Lenovo Yoga Book 9i im Test: Die Welt ist noch nicht reif für Laptops mit zwei Bildschirmen – Lenovo schon.

Vorteile
  • Neues Design
  • Umfangreiches Zubehör
  • Bessere Batterielaufzeit als erwartet
  • Funktioniert wie ein tragbarer All-in-One-PC
Nachteile
  • Teuer
  • Schlechte Unterstützung von zwei Bildschirmen unter Windows
  • Viel Bloatware
  • Tippen auf dem Touchscreen kann mühsam sein
  • Keine 3,5 mm Audiobuchse

Hin und wieder taucht ein Gerät auf, das einen dazu herausfordert, über die Zukunftsfähigkeit einer völlig neuen Produktkategorie nachzudenken. Genau das tut Lenovo mit dem Yoga Book 9i. Indem das Unternehmen die traditionelle physische Tastatur durch ein zweites Display ersetzt, überdenkt es die Möglichkeiten eines Laptops. Wer wenig Platz hat, kann auf eine virtuelle Tastatur oder eine mitgelieferte magnetische Alternative zurückgreifen. Spielt der Platz jedoch keine Rolle, kann das gesamte System auf den speziell entwickelten Klappdeckel gestellt werden, um einen attraktiven Arbeitsplatz mit zwei Bildschirmen zu schaffen. Es ist wie ein Miniatur-All-in-One-PC, der unglaublich leicht zu transportieren ist. Auch wenn die Software noch nicht ganz ausgereift ist und das Gerät doppelt so viel kostet wie ein herkömmliches Clamshell, beweist das Yoga Book 9i, dass es sich lohnt, diesen neuen Formfaktor auszuprobieren.

Design und Display

Das Design des Yoga Book 9i zeichnet sich durch eine tiefe Eleganz aus. Obwohl die untere Hälfte des Notebooks etwas dicker ist als die obere, hat man das Gefühl, dass Lenovo das Gerät auf seine grundlegendsten Komponenten reduziert hat: zwei Hälften (in diesem Fall Bildschirme), die durch ein Scharnier in der Mitte verbunden sind. Die beiden 13,3-Zoll-Bildschirme (2.880 x 1.800) sehen auch gut aus. Sie verfügen über OLED-Panels mit satten Farben und einer getesteten Helligkeit von knapp 400 nits.

Dank des innovativen Dual-Screen-Designs ohne eingebaute Tastatur kann das Yoga Book 9i zwischen den Modi Laptop, All-in-One und Tablet wechseln. Sein Preis von 2.000 US-Dollar und die eingeschränkte Windows-Unterstützung machen es jedoch eher zu einer Neuheit, wenn auch zu einer, die ihr Design verdient.

Äußerlich besticht das Yoga Book durch einen polierten Metallrahmen mit drei Thunderbolt 4-Anschlüssen, was bei einem System dieser Größe sehr gut aussieht. Leider gibt es keine 3,5 mm Audiobuchse für Fans von kabelgebundenem Audio. Glücklicherweise ist Lenovos 5-Megapixel-IR-Webcam schärfer als bei den meisten Konkurrenzgeräten und das für Lenovo typische Lautsprecher-Scharnier hält alles zusammen. Alles in allem lässt sich das Gerät, obwohl es durch die zweite Glasschicht etwas schwerer ist als ein typisches 13-Zoll-Ultraportable, immer noch sehr gut transportieren.

Als weiteres Zubehör bietet das Yoga Book 9i einen Stylus, eine abnehmbare magnetische Tastatur, einen ausklappbaren Kickstand und sogar eine elegante Maus für unterwegs. Die Tastatur kommuniziert über Bluetooth und verfügt über einen eigenen USB-C-Anschluss zum Aufladen. Trotz ihrer Größe fühlt sie sich nicht beengt an und bietet einen größeren Tastenhub als man erwarten würde. Beim Transport wickelt sich die Abdeckung schützend um die Tastatur, während der Lenovo Digital Pen 3 in der angebrachten Schlaufe verstaut werden kann.

