Einleitung
Der Tour Pro 3 kennt kein FOMO. Die neuesten kabellosen Ohrhörer von JBL strotzen nur so vor Funktionen, von denen einige erst in ein oder zwei Jahren zum Industriestandard gehören werden. Eine aktualisierte Version des cleveren Touchscreen-Ladegeräts des Unternehmens ist nur die Spitze des Eisbergs.
Sie baut auf dem letztjährigen JBL Tour Pro 2 auf, mit zwei Treibern, verbesserter Unterstützung für hochauflösendes Streaming, längerer Akkulaufzeit und der Möglichkeit, Audio von nahezu jedem anderen Gerät wiederzugeben. Aktive Geräuschunterdrückung, Raumklang und eine umfangreiche Begleit-App sind ebenfalls wieder mit dabei. Da die JBL-eigenen Ohrhörer der Live 3-Serie
Design & Konstruktion: ein typisches Beispiel

Mit dem passenden Design und einer ähnlichen Farbwahl muss man nicht lange suchen, um die Familienbande zwischen dem Tour Pro 3 und seinem Vorgänger zu erkennen – vor allem in der schwarzen Farbgebung meines Testgeräts. Das neue Modell ist auch in einem goldenen Latte-Farbton erhältlich, der etwas gedeckter ist als das silber-ähnliche Champagner-Finish des Tour Pro 2. Egal, für welches Modell man sich entscheidet, es gibt reichlich polierte Metallverzierungen zu sehen.
Der Gehäusedeckel lässt sich nach wie vor aufklappen, um die im Inneren verstauten Lautsprecherknospen freizulegen, und der Boden ist nach wie vor gummiert, damit das Gerät auf glatten Oberflächen nicht verrutscht. JBL ist es gelungen, das Gehäuse etwas zu verkleinern, aber es ist immer noch eines der klobigsten.
Das war auch nötig, um den Touchscreen unterzubringen, der im Vergleich zum Vorgängermodell um beachtliche 30 Prozent gewachsen ist. Das Tippen auf Symbole und das Lesen von Kleingedrucktem habe ich als wesentlich angenehmer empfunden. Es gibt auch weniger glänzendes Plastik, auf dem sich Fingerabdrücke abzeichnen. Trotzdem sollte man sie in einem anderen Etui als die Schlüssel aufbewahren, um hässliche Kratzer zu vermeiden.
Die Ohrhörer selbst haben das gleiche Stieldesign wie das Vorgängermodell – wer In-Ear- oder offene Kopfhörer und ein schickes Etui sucht, muss zur Live 3-Serie von JBL greifen. Die Treibergehäuse sind diesmal etwas größer, um Platz für einen zweiten Lautsprecher zu schaffen, und verfügen über ein zusätzliches Mikrofongitter für klarere Telefongespräche. Die Schutzart IP55 ist eine kleine, aber willkommene Verbesserung gegenüber der Schutzart IPX5 des Tour Pro 2, aber ich bin weniger besorgt darüber, dass JBL die winzigen blauen Aktivitäts-LEDs wieder eingeführt hat. Wenigstens gehen sie aus, sobald man die Kopfhörer gekoppelt und aufgesetzt hat.
Ich fragte mich, ob die größere Größe bedeuten würde, dass ich Schwierigkeiten haben würde, einen guten Sitz zu finden, aber die Tour Pro 3 sind so geformt, dass sie eng am äußeren Ohr anliegen. Fünf verschiedene Silikon-Ohrstöpsel, zum ersten Mal auch in den Größen XS und XL, sollten dafür sorgen, dass jeder sie nach ein wenig Experimentieren bequem tragen kann. Es gibt auch ein Paar Memory-Foam-Ohrstöpsel, die eine bessere Abschirmung von Hintergrundgeräuschen bieten, obwohl ich sie bei längeren Hörsitzungen nicht ganz so bequem fand.
Funktionen: Zukunftssicher

JBL hat das Grundkonzept des Tour Pro 2 – Funktionen und Einstellungen direkt auf der Ladestation zu platzieren, damit man nicht nach dem Telefon greifen muss – für die Fortsetzung übernommen. Es gibt so viele Bildschirme, durch die man scrollen kann, dass es anfangs etwas überwältigend sein kann, aber man kann die deaktivieren, die man nicht regelmäßig benutzt.
