Introduzione
DJI ist vielleicht am besten für die Herstellung von Kamera-Drohnen bekannt, aber auch Action-Kameras sind für das Unternehmen kein Neuland. Nun richtet es endlich seinen in der Luft geschulten Blick auf die Welt der 360-Grad-Videos.
Die DJI Osmo 360 ist der erste Versuch des Unternehmens, immersive Aufnahmen zu ermöglichen. Mit 8K-Aufnahme und KI-gestützter automatischer Bearbeitung ist sie eine direkte Konkurrentin zur Insta360 X5 – der unangefochtenen Königin in diesem Kamerabereich.
Aber nennen Sie sie nicht einfach eine Kopie. Die Osmo 360 ist mehr als nur eine weitere kleine graue Kamera mit Fischaugenobjektiven an beiden Seiten. Sie verfügt über ein neues Sensordesign, beeindruckende technische Daten und einen attraktiven Preis, der die Konkurrenz um Längen schlägt.
Ein DJI-Sprecher erklärte uns: „Wir haben derzeit noch keinen voraussichtlichen Zeitplan für die Verfügbarkeit in den USA, werden Sie aber auf dem Laufenden halten, sobald wir mehr wissen.“
DJI hofft offensichtlich, dass seine erste 360-Grad-Kamera sowohl bestehende Fans der Marke als auch Neulinge ansprechen wird, die ihren Inhalten ein wenig räumliche Brillanz verleihen möchten. Wie schlägt sie sich also?
Design und Verarbeitung: gedrungen, robust, aber nicht unzerstörbar.

Hätte DJI eine Schublade mit der Aufschrift „Insta360- und GoPro-Max-Teile“ geplündert und die besten Teile zusammengeklebt, so würde das Ergebnis dem Osmo 360 wahrscheinlich sehr ähnlich sehen. Sie ist gedrungen und quadratisch, hat ein mattgraues Gehäuse und zwei konvexe Linsen, die aus den gegenüberliegenden Seiten herausragen. Es wirkt hochwertig, ohne protzig zu sein – eher ein selbstbewusstes Nicken als ein lautes Brüllen.
Auf der Vorderseite befindet sich ein 2-Zoll-Touchscreen, der von drei physischen Tasten unterstützt wird: eine für die Stromversorgung, eine für die Aufnahme und eine zum Umschalten zwischen der vorderen und hinteren Kamera. Darunter befinden sich sowohl ein Standard-Stativgewinde als auch die magnetische Schnellwechselhalterung von DJI. Sie bieten willkommene Befestigungsmöglichkeiten, während sich an den beiden Seiten abgedeckte Anschlüsse für den Akku und den microSD-Kartensteckplatz sowie USB-C-Anschlüsse befinden.
Die Osmo 360 ist nach IP68 zertifiziert, was bedeutet, dass problemlos im Schnee oder Regen fotografiert werden kann und die Kamera sogar einen Sprung ins Meer übersteht. Allerdings empfiehlt DJI aufgrund von Problemen beim Stitching verwirrenderweise keine Verwendung unter Wasser. Das ist etwas seltsam, vor allem angesichts der Tatsache, dass Insta360 mit seiner X5 praktisch zum Eintauchen einlädt. Im Gegensatz zur X5 gibt es hier auch keine vom Benutzer austauschbaren Objektive. Wenn Sie zu ungeschickten Momenten neigen, sollten Sie den optionalen Objektivschutz aufsetzen oder sich für die Unfallversicherung DJI Care Refresh entscheiden, die einen vollständigen Ersatz statt einer Reparatur bietet.
Für extremste Aktivitäten ist sie also nicht geeignet. Für die meisten alltäglichen Anwendungen wie Spazierengehen, Radfahren, Paddeln und gelegentliche Begegnungen mit Ästen ist die Osmo 360 jedoch robust genug, um weiter zu filmen.
Funktionen: – Bearbeitung durch KI

