Einleitung
Der VR-Krieg ist in vollem Gange. Im Jahr 2023 steigt PlayStation mit der PS VR2 in den Markt ein, während Apple mit dem Apple Vision Pro sein erstes VR-Headset überhaupt auf den Markt bringt. In diesem überfüllten Feld ist es wichtig, sich abzuheben. Und genau das will Meta mit dem Quest 3 erreichen.
Der Erfolg von Meta im VR-Bereich mag von den ehrgeizigen Zielen für das Metaverse überschattet werden, doch mit dem Quest 2 hat das Zuckerberg-Unternehmen im Jahr 2020 einen Volltreffer gelandet: Es bietet immersives Gaming und Zugang zu virtuellen Welten zu einem vernünftigen Preis. Für den Quest 3 hat Meta versprochen, dass so ziemlich alles verbessert wurde. Aber ist das wirklich so? Lies unseren Test, um es herauszufinden.
Design und Komfort: die Triclops
Wenn es um ein neues Design geht, fallen drei Dinge sofort ins Auge. Das sind die beiden nach vorne gerichteten Kameras und der Infrarotsensor, der den Träger wie einen futuristischen Triclops aussehen lässt. Ansonsten ähnelt der Meta Quest 3 weitgehend seinen Vorgängern (mit Ausnahme des Quest Pro). Die glatte Außenschale wird von einem flexiblen, Y-förmigen Riemen gehalten. Die Polsterung auf der Innenseite des Visiers sitzt gut, aber nicht zu fest.
Mit 515 g inklusive Helm, Riemen und Interface ist es 13 g schwerer als der Quest 2, aber die Gesamtbalance wurde verbessert. Das Gewicht des Quest 3 drückt nicht auf die Stirn, was wir vom Quest Pro nicht behaupten können. Ein hartnäckiges Problem bleibt jedoch bestehen. Der Quest 3 fühlt sich immer noch unnatürlich an, und nach etwa 45 Minuten stellt sich eine gewisse Ermüdung ein, vor allem im oberen Nackenbereich.
Einrichtung: Einstecken und loslegen
Die Ersteinrichtung unterscheidet sich nicht allzu sehr von früheren Quest-Headsets. Man setzt es auf, wählt eine Sprache aus, verbindet sich mit dem WLAN und kann dann über die Meta-App alle persönlichen Einstellungen vornehmen.
Die Raumerkennung ist beeindruckend intuitiv und natürlich. Drehen Sie sich um 360 Grad und das Quest 3 scannt Ihre Umgebung, einschließlich aller Hindernisse. Es zieht einen Rahmen um Bücherregale, Tische oder ungünstige Ecken und optimiert den Raum für ein beruhigendes VR-Erlebnis. Es besteht zwar immer die Gefahr, dass man ein Glas umstößt, wenn man begeistert Beat Saber spielt, aber das ist eher menschliches Versagen als ein technisches Problem.
Auch der Wechsel zwischen Mixed und Virtual Reality wurde vereinfacht. Durch zweimaliges Antippen der Seite des Headsets wird entweder der Passthrough- oder der Immersive-Modus aktiviert. Eine neue Funktion, die mit einem angenehmen “Rauschen” zwischen den Modi wechselt.
Leistung: Der (Schnapp-)Drache ist da
Unser Quest 3 ist mit 512 GB Speicher ausgestattet, es gibt aber auch ein günstigeres Modell mit 128 GB. Beide Modelle arbeiten mit dem Snapdragon XR2 Gen 2 Chip der nächsten Generation, der eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Quest 2 und Quest Pro darstellt. Laut Meta sorgt der Chip für eine doppelt so hohe Grafikleistung, schnellere Ladezeiten und ein flüssigeres Spielerlebnis als beim Quest 2. In der Praxis sieht das vor allem so aus.