Möchten Sie EQ-Voreinstellungen ändern, einen fehlenden Kopfhörer finden, die Geräuschunterdrückung verringern oder beim Telefonieren etwas mehr von Ihrer eigenen Stimme hören? Mit ein paar Fingertipps und Wischbewegungen ist alles möglich. Dank der Unterstützung von ID3-Tags kann man jetzt auch sehen, was auf dem gekoppelten Telefon läuft – eine Funktion, die beim Vorgängermodell fehlte.
Dadurch greife ich definitiv seltener zum Telefon, wenn ich Spotify-Playlists höre, auch wenn ich mir irgendwann noch Albumcover und einen Wiedergabescrubber wünschen würde.
Der Sperrbildschirm zeigt die Uhrzeit, den Verbindungsstatus und die verbleibende Akkulaufzeit für jedes Ohrhörerpaar und das Gerät selbst an. Sie können Ihr eigenes Hintergrundbild hochladen oder aus einigen Voreinstellungen wählen, um einen Farbtupfer hinzuzufügen, und es ist großartig zu sehen, dass JBL mit einem einfachen Timer den Anfang für Widgets im Smartwatch-Stil macht. Ein aus dem Kalender abgerufener Zeitplan oder eine Wettervorhersage wären später eine nette Ergänzung.
Eingehende Anrufe werden wie bisher auf dem Display angezeigt, so dass man sie direkt auf der Uhr annehmen oder ablehnen kann. Benachrichtigungen von anderen Apps sind jetzt etwas nützlicher, da man mit einem Wisch vom oberen Bildschirmrand die zuletzt eingegangenen Benachrichtigungen anzeigen kann, falls man sie bei der ersten Anzeige übersehen hat.
Aber das Display ist nur die halbe Miete. Der Tour Pro 3 wird mit zwei zusätzlichen Kabeln geliefert, die über das übliche USB-A-zu-USB-C-Kabel zum Aufladen hinausgehen: Ein USB-C-zu-USB-C-Kabel und ein USB-C-zu-3,5-mm-Kabel. Wenn Sie eines der Kabel mit einem anderen Gerät verbinden, fungiert die Hülle als Audiosender, sodass Sie kabellos Musik hören können, auch wenn das Gerät nicht über Bluetooth verfügt. Fitnessgeräte und Infotainmentsysteme von Fluggesellschaften kommen einem da in den Sinn, aber auch mit meiner Spielekonsole Steam Deck funktionierte es einwandfrei.
Es verwendet den neuen LC3+-Codec, der für Sprachanrufe viel besser ist als andere Bluetooth-Codecs. Meine Kollegen haben den Unterschied bei meinen wöchentlichen virtuellen Team-Meetings sofort bemerkt. Es unterstützt auch die Auracast-Übertragung, was sehr praktisch sein wird, wenn die Technologie ausgereift ist und mehr Geräte das Signal empfangen können.
Akkulaufzeit
Was mich nach wie vor beeindruckt, ist, wie der Tour Pro 3 all das schafft und trotzdem noch eine lange Akkulaufzeit für die Ohrhörer hat. Er kann dreimal vollständig aufgeladen werden, bevor er wieder aufgeladen werden muss, entweder kabellos über ein Qi-Pad oder über USB-C. Zehn Minuten reichen aus, um weitere fünf Stunden oder mehr Musik zu hören.
Die Ohrhörer selbst hielten in meinen Tests mit aktivierter ANC in der Regel zwischen sieben und acht Stunden durch, mit deaktivierter Geräuschunterdrückung sogar über zehn Stunden – rund eine Stunde länger als die Vorgängergeneration und auf dem Niveau der Klassenbesten.
Schnittstelle: Große Auswahl

Ist der Tour Pro 3 an eine kabelgebundene Audioquelle angeschlossen, ist er ganz auf das Smart Case angewiesen – schaltet man aber wieder auf Bluetooth um, kann man über die begleitende Smartphone-App loslegen. Es bietet alle Annehmlichkeiten, die ich von JBL gewohnt bin, darunter einen Ohrstöpsel-Fit-Test, einen Generator für entspannendes weißes Rauschen (das sich leider immer noch nicht über das Gehäuse aktivieren lässt) und einen externen Klangverstärkungsmodus für Hörgeschädigte.
Außerdem gibt es einen Lautstärkenbegrenzer, eine Links/Rechts-Klangbalance und einstellbare Energiesparoptionen. „Umfassend“ ist eine Untertreibung.
