Einleitung
Rückblick auf vergangene Erfolge. Die größten Hits neu aufgelegt. Wie auch immer man es nennen mag, die HiFi-Branche blickt seit geraumer Zeit zurück, um sich weiterzuentwickeln – und Audiovector ist die jüngste Firma, die in ihren Backkatalog eintaucht, um ein brandneues Produkt zu entwickeln.
Der Trapeze war der allererste Lautsprecher von Audiovector, der 1979 auf den Markt kam – ist diese neue Version also wirklich eine „Neuinterpretation“ oder nur eine nostalgische Übung?
Das Design
- Einzigartige Form
- Vier Oberflächen zur Auswahl
- Überzeugende Verarbeitungs- und Oberflächenqualität
In einer Welt des homogenen Lautsprecherdesigns sind die Audiovector Trapeze Reimagined in ihrer Erscheinung nicht weniger auffällig und individuell, als ich mir das Original vor fast 50 Jahren vorgestellt habe. „Individualistisch“ ist noch eine Untertreibung.
Wie die Fotos bestätigen, handelt es sich bei den Trapeze Ri (die von Audiovector bevorzugte Bezeichnung für dieses Modell, die sich zum Glück viel leichter tippen lässt) nicht um zwei identische Lautsprecher. Beide spiegeln sich im Winkel, in dem sie ihre Lautsprecher präsentieren, so dass es in jedem Paar einen eindeutigen „linken“ und einen eindeutigen „rechten“ Lautsprecher gibt.
Abgesehen von der ausgeprägten Winkelstellung der beiden Gehäuse sind sie für Standlautsprecher recht kurz. Mit 875 x 435 x 420 mm (HBT) sind sie in jeder Hinsicht untypisch – aber in jeder der verfügbaren Ausführungen (schwarze Esche, weiße Seide, italienischer Nussbaum oder nordische Eiche) machen die Trapeze Ri eine gute Figur.
Und auch die Verarbeitungs- und Oberflächenqualität entspricht dem Preisniveau – das Echtholzfurnier ist makellos, die zahlreichen Kanten und Ecken sind scharfkantig und auch die silberne Zierleiste an der Unterseite des Gehäuses sieht gut aus. Auch die Lautsprecheranschlussplatte auf der Rückseite und die Schrauben, mit denen die Lautsprecherrahmen befestigt sind, wirken hochwertig.
Technische Daten
- 3-Wege-Ausführung mit isobarem Basssystem
- Frequenzbereich 23 Hz – 53 kHz
- 3800 mm² Air-Motion-Transformer Hochtöner
Der Audiovector Trapeze Ri ist ein 3-Wege-System – von oben nach unten ist jeder Lautsprecher mit einem 3800 mm² Air-Motion-Transformer (AMT) für den Hochtonbereich, einem 130 mm Mitteltöner mit beschichteter Papiermembran und einem 300 mm Tieftöner mit beschichteter Papiermembran bestückt. Im Gehäuse befindet sich außerdem ein 200 mm Tieftöner mit beschichteter Papiermembran, der mit seinem sichtbaren Partner eine isobare Anordnung bildet.
Jeder der sichtbaren runden Treiber ist mit einer gewellten Einfassung versehen, um laut Audiovector ein Maximum an Geschwindigkeit und Dynamik zu erreichen. Der AMT-Hochtöner ist seit langem ein Thema bei Audiovector – das Unternehmen ist von seinem expansiven Abstrahlverhalten überzeugt und bevorzugt ihn auch wegen seiner geringen Verzerrungen und seiner noch geringeren Masse. Die Tatsache, dass er ein wenig visuelle Dramatik liefert, schadet auch nicht.
Auf der Rückseite jeder Box befindet sich ein einzelnes Paar Lautsprecherklemmen. Auf derselben Platte befindet sich auch ein dreistufiger Schalter, mit dem die Lautsprecher an den Dämpfungsfaktor des Verstärkers angepasst werden können, der sie ansteuert.
Auf der Platte befindet sich auch eine Halterung für ein Erdungskabel, das mit der Erdungsklemme des Netzteils verbunden wird. Audiovector empfiehlt, die Lautsprecher auf diese Weise zu erden, um Verzerrungen zu minimieren, die durch die physische Bewegung der Lautsprecher entstehen können.
Auf der Rückseite des Gehäuses befinden sich zwei runde Öffnungen. Durch die obere kann der rückwärtige Schall des AMT zum Gesamtklang beitragen, die andere dient als Reflexkanal für den internen Tieftöner.
Laut Audiovector ergibt diese Anordnung einen Lautsprecher mit einer Nennimpedanz von 8 Ohm und einer Empfindlichkeit von 88 dB/W/m. Dies sollte für jeden Verstärker, der so teure und leistungsstarke Lautsprecher ansteuern kann, keine elektrische Herausforderung darstellen.
Klangqualität
- Kräftiger, ausgewogener und informativer Klang
- Bemerkenswerte Klarheit in den Mitten
- Könnte noch räumlicher klingen
Mit einer wichtigen Ausnahme ist die Leistung der Audiovector Trapeze Reimagined durchweg beeindruckend und unkompliziert. Egal, welche Art von Musik man gerne hört, diese Lautsprecher bringen sie auf die direkteste und unmissverständlichste Weise auf den Punkt.
