Focal Bathys im Test: ein luxuriöses Hörerlebnis

Technische Daten
  • Treiber : 40 mm dynamisch
  • Konnektivität : Bluetooth, USB-C, 3,5 mm
  • Bluetooth-Version : Bluetooth 5.1
  • Unterstützte Codecs: AAC, SBC, aptX
  • Akkulaufzeit : 30 Stunden (ANC ein), 35 Stunden (3,5 mm), 42 Stunden (USB-DAC-Modus)
  • Abmessungen : 202 x 208 x 49 mm, 350 g
Vorteile
  • Einfach herrlicher Klang
  • Hochwertige Verarbeitung rechtfertigt den Preis
  • Hervorragende Akkulaufzeit bei kabelloser Nutzung, kabelgebundenes Hören unterstützt hohe Auflösung
Nachteile
  • ANC bei diesem Preis nur mittelmäßig
  • Knöpfe etwas zu sehr aus Plastik
  • Mega teuer

Focal ist kein Unbekannter, wenn es um High-End-Kopfhörer geht, die einen kleinen Krater auf dem Bankkonto hinterlassen, aber der Bathys ist dennoch ein Schritt ins Unbekannte. Es ist das erste Paar kabelloser Over-Ear-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung des französischen Audio-Herstellers, und es ist zu einem Preis erhältlich, der so ziemlich jeden anderen Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung auf dem Markt in den Schatten stellt.
Diese von U-Booten inspirierten Boxen (Bathys ist die Kurzform von Bathysphere, einem der ersten Tauchboote) kosten mehr als die ohnehin schon teuren Bowers & Wilkins PX8 oder Apple AirPods Max. Ausgestattet mit einigen audiophilen Features wie hochauflösender 24-Bit-Wiedergabe über Kabel und einem unverwechselbaren Design werden sie sicherlich für Aufsehen sorgen, aber sie müssen auch eine hervorragende Klangqualität bieten, um zu beeindrucken. Schaffen sie das?

Design und Konstruktion: Trypophobiker schauen weg

Der Bathys hat eine unbestreitbare Ähnlichkeit mit den anderen High-End-Kopfhörern von Focal, einschließlich des sündhaft teuren Focal Utopia, wenn auch in einer etwas kompakteren Ausführung. Der große Unterschied besteht darin, dass alle diese Kopfhörer entweder kabelgebunden waren oder keine Geräuschunterdrückung hatten; hier kann man das Kabel durchschneiden und die Außenwelt stumm schalten.
Der Kopfhörer hat ähnliche Metallgitter, die jede Ohrmuschel bedecken, mit Hunderten von konzentrischen Kreisen, die ein beleuchtetes Focal-Logo umgeben. Diese Kopfhörer sind unverwechselbar, auch wenn das schwarz-silberne Farbschema weniger auffällig ist als bei einigen der extravaganteren Modelle von Focal. Man kann das Licht dimmen (oder ganz ausschalten), aber mit diesen Kopfhörern auf dem Kopf wird man nie ganz inkognito bleiben.

Wie man angesichts des Preises erwarten würde, wurde bei den Materialien nicht gespart. Die Bügel der Ohrmuscheln sind aus Magnesium gefräst, das Innenleben des Kopfbügels besteht aus Aluminium, das ebenso robust wie flexibel ist, und Kopfbügel und Ohrmuscheln sind mit echtem Leder überzogen (sorry, Veganer). Die Ohrmuscheln haben nicht die kühle Haptik, die man von Metall erwarten würde, fühlen sich aber trotzdem hochwertig an.

Mit 350 Gramm ist der Kopfhörer ein echtes Schwergewicht. Der Kopfbügel verteilt das Gewicht gut auf dem Kopf, der Anpressdruck ist recht fest und die Ohrmuscheln sind ausreichend gepolstert, so dass sie auch nach längerem Hören nicht zur Qual werden.

Die Kopfhörer sind für unterwegs gedacht und lassen sich zwar nicht komplett zusammenklappen, aber die Ohrmuscheln können flach zusammengefaltet werden, so dass sie leichter in die mitgelieferte Hartschalentasche passen. Die Tasche bietet Platz für die mitgelieferten USB-C- und 3,5-mm-Kabel und ist mit fein genähtem Material ausgekleidet. Die Tasche benötigt viel Platz im Rucksack, ist aber robust genug, um die Bathys unterwegs sicher aufzubewahren.