Der personalisierte Hörmodus von Personi-fi ist wieder verfügbar, ebenso wie der 10-Band-Equalizer und das räumliche Audio-Upmixing, das zwar subtiler ist als andere Versionen, die ich ausprobiert habe, aber bei Musik, die in Stereo gemastert wurde, immer noch gewöhnungsbedürftig ist. Der voluminösere Sound funktionierte bei Filmen und Spielen besser, so dass ich ihn häufiger benutzte, da er auf dem Display des Gehäuses leicht zu erreichen war.
Die Gestensteuerung ist etwas eingeschränkter, da man aus einer Reihe von Voreinstellungen wählen muss, anstatt jede Berührung individuell anzupassen oder zwischen den Optionen Wiedergabe, ANC und Lautstärke zu wechseln. Da aber alle drei auf dem Gehäuse verfügbar sind, stellt dies kaum ein Problem dar.
Die einzige Funktion, die mir nicht gefällt, ist, dass man durch die Aktivierung von LDAC Bluetooth von den erweiterten Audioanpassungsoptionen ausgeschlossen wird.
Klangqualität und Geräuschunterdrückung: Hervorragende Klarheit

Die Rauschunterdrückungstechnologie von JBL ist beim Tour Pro 3 effektiver als beim Vorgängermodell, das ich für das Geld nur mittelmäßig fand. Während Sony und Bose immer noch an der Spitze stehen, würde ich sie jetzt bequem zu Namen wie Bowers & Wilkins, Sennheiser und Jabra zählen, da sie die Außenwelt stumm schalten können.
Verbesserte Algorithmen haben das Rumpeln in öffentlichen Verkehrsmitteln und das Geplauder in Cafés besser in den Griff bekommen. Auch Windgeräusche sind nicht mehr so stark.
Doch die Audioentwicklung geht noch einen Schritt weiter. JBL hat sich von einem einzelnen dynamischen Treiber beim Tour Pro 2 zu einem Hybrid-Setup weiterentwickelt, bei dem ein Balanced-Armature-Treiber für die höheren Frequenzen zuständig ist. Selbst mit einer energischeren, basslastigeren Abstimmung als die Zielkurve des Mutterkonzerns Harman ist hier mehr Definition und Feinzeichnung zu hören.
„Heavy is the Crown“ von Linkin Park wird nicht von Bassgitarren oder Synthesizern dominiert, sondern die schrille Stimme der neuen Sängerin Emily Armstrong bleibt im Mix deutlich hörbar. Die Hi-Hats in ‚Ram Pam‘ von Rudimental sind angenehm knackig, ohne zu viel Biss zu haben, um meine Ohren zu ermüden. Gleichzeitig haben elektronische Stampfer wie ‚Ascend‘ von Subsonic das erwartete Knurren im Bassbereich.
Auch ohne aktiviertes räumliches Upmixing ist die Klangbühne für ein Paar In-Ears zufriedenstellend breit und es mangelt nicht an Lautstärke. Ein spezieller Low-Level-EQ sorgt dafür, dass auch bei niedrigen Lautstärken nichts verloren geht.
Dies ist nicht das Nonplusultra für kritisches Hören, und Audiophile werden sich mit etwas wie B&W Pi8 wohler fühlen – aber sie bieten jetzt eine Leistung, die dem Preis angemessen ist.
JBL Tour Pro 3 Fazit
JBL hat beim Tour Pro 3 alles gegeben – aber das heißt nicht, dass die Funktionen über die Klangqualität gestellt wurden. Es ist ein dynamischer und ansprechender Kopfhörer, der auch über zukunftsweisende Anschlussmöglichkeiten, eine durchweg gute Akkulaufzeit und einen wirklich nützlichen Touchscreen verfügt.
Ich denke immer noch, dass man beim Display mehr hätte machen können, und nicht jeder wird das klobige Gehäuse mögen, auch wenn es kleiner ist als das der Vorgängergeneration. Dafür zahlt man auch einen Aufpreis. Aber mit weniger Schwachstellen als das Vorgängermodell ist dieser Kopfhörer viel leichter zu empfehlen für alle, die ihr tragbares Hörerlebnis zukunftssicher machen wollen.
Diese kabellosen Kopfhörer bieten eine hohe Klangqualität und fortschrittliche Funktionen, einschließlich aktiver Geräuschunterdrückung und praktischer Touchpad-Steuerung.