Die Osmo 360 hat eine Vielzahl von Funktionen zu bieten, die DJI geschickt in sein bestehendes Ökosystem integriert hat. Die Kamera funktioniert mit der mobilen App DJI Mimo. Diese bietet eine Live-Vorschau, Firmware-Updates und eine intuitive Fernsteuerung sowie eine KI-gestützte Bildausschnittwahl und Clip-Erstellung. Letztere erkennt Highlights und fügt sie mit Übergängen und Hintergrundmusik zusammen. Im Vergleich zur App von Insta360 fand ich diesen Robo-Editor in einigen Bereichen eher einfach und eingeschränkt, da er nur Clips von Tagesaufnahmen, Motorradfahrten und Skifahrten unterstützt. Er ist jedoch einfach zu bedienen und erfüllt seinen Zweck, wenn Sie schnell ein Video zum Teilen zusammenstellen möchten.
Es gibt auch eine neue (und kostenlose) Desktop-App namens DJI Studio für alle, die etwas mehr Kontrolle wünschen. Mit ihr können Sie ganz einfach Keyframes setzen, Aufnahmen verfolgen, trimmen, farbkorrigieren und Hintergrundmusik oder Filter hinzufügen, bevor Sie eine fertige Datei exportieren. Im Vergleich zur bewährten Bearbeitungssuite von Insta360 ist dies ein solider erster Versuch. Einfach, aber nicht simpel.
Dann ist da noch der Ton. Die vier integrierten Mikrofone sind für den gelegentlichen Gebrauch ausreichend. Die wahre Magie entfaltet sich jedoch, wenn Sie die Kamera mit einem DJI Mic 2 oder Mic Mini koppeln. Plötzlich haben Sie einen makellosen 24-Bit-Sound, eine Gain-Regelung auf dem Bildschirm und eine winddichte Sprachaufnahme, die die Nachbearbeitung zum Kinderspiel macht. Dies ist ein herausragendes Merkmal für Kreative, die bereits im DJI-Ökosystem arbeiten.
Leistung: spritzig und ausgefeilt.
Die Osmo 360 fühlt sich vom Einschalten an flott und zuverlässig an. Die Startzeiten sind nahezu sofort, die Navigation im Touchscreen-Menü ist flüssig und die Verbindung zur Mimo-App ist schnell hergestellt. Sie fühlt sich viel solider an als die meisten Produkte der ersten Generation, was von der Hardware-Erfahrung von DJI zeugt. Auch die Software des Unternehmens überzeugt. Ganz gleich, ob Sie die mobile App für einen schnellen Social-Media-Beitrag nutzen oder sich auf dem Desktop in das Programm „Studio” vertiefen: Der Workflow ist optimiert und einsteigerfreundlich.
Die Bildstabilisierung ist ausgezeichnet. Ob das Gerät auf einem Fahrrad montiert ist oder Sie zu Fuß unterwegs sind, der Horizont bleibt flacher als die Landschaft von East Anglia. Der unsichtbare Selfie-Stick-Trick funktioniert nahezu einwandfrei und selbst schwierige dynamische Bewegungen scheinen das Stitching nicht zu beeinträchtigen.
Positiv ist auch, dass die Kamera über einen integrierten Speicher verfügt, sodass keine microSD-Karte herausgenommen werden muss, um sofort mit der Aufnahme beginnen zu können. Der interne Speicher umfasst 128 GB und kann durch eine Karte um bis zu 1 TB erweitert werden.
Der größte Nachteil? Die Akkulaufzeit der 1950-mAh-Zellen. Die rund 90 Minuten, die eine volle Ladung für Aufnahmen in 8K 30p bietet, sind für den gelegentlichen Gebrauch völlig ausreichend. Sie reichen jedoch nicht an die rund 185 Minuten heran, die der klobigere 2400-mAh-Akku X5 von Insta360 bietet. Allerdings kann man immer ein paar zusätzliche Akkus einpacken, da diese erschwinglich sind.
Bildqualität: hip, quadratisch

Hier wird es interessant, wenn man sich die Pixel genauer ansieht. Die Osmo 360 verfügt über zwei quadratische 1/1,1-Zoll-CMOS-Sensoren mit großen 2,4-µm-Pixeln. Laut DJI maximiert diese Konfiguration die nutzbare Fläche im Vergleich zu den von der Konkurrenz verwendeten beschnittenen rechteckigen Sensoren.
In der Praxis? Die Aufnahmen sehen fantastisch aus: 8K-Videos mit bis zu 50 fps sind scharf, detailreich und lebendig, wenngleich die Farben mitunter etwas zu gesättigt wirken. Vor allem der Himmel kann etwas zu „Instagram-freundlich” aussehen, es sei denn, man nimmt manuell eine Tonwertkorrektur vor oder filmt im D-Log-M-Modus für die Nachbearbeitung. Die