Funktionen und Akkulaufzeit auf Knopfdruck

Focal hat fast alle physischen Bedienelemente des Bathys auf der rechten Ohrmuschel untergebracht und nur einen einzigen Knopf auf der linken Ohrmuschel belassen, mit dem man zwischen den drei Modi der Geräuschunterdrückung umschalten kann. Nur der Netzschalter (der beim Hören über USB-C in den DAC-Modus geschaltet werden kann) und der Bluetooth-Kopplungsknopf sind beschriftet, so dass man bei den anderen Knöpfen ein wenig rätseln – oder einen Blick in die Bedienungsanleitung werfen – muss.

Die üblichen Optionen für Wiedergabe, Lautstärke und Titelsprung erhält man durch einfaches, doppeltes und dreifaches Antippen, außerdem gibt es eine spezielle Taste, um den Sprachassistenten des Smartphones zu aktivieren. Nichts davon lässt sich jedoch über die begleitende App einstellen. Auch eine Abnutzungserkennung, die dafür sorgt, dass die Titel beim Abnehmen der Kopfhörer weiter abgespielt werden, sowie die Unterstützung des LDAC-Codecs fehlen.

Das Hören über Bluetooth wird ansonsten mit aptX Adaptive sowie den Codecs SBC und AAC gut unterstützt. Es gibt auch eine 3,5-mm-Kabel-Option, aber diejenigen, die die beste Qualität wollen, werden die USB-C-Konnektivität des Bathys zu schätzen wissen. Er kann 24-Bit/192-kHz-Dateien direkt von Ihrem Gerät abspielen, ohne dass Sie auf andere Geräte für die Digital-zu-Audio-Konvertierung angewiesen sind. Die Lautstärke ist bei der USB-Verbindung etwas geringer als bei der Bluetooth-Verbindung, so dass sie sich am besten für das Hören zu Hause in ruhiger Umgebung eignet.

Die von Focal angegebene Akkulaufzeit von 30 Stunden hat sich in unseren Tests als ziemlich genau erwiesen: Je nach Lautstärke und Codec kamen wir auf etwa 26 bis 28 Stunden pro Ladung. Das entspricht in etwa unserem aktuellen Favoriten, dem Sony WH-1000XM5, und reicht für mehrere Tage ununterbrochenen Musikgenuss bei der Arbeit und auf dem Weg dorthin. Da wir kurz vor einem Kurzstreckenflug erwischt wurden, können wir auch bestätigen, dass ein 15-minütiges Aufladen weitere vier bis fünf Stunden Musikgenuss ermöglicht.

Schnittstelle: Tritt der Familie bei

Wenn die integrierten Tasten nicht ausreichen, bietet die Focal & Naim Companion App die Lösung. Die All-in-One-App ist allen, die bereits ein Gerät einer der beiden Marken besitzen, bekannt und bietet die erweiterten Funktionen des Bathys mit nur wenigen Fingertipps.
Die verbleibende Akkulaufzeit und das aktuell wiedergegebene Audioformat werden auf dem Startbildschirm angezeigt, zusammen mit Verknüpfungen zu den Einstellungen für Equalizer, Geräuschunterdrückung und LED-Ohrhörer. Wenn Sie weiter suchen, finden Sie Optionen zum Auswählen des derzeit aktiven Sprachassistenten (Siri, Google Assistant, Amazon Alexa oder der Assistent Ihres Geräts), zum Deaktivieren des automatischen Standby-Modus (standardmäßig aktiviert) und zum Aktivieren von SideTone, um Ihre eigene Stimme beim Telefonieren deutlicher zu hören.

Es gibt nicht viele ANC-Einstellungen, die Sie anpassen können, Sie können nur zwischen den Modi „Silent“, „Soft“ und „Transparent“ wählen. Beachten Sie, dass es keine Möglichkeit gibt, die ANC komplett auszuschalten, falls Sie sich etwas mehr Akkulaufzeit erhoffen.