Im Hochtonbereich liefert diese ATM-Konfiguration eine absolut positive Hochtonwiedergabe. Die Höhen sind hier sehr prägnant und brillant, aber selbst bei beträchtlicher Lautstärke (und seien Sie versichert, dass die Audiovector-Lautsprecher gerne mit beträchtlicher Lautstärke spielen) kippen sie nie in Härte oder Brillanz um.
Die Höhen haben Substanz und Brillanz, mit einer Fülle von Details, sowohl in der Breite als auch in der Tiefe. Die dynamischen Variationen in einer höhenbetonten Aufnahme wie Laurie Andersons „Let X=X / It Tango“ kommen voll zum Ausdruck, mit reichlich Dynamik und tadelloser Tonalität.
Der Mitteltonbereich ist ebenso informativ, ebenso überzeugend und ebenso direkt in der Darstellung. Die Klarheit und Offenheit, die die Trapeze Ri einer Kopie von Arooj Aftabs Last Night verleiht, ist geradezu verblüffend, und die Schnelligkeit und Reaktionsfähigkeit dieses Mitteltöners steht dem in nichts nach. Die Tonalität kommt dem Ideal insofern nahe, als sie völlig unverfälscht und naturalistisch ist, und die Dynamik der zweiten Stufe scheint durch die Nahbesprechung und die wunderbar dosierte Betonung erreicht zu werden.
Und es ist wohl keine allzu große Überraschung, dass die Audiovector angesichts der sorgfältigen Tieftonwiedergabe zu einer absolut unerbittlichen Basswiedergabe fähig sind. Sie zeigen eine beachtliche Ausdehnung, schlagen unerbittlich hart auf und sind im Bassbereich so schnell und kontrolliert wie die allerbesten ihrer preislich vergleichbaren Konkurrenten. Der rhythmische Ausdruck ist nie zweifelhaft, Geschwindigkeit und Schwung sind erstaunlich, und es gibt eine sehr erfreuliche Variation in der Basspräsenz, die hier zur Verfügung steht – die Trapeze Ri sind sowohl außergewöhnlich sensibel als auch mit eiserner Faust. Sauber, kraftvoll und präzise ist die Tieftonwiedergabe dieser Lautsprecher aufregend komplett.
Trotz der vielen Chassis, die hier zum Einsatz kommen, ist die Integration und der Frequenzgang fließend und überzeugend – die Kreuzungspunkte sind praktisch nicht wahrnehmbar. Das hat den Nebeneffekt, dass das Timing, die Geschlossenheit und das Zusammenspiel der Darbietung nahezu makellos sind – die Einzigartigkeit der Gesamtpräsentation muss man gehört haben, um es zu glauben. Die tonale Ausgewogenheit der Lautsprecher ist ebenso überzeugend und überzeugend – die fehlende Färbung, die der Audiovector aufzwingt, bedeutet, dass die Trapeze Ri hier keinen nennenswerten Einfluss zu haben scheinen.
An anderer Stelle sind die Trapeze Ri ebenso souverän und beeindruckend. Ihre Tempobeherrschung ist bemerkenswert – egal, was das Material verlangt, die Audiovector gehen konsequent damit um und können auch swingen, wenn es das Material verlangt. Der einseitige Dub von King Tubby, ein paar Bossa Novas von Quincy Jones, der Four-Four-Boom-Bap von Amon Tobin – alles ist für diese Lautsprecher gleich. Und die Menge an dynamischem Headroom, die sie demonstrieren, ist bemerkenswert, die Distanz, die sie zwischen leise und laut legen können, ist atemberaubend.
Und auch die Klangkulisse, die sie erzeugen können, ist überzeugend. Selbst komplexes Material wird sorgfältig arrangiert, den Räumen und Elementen einer Aufnahme wird die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt – und jeder Mitwirkende bekommt mehr als genug Raum, um sich auszudrücken.
Dabei sind die Audiovector-Lautsprecher nicht die teuersten, die man für dieses Geld kaufen kann. Der Klang kommt an den Außenkanten des Lautsprechergehäuses nicht so richtig heraus, was dazu führt, dass sie etwas klein klingen, während einige Konkurrenten groß und beeindruckend klingen. Aber was andere Mängel angeht… nein, ich habe nichts.
Abschließende Gedanken
Man könnte meinen, der Audiovector Trapeze Reimagined sei eine Designübung und eine einfache „Hier kommen wir her“-Kopie eines legendären Produkts von einst.
Und um fair zu sein, das ist er auch – aber er ist auch so viel mehr. Das beweist nur, dass man ein Buch nicht nach seinem Umschlag beurteilen kann, auch wenn der noch so verrückt aussieht.
Wem die Trapeze Ri allerdings zu verrückt ist, der bekommt für rund 15.500 Pfund natürlich auch sehr gute Alternativen. Und man sollte auch die Sonus Faber Olympica Nova V in Betracht ziehen – wenn man bedenkt, was man für 15.000 Pfund für ein (wunderschön verarbeitetes und exquisites) Gehäuse bekommt, sind sie ihr Geld wert, und das, ohne ihren schönen und exquisiten Klang in Betracht zu ziehen…