Die Maus ist ein Sonderfall, da sie zwar praktisch, aber auch recht einfach ist (ihr einziges erwähnenswertes Merkmal ist ein Kippschalter an der Unterseite, mit dem man schnell zwischen zwei gekoppelten Geräten wechseln kann). Außerdem ist er in keiner Weise mit dem Rest des Systems verbunden. Interessant wird es aber erst, wenn man diese Teile zusammensetzt.

Ein Gerät mit zwei Modi

Im Clamshell-Modus sieht das Yoga Book 9i aus und funktioniert wie ein normales Notebook. Aber natürlich fehlen die separate Tastatur und das Touchpad. Was also tun, wenn man sie braucht? Ganz einfach: Man tippt mit acht Fingern auf die Unterseite und schon erscheinen virtuelle Ersatztasten. Und wer nur mit der Maus navigieren will, tippt stattdessen mit drei Fingern auf das Touchpad, das Platz für Lenovos Widgets (Wetter, Nachrichten etc.) oder was auch immer man dort ablegen möchte.

Überraschenderweise ist das Tippen auf einem Touchscreen gar nicht so schlecht. Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist bei weitem nicht so schnell oder genau wie mit einer physischen Tastatur. Aber es ist ganz brauchbar, wenn man bereit ist, sich daran zu gewöhnen. Man kann nicht einfach mit den Fingern draufhauen, weil es keine Schalter oder Tasten in einer bestimmten Tiefe gibt, die jeden Anschlag abfedern, und man muss besser aufpassen, wann die Hände abdriften, damit der Satz nicht zu einem Durcheinander wird. Aber mit etwas Übung schaffe ich 60 bis 65 Wörter pro Minute, normalerweise sind es 85. Was die Mausführung betrifft, so ist das Malen wegen des klebrigen Glases nicht ganz so flüssig. Aber das ist in Ordnung, denn wenn man sich nicht ganz auf eine virtuelle Tastatur oder ein Touchpad verlassen will, muss man das auch nicht.

Legt man die Lenovo-Tastatur auf den unteren Bildschirm, verwandelt sich das Yoga Book sofort in ein herkömmliches Gerät. Die Magnete im Inneren helfen sogar dabei, die Tastatur richtig auszurichten. Von dort aus kann man auf Wunsch auch auf physischen Tasten tippen. Vergessen Sie nur nicht, das Zubehör zu entfernen, bevor Sie den Deckel schließen.

Das Beeindruckendste am Yoga Book 9i ist seine Fähigkeit, sich in einen tragbaren All-in-One-PC zu verwandeln, wenn es auf den Kickstand gestellt wird. In diesem Modus gibt es zwei Optionen für die Bildschirme: eine gestapelte Anordnung, bei der die Bildschirme übereinander liegen, und eine nebeneinander liegende Anordnung. Beide Anordnungen haben ihre Berechtigung. Zwei Bildschirme im Hochformat eignen sich hervorragend für den schnellen Zugriff auf Materialien wie technische Datenblätter während des Schreibens. Alternativ ist die vertikale Anordnung ideal, um ein wichtiges Projekt im oberen Bereich geöffnet zu halten, während der untere Bildschirm für E-Mails oder Messaging-Anwendungen reserviert ist.

Unabhängig davon, was Sie bevorzugen, bietet das Yoga Book 9i allein durch die Möglichkeit, zwei Bildschirme in einem Gerät zu verwenden, einen einzigartigen Vorteil gegenüber fast jedem normalen Laptop. Natürlich kann man eine ähnliche Situation mit einer Reihe von Zusatzgeräten nachstellen, aber es wird nie so elegant sein.

Software

Der größte Nachteil des Yoga Book 9i ist, dass die Hardware zwar solide ist, die Software aber nur bedingt überzeugen kann. Lenovo versucht dies mit dem User Center auszugleichen, das die Dual-Screen-Funktionen des Laptops gut präsentiert und eine einfache Möglichkeit bietet, Einstellungen wie Displaymodi, Helligkeit und mehr anzupassen.