Auf der EQ-Seite gibt es etwas mehr zu entdecken, mit drei grundlegenden Voreinstellungen und einem benutzerdefinierten 5-Band-Equalizer. Die Einstellungen für Home und Loudness lassen sich weiter anpassen und als neue benutzerdefinierte Presets abspeichern – praktisch, wenn man bestimmte Musikrichtungen auf eine bestimmte Weise klingen lassen möchte. Das Dynamic-Preset, das so nah wie möglich an die „Harman Target“-Klangsignatur herankommen soll, ist gesperrt, so dass nicht erkennbar ist, wie stark die Bässe, Mitten und Höhen gegenüber der Focal-Referenz angehoben wurden. Nach unseren Tests ist es nicht viel.

Klangqualität und Rauschunterdrückung: Alles dreht sich um den Klang

Angesichts des hohen Preises hatten wir hohe Erwartungen an die 40 mm-Membranen des Bathys. Sobald sie mit einer hochauflösenden Quelle gefüttert wurden, enttäuschten sie nicht. Tidal Masters-Aufnahmen, die von einem Smartphone abgespielt wurden, zeigten eine brillant kontrollierte, fesselnde Performance, die dem warmen, emotionalen Klang anderer Focal-Kopfhörer sehr nahe kommt.

Die unerbittlichen Trommeln von Pendulums Halo waren angemessen kraftvoll, mit einer sehr ausgewogenen Basspräsenz, die genau die richtige Dosis an Druck lieferte. Er übertönte nie den Rest des Mixes und ließ dem Gesang viel Raum, um um die Instrumente herum zu atmen. Die Detailtreue war durchweg außergewöhnlich, mit leicht akzentuierten Höhen, die den Hi-Hats und dem Schlagzeug einen Hauch zusätzlicher Präzision verliehen. Sie sind nicht ganz so dynamisch wie die B&W PX8, aber sie haben das gewisse Etwas.

Beim Hören über Bluetooth bleibt noch Lautstärke übrig, so dass wir bei ca. 60 % am angenehmsten hörten. Auch bei niedrigeren Pegeln kann es bei den richtigen Titeln weich und entspannt klingen: Die Akustikgitarren von Noel Gallaghers High Flying Birds’ Pretty Boy blieben satt und melodisch. Auch die allgemeine Klangkulisse war angemessen weiträumig. Sie können in dieser Hinsicht nicht mit einem Paar offener Ohrhörer mithalten, aber sie sind ideal für ein Paar, das man in der Öffentlichkeit tragen kann, ohne dass sich die Leute in der Nähe über den Lärm beschweren.

Bei der Lärmunterdrückung ist der Bathys nicht ganz so gut. Während er das tiefe Rumpeln von S-Bahnen gut dämpft und die ohrumschließenden Hörmuscheln für eine gewisse passive Isolierung sorgen, kann er höhere Frequenzen nicht so gut unterdrücken wie Sony, Bose oder Apple.
Es ist kein schlechter Kopfhörer, da er es schafft, unser Pendeln genauso leise zu machen wie der Sennheiser Momentum 4 und der B&W PX7 S2, aber wenn man so viel Geld ausgibt, hofft man auf das Beste – und das ist es nicht ganz.

Focal Bathys Fazit

Wenn erstklassige Klangqualität mit kabellosem Komfort der einzige Punkt auf der Wunschliste für einen Kopfhörer ist, dann erfüllt der Focal Bathys diese Erwartungen. Er bietet ein fantastisches Hörerlebnis, egal ob über Bluetooth oder Kabel. Die hochwertigen Materialien und die gute Verarbeitung machen sie zu einer hervorragenden Ergänzung für alle vorhandenen Naim- oder Focal-Heimaudio-Geräte und rechtfertigen den hohen Preis.
Wer viel unterwegs ist, sollte allerdings bedenken, dass sie nicht über die Rauschunterdrückung der deutlich günstigeren Konkurrenz verfügen.

Für diejenigen, die es gewohnt sind, Tausende für separate Geräte auszugeben, mag das nicht so schlimm klingen, aber für den Rest von uns sind sie definitiv Luxus.

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