Introduzione
Wir Menschen halten uns vielleicht für berechnende und logische Wesen, aber manchmal muss man Vernunft und Pragmatismus einfach über Bord werfen. Objektivität ist schön und gut, aber manchmal müssen wir einfach etwas fühlen. Wir brauchen Vibes – und die spiegellose Kamera Sigma BF bietet genau das.
Sigma ist wahrscheinlich eher als Hersteller von Kameraobjektiven bekannt als für seine Kameragehäuse. Vor der BF war die FP L im Jahr 2021 das letzte Modell, das auf den Markt kam. Wenn das Unternehmen ein neues Modell vorstellt, ist das in der Regel eine große Sache. Entsprechend bedeutend fühlt sich die BF an. Es handelt sich um ein spiegelloses Vollformatmodell im Rangefinder-Stil, das nach typisch japanischer Denkweise entwickelt wurde.
BF steht, wie ich herausgefunden habe, für „beautiful foolishness” (schöne Torheit), ein Ausdruck aus einem japanischen Gedicht, der dazu aufruft, die Komplexität und Ängste des Lebens hinter sich zu lassen und sich den Freuden der Einfachheit hinzugeben. Dies spiegelt sich auch im Design der BF wider: Sie ist ein schlankes, schlichtes Aluminiumtrapez mit so wenigen Knöpfen, Reglern und Unebenheiten wie möglich.
Ein echter Hingucker!

Sigma hat mir eine BF in Silber (es gibt sie auch in Schwarz) zur Verfügung gestellt. Als ich sie aus der Verpackung nahm, war ich beeindruckt, wie klar und frisch ihr Unibody-Gehäuse aussieht. Es wirkt so minimalistisch, dass die Leica M11-D dagegen überladen wirkt. Meiner Meinung nach ist es die schönste Kamera, die ich seit Jahren getestet habe. Den Blicken und doppelten Blicken von Passanten, Café-Mitarbeitern und einem Fotografenkollegen nach zu urteilen, als ich sie zum Probeschießen herausholte, bin ich damit nicht allein.
Die scharfen Linien bedeuten jedoch nicht, dass die Kamera besonders ergonomisch ist. Abgesehen von der strukturierten Vorderseite und einer kleinen Erhebung für den Daumen gibt es nicht viel, woran man die Kamera festhalten kann. Selbst ein Standard-Kameragurt passt nicht. Es gibt zwar eine Öse zur Befestigung einer kleinen Handschlaufe, doch Sigma hat meinem Testgerät keine mitgeliefert. So hatte ich ständig Angst, die BF fallen zu lassen.
Dabei ist sie nicht einmal schwer. Das Gehäuse ist für eine Vollformatkamera klein, staub- und spritzwassergeschützt und wiegt weniger als 500 g. Ein Objektiv wiegt natürlich noch mehr. Sigma hat mir für diesen Test ein 35-mm-Objektiv mit einer Blende von 2 zur Verfügung gestellt. Mit 325 g lag das Gesamtgewicht deutlich unter 900 g. Dennoch empfand ich die FP aufgrund ihrer Balance und der fehlenden Griffe und Erhebungen im Vergleich zu meiner Panasonic Lumix GH6 als etwas unhandlich. Letztere ist meine Hauptkamera im Alltag und traditioneller gebaut.
Zubehör? Welches Zubehör?
Sigmas Bekenntnis zur Einfachheit bedeutet auch, dass die FP einige Dinge vermissen lässt, die man bei einer knapp 2000 Dollar/2000 Pfund teuren Kamera erwarten würde. So gibt es beispielsweise keinen Sucher, was ich aber akzeptabel finde, da viele andere kleine spiegellose Modelle auch keinen haben. Ich kam mit dem 3,2-Zoll-Bildschirm für die Bildkomposition gut zurecht.
Bedenklicher ist das Fehlen eines Blitzschuhs, da man damit keinen Blitz und auch kein anderes Zubehör befestigen kann. Da viele Fotografen einen Blitz kreativ nutzen und er zudem in Innenräumen oder bei Nacht sehr nützlich ist, könnte das viele potenzielle Kunden abschrecken. Zumindest gibt es eine Stativhalterung an der Unterseite.
Die BF kommt komplett ohne Klappen und Türen aus. Der Akku wird direkt in die Unterseite der Kamera eingesetzt und dank 230 GB internem Speicher ist kein Kartenslot erforderlich. Die einzige physische Verbindung ist ein USB-C-Anschluss zum Übertragen von Dateien und zum Aufladen. Wer hier einen dedizierten Mikrofon-, Kopfhörer- oder HDMI-Anschluss erwartet, wird enttäuscht sein.
Erst Fotos, dann Videos.
Trotz 6K-Videoaufzeichnung, Log-Farbprofilaufzeichnung und einem beeindruckenden Phasenerkennungs-Autofokus (einschließlich Erkennung und Verfolgung von Menschen und Tieren) ist diese Kamera für Leute, die Wert auf Video legen, nicht zu empfehlen. Mit einer Bildrate von maximal 30 fps in allen Modi außer Zeitlupe und dem bereits erwähnten Fehlen von Anschlüssen für externe Mikrofone und Kopfhörer ist die BF definitiv nicht dafür geeignet.
In erster Linie ist die BF eine Kamera für Fotografen. Ich hatte viel Spaß dabei, entlang der Strandpromenade, am Pier und in den engen Gassen zu schlendern und Fotos zu machen. Die einfache Bedienung, der schnelle Autofokus und die hervorragende Bildqualität erinnerten mich an meine Anfänge in der Fotografie – damals, als viele DSLR-Kameras noch nicht einmal Videos aufnehmen konnten. Das Einzige, was mir hier fehlte, war das knackige Geräusch eines mechanischen Verschlusses – die BF hat keinen und ihr leises digitales Klicken ist kein Vergleich dazu.
Ich habe diese Fotos im DNG-RAW-Format aufgenommen und anschließend mit Adobe Lightroom bearbeitet. Die BF liefert jedoch auch hervorragende JPEG-Bilder, insbesondere bei Verwendung der integrierten Farbmodi. Ähnlich wie die digitalen Filmsimulationsmodi der Fujifilm-Kameras verleihen diese 13 Modi Ihren Aufnahmen einen sofortigen Look – von stimmungsvollem Monochrom bis hin zu dezentem Calm.





