Netzstecker relativ schnell wieder aufladen.
Neben der Leistung ist eine hohe Aufnahmegeschwindigkeit ein Muss für jede professionelle Kamera. Die Mark II Version der OM-1 kann eine kontinuierliche Bildfolge von bis zu 219 JPEGs oder 213 RAW-Dateien mit einer Geschwindigkeit von bis zu 120 Bildern pro Sekunde aufnehmen, was ziemlich beeindruckend ist.
Damit wird die bereits beeindruckende Fähigkeit der Originalkamera, bis zu 92 aufeinanderfolgende Bilder in beiden Formaten aufzunehmen, noch übertroffen. Wer Wildtiere oder Sport fotografiert, hat nun noch bessere Chancen, aus einer Aufnahmesequenz mindestens ein endgültiges Siegerbild zu erhalten.
Bildqualität
- 20,4 Megapixel effektive Bildgröße als Standard über 22,9 Megapixel Four Thirds Sensor
- Aufnahmegeschwindigkeit bis zu 120 Bilder pro Sekunde mit AF/AE Lock oder 50 Bilder pro Sekunde mit AF/AW Tracking
- Videoaufnahmen mit bis zu 4K bei 60 Bildern pro Sekunde oder Full-HD-Clips mit bis zu 240 Bildern pro Sekunde für Zeitlupeneffekte.
Die OM-1 Mark II mag im Vergleich zu professionellen Alternativen von Mitbewerbern klein sein, ihre Leistung und ihr Output sind jedoch groß.
Das bedeutet, dass 20-Megapixel-Standbilder standardmäßig farbenfroh und detailreich sind, mit nur gelegentlichem Detailverlust in den Lichtern, wenn wir besonders kritisch sind. Die Kehrseite der Medaille ist, dass die meisten Benutzer allein auf dem Bildschirm keinen Unterschied zwischen einem Bild, das mit einem FourThirds-Sensor, einem APS-C-Sensor oder einem Vollformat-Chip aufgenommen wurde, bemerken werden.
Wenn Sie also von einer APS-C-DSLR auf eine kleinere Kamera umsteigen, weil Sie etwas Handlicheres und Leichteres suchen, können Sie dies tun, ohne das Gefühl zu haben, einen allzu großen Kompromiss einzugehen.
Auch wenn die Kamera nicht in erster Linie als Videoaufnahmegerät verkauft wird, ist sie dennoch mit einer Reihe von Funktionen ausgestattet, einschließlich der Unterstützung für vertikale Videoaufnahmen für diejenigen, die Clips auf Social-Media-Plattformen und ähnlichen Plattformen veröffentlichen möchten. Für angehende Content-Ersteller gibt es sogar eine OM Image Share-Smartphone-App, mit der Bilder über WLAN übertragen werden können.
Obwohl es an nichts fehlt, ist dies meiner Meinung nach eher eine Kamera für diejenigen, die hauptsächlich Fotos und gelegentlich Videos aufnehmen. Clips mit einer Auflösung von bis zu 4K und einer Bildrate von kinoreifen 60 Bildern pro Sekunde sind möglich. Sie können aber auch Full-HD-Clips mit bis zu 240 Bildern pro Sekunde für einen Zeitlupeneffekt wählen. Die technischen Daten entsprechen in etwa dem, was man von einer modernen Digitalkamera in dieser Preisklasse erwarten kann.
Stereomikrofone und eine integrierte Windgeräuschunterdrückung sorgen für eine für Gelegenheitsnutzer akzeptable Tonqualität. Über eine seitliche, durch eine Gummiklappe geschützte Buchse können ein externes Mikrofon und Kopfhörer angeschlossen werden.
Abschließende Bemerkungen
Jede Flaggschiffkamera in der Produktpalette eines Herstellers muss ihren Preis mit Funktionen rechtfertigen, die an der Spitze dessen stehen, was derzeit möglich ist, unter Berücksichtigung aller Einschränkungen, die das Format mit sich bringt.
Die OM-1 Mark II setzt noch einen drauf und bietet viel fürs Geld in einem Gehäuse, das zwar im Vergleich zu Alternativen desselben Herstellers unhandlich und schwer ist, aber in puncto Portabilität wirklich glänzt. Dies gilt im Vergleich zu einigen der besten spiegellosen Kameras von Fujifilm, Nikon, Canon und anderen, die zu einem ähnlichen Preis erhältlich sind.
Außerdem werden diese alternativen Hersteller von Drittanbietern besser unterstützt, so dass in Zukunft eine größere Auswahl an Zubehör zur Verfügung stehen wird.
Wenn Kompaktheit ohne Kompromisse bei Qualität oder kreativer Flexibilität ganz oben auf Ihrer Wunschliste steht, können Sie sicher sein, dass die OM-1 Mark II die gewünschten Eigenschaften in höchstem Maße erfüllt. Sie liegt gut in der Hand, ist nicht zu schwer und nicht zu leicht und bietet eine Vielzahl von Steuerungsmöglichkeiten.