Die Grafik wurde ordentlich aufpoliert. Weitläufige Landschaften haben mehr Tiefe. Die Spiele sind spürbar farbenfroher und detailreicher, auch wenn viele Titel noch mit der Grafik der PS3-Ära arbeiten. Die Ladezeiten haben sich verbessert, sind aber immer noch etwas zu langsam für ein flüssiges Spielerlebnis. Bei einigen Titeln, wie z.B. dem Dungeon Crawler Dungeons of Eternity, wurde uns schon nach fünf Minuten Spielzeit schlecht. Insgesamt ist das Quest 3 eine Verbesserung, die Schwächen früherer VR-Headsets bleiben aber bestehen.
Objektiv, Kamera und Bildschirm: Gemischte Gefühle
Die Pancake-Linse des Quest 3 ist 40 Prozent dünner als bei den Vorgängermodellen, was zu einem weniger störenden VR-Erlebnis führt. Obwohl unser Blick immer noch von einer Schicht schimmernder Pixel umgeben ist, reduziert die dünnere Linse die Intensität. Ein 4K+-Display mit zwei LCD-Bildschirmen mit 2064×2208 Pixeln pro Auge sorgt für scharfe Bilder mit Tiefe. Die Brille ist mit einem so genannten Infinite Display Optical Stack” ausgestattet, der laut Meta die Auflösung im Vergleich zur Meta Quest 2 um fast 30 Prozent erhöht.
Auch das Sichtfeld wurde verbessert. Mit einem horizontalen Blickwinkel von 110° und einem vertikalen Blickwinkel von 96° werden Landschaften intensiver und eindrucksvoller dargestellt als bei jedem anderen von uns getesteten Quest. Laut Meta ist das Sichtfeld etwa 15% größer als beim Quest 2.
Das Armaturenbrett und die Menüs sind weitgehend identisch mit denen früherer Quest-Versionen. Anstatt das Menü neu zentrieren zu müssen, wenn man die Position wechselt, folgt es nun den Kopfbewegungen. Dies ist zwar nur eine kleine Änderung, beseitigt aber ein immer wieder auftretendes Ärgernis.
Die Mixed-Reality-Features von Meta Quest 3 Das erste, was uns sofort auffällt, ist die deutlich verbesserte Mixed-Reality-Darstellung. Unsere Umgebung ist detailliert und farbenfroh, wirkt aber fast computergeneriert. Wir sind zwar nicht ganz im Uncanny Valley, aber wenn wir auf unsere Hände schauen, sehen wir aus wie ein NPC aus Skyrim. Im Mixed-Reality-Modus gelingt es uns recht gut, Aufgaben aus dem realen Leben zu bewältigen. Wir können mit vagem Erfolg auf einer Laptop-Tastatur tippen und die Wahrscheinlichkeit, eine Tasse Kaffee zu verschütten, hat sich verringert.
Zum Zeitpunkt unseres Tests gab es noch nicht genügend Spiele oder Apps, die der Mixed-Reality-Funktionalität das Wasser reichen konnten. Sollte das bei der Markteinführung immer noch der Fall sein, können wir uns vorstellen, dass es viele unzufriedene Kunden geben wird.
Controller: freihändig
Eine wichtige Neuerung des Quest 3 sind die haptischen Controller. Leider bleiben sie hinter unseren Erwartungen zurück. Wir spüren nicht wirklich, wie eine Axt in The Cabin” auf Zombiefleisch trifft oder wie es sich anfühlt, einen Bogen zu spannen.
Am meisten Spaß macht uns die Hand-Tracking-Technologie. Dieses Feature war für Quest 2 geplant, aber es hat das Ziel etwas verfehlt. Die Hände verschwanden oft und das Navigieren durch die Menüs war eher frustrierend als befreiend. Bei Quest 3 wurde das Handtracking jedoch deutlich verbessert: Wenn man beide Joysticks zusammen antippt, wird die Freisprechfunktion aktiviert, was ein paar Versuche erfordert. Aber dann ist es wie eine neue VR-Erfahrung.