Die allgemeine Bildqualität ist, wie man es von einer Vollformatkamera mit einem lichtstarken Festbrennweitenobjektiv erwarten kann, hervorragend. Ich habe zu jeder Tageszeit, drinnen und draußen, fotografiert und konnte viele Aufnahmen machen, auf die ich wirklich stolz bin, wobei ich nur das verfügbare Licht genutzt habe – was angesichts der fehlenden Blitzunterstützung sehr praktisch ist.
Eine Freude zu bedienen!

Sigma hat die Benutzerfreundlichkeit auf Einfachheit ausgelegt. Trotz der wenigen Einstellräder und anderer physischer Bedienelemente habe ich mich schnell mit dem etwas eigenwilligen Bedienkonzept der BF zurechtgefunden. Auch hier ist der Touchscreen sehr nützlich und ich musste nie lange nach einer bestimmten Option oder Einstellung suchen. Allerdings muss ich zugeben, dass sich Einstellungen bei anderen spiegellosen Kameras mit mehr Bedienelementen schneller ändern lassen als bei der BF.
Da wir gerade beim Thema sind: Der Bildschirm ist für die Bildkomposition sehr wichtig und wird daher häufig genutzt. Im Freien muss er außerdem hell sein, was bedeutet, dass der Akku der BF recht schnell leer wird. Sigma gibt die Akkulaufzeit mit etwa 260 Aufnahmen bei voller Ladung an. Ich habe jedoch festgestellt, dass der Ladezustand während des Fotografierens sehr schnell sinkt, was vielleicht nicht überraschend ist. Ich würde Nutzern, die lange Tage unterwegs sind, empfehlen, in einen zweiten Akku zu investieren.
Insgesamt hat mich die Sigma BF trotz einiger „Schwachstellen” in ihrer Designphilosophie ziemlich überzeugt. Wenn Sie jedoch eine Kamera mit der besten Gewichtsverteilung, dem besten Griff, der längsten Akkulaufzeit oder der vielseitigsten Konnektivität suchen oder sogar eine Kamera, die anspruchsvolle Videoaufgaben bewältigen kann, ist diese Kamera nicht die richtige für Sie.
Auch wenn es ihr vielleicht an Praktikabilität mangelt, strahlt sie doch Charakter und Identität aus. Wenn Sie eine Kamera suchen, die Sie zu mehr Fotos inspiriert, fällt mir kaum eine bessere ein.