Leider ist es trotz der zusätzlichen Unterstützung offensichtlich, dass Windows 11 nicht für Laptops wie dieses konzipiert wurde. Manchmal kommt das Yoga Book beim Start von Vollbildanwendungen, wie z.B. einem Spiel, durcheinander und platziert das Fenster auf dem falschen Panel. In anderen Fällen, z. B. wenn man ein Programm installiert oder sich anmeldet, erscheint eine Eingabeaufforderung, die den unteren Bildschirm komplett deaktiviert, was ziemlich ärgerlich ist, wenn man sich auf eine virtuelle Tastatur und ein Touchpad verlässt. Ich kann verstehen, dass es schwierig ist, Software zu optimieren, wenn man kein Gerät zum Testen hat. Aber auch so kann man nicht verbergen, dass dies im Vergleich zu einem Standardlaptop zu einer etwas spießigen Erfahrung führt, und wenn man über den Kauf eines Yoga Book 9i nachdenkt, ist das eine Wahrheit, mit der man leben muss (zumindest vorerst).

Leistung

Mit einem Intel Core i7-155U Chip, 16 GB RAM und 512 GB Speicherplatz kann das Yoga Book 9i die meisten Produktivitätsaufgaben bewältigen. Selbst beim Multitasking auf beiden Bildschirmen war die Leistung relativ flott. Wer allerdings regelmäßig anspruchsvollere Aufgaben wie Videobearbeitung erledigen möchte, benötigt wahrscheinlich ein leistungsstärkeres Gerät. In unserem Videokodierungstest benötigte das Notebook eineinhalb Minuten, um einen einminütigen Filmtrailer von 4K in 1080p zu konvertieren. Im Vergleich zu Systemen mit schnelleren Chips, die die gleiche Aufgabe in 30 bis 40 Sekunden erledigen können, ist das nicht besonders gut.

Akkulaufzeit

Trotz des für ein Dual-Screen-System relativ großen 80Wh Akkus schnitt das Yoga Book 9i in unserem Standard-Videotest besser ab als erwartet. Es erreichte eine Laufzeit von 8 Stunden und 12 Minuten, was einige Stunden kürzer ist als bei herkömmlichen Konkurrenten ähnlicher Größe wie dem Asus ZenBook S 13 (10:39). Aber es ist länger als das, was man von leistungsfähigeren, dünnen und leichten Gaming-Notebooks bekommt, die oft Schwierigkeiten haben, mehr als fünf Stunden mit einer Ladung zu erreichen.

Verpackung

Als erstes Notebook mit zwei Bildschirmen ist das Yoga Book 9i ein eher zwiespältiges Gerät. Mit einem Startpreis von 2.000 US-Dollar ist es nicht nur sehr teuer, sondern seine Leistung ist auch langsamer als die seiner traditionelleren Konkurrenten in dieser Preisklasse. Aber für Leute wie mich, die sich unterwegs nach mehr Bildschirmfläche sehnen, hat Lenovo etwas Überzeugendes geschaffen. Wenn der Platz begrenzt ist, fühlt sich das Yoga Book 9i im Clamshell-Modus auf dem Ablagetisch im Flugzeug wie zu Hause. Wenn nicht, lässt es sich in eine tragbare Workstation mit zwei Bildschirmen verwandeln – komplett mit allen Annehmlichkeiten des heimischen Desktops. Und wenn Sie packen müssen, lässt sich alles in ein ordentliches, halb-autonomes Paket zusammenfalten, das in die kleinste Laptoptasche passt.

Das Yoga Book 9i ist ein schicker kleiner Transformer, der spannender ist als alles, was Michael Bay in den letzten zwei Jahrzehnten gedreht hat. Wenn man bedenkt, wie wenig sich Laptops in letzter Zeit verändert haben, hat man das Gefühl, dass das Yoga Book in den nächsten Jahren noch viel Luft nach oben hat. Sicher, es ist immer noch etwas unhandlich, aber als Ausgangspunkt für eine neue Art von Notebook hat mich Lenovos erstes Dual-Screen-Convertible überzeugt.

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