Wir tippen mit einem Finger auf Objekte und wischen durch Menüs, als wären wir in Minority Report. Das Spiel bekommt eine zusätzliche Ebene von Realismus. Ein paar Mal haben wir uns dabei ertappt, wie wir einfach nur staunend auf unsere Hände starrten. In vielerlei Hinsicht – Komfort, Benutzerfreundlichkeit, Spielspaß – übertrifft er die Touch Plus-Controller.
Funktionen, Inhalte und Gameplay: geteilte Persönlichkeiten
Wer schon einmal mit einem Quest gespielt hat, wird sich mit dem Quest 3 sofort zurechtfinden. Die Benutzeroberfläche ist gleich geblieben. Wir können unseren beinlosen, leicht schrulligen Avatar in den Spiegel halten und mit einem Klick auf den Auslöser durch die Menüs navigieren.
Es gibt eine ganze Reihe von Spielen und Apps, die wir sofort nach dem Auspacken entdecken können. In der relativ kurzen Zeit, die wir mit Quest 3 verbracht haben, haben wir bereits viele Stunden in das Dungeons & Dragons-ähnliche RPG Demeo investiert. In Samba de Amigo schütteln wir wütend unsere Maracas im Takt und in The Cabin ballern wir den Untoten ins Gesicht.
Typisches VR-Futter, aber ist das eine große Verbesserung gegenüber Quest 2 oder Quest Pro? Wir sind uns nicht sicher. Viele Spiele und Apps machen Spaß, bieten aber nicht viel. Es ist oft wie eine Fahrt in einem Vergnügungspark. Es gibt einen unmittelbaren Nervenkitzel, aber der ist flüchtig.
Viele Upgrades zielen darauf ab, ein schnelleres und flüssigeres Spielerlebnis zu bieten, aber es scheint, dass die Mittel fehlen, um die Grenzen wirklich auszuloten. Beat Saber ist ein fantastisch süchtig machendes Spiel, das seit ewigen Zeiten in den Top Ten der Meta-Charts zu finden ist. Das sagt vielleicht schon etwas über den Inhalt aus. Als Gaming-Headset konkurriert es mit dem PS VR2. Das Headset von Sony bietet mehr exklusive Mainstream-Spiele und kann PlayStation-Spiele, die nicht mit VR ausgestattet sind, im Cinematic-Modus wiedergeben. Es hat zwar immer noch wenig Inhalt, bietet aber im Vergleich zum Quest 3 eine zuverlässigere Veröffentlichungszeit für Spiele.
Die vielleicht größte Schwäche des Meta Quest 3 liegt darin, dass er alles sein will. Es ist ein Gaming-Headset, das auch WhatsApp-Nachrichten verschicken kann. Es ist ein Business-Tool, aber auch ein Fitness-Gadget. Das Metaverse wurde als Plattform für virtuelle Interaktion und Produktivität entwickelt, könnte aber schon bald vom kommenden Apple Vision Pro überholt werden. Kurz gesagt, Meta Quest 3 hat eine Identitätskrise.
Meta Quest 3 Urteil
Es ist unbestritten, dass das Meta Quest 3 ein in fast jeder Hinsicht verbessertes Headset ist. Es ist schneller, leichter, heller und ausgereifter. Es verdient mit Sicherheit vier Sterne.
Aber viele der Kritikpunkte, die wir an früheren Quest-Headsets hatten, bleiben bestehen. Es ist immer noch schwerfällig und stellt das Eintauchen in die Welt über den praktischen Nutzen. Vor allem aber weiß Meta Quest 3 nicht so recht, was es sein will. Für Questbegeisterte ist Meta Quest 3 ein würdiges Upgrade. Aber wenn Meta hofft, mehr Benutzer für ihre VR-Welt zu gewinnen, wird Quest 3 das nicht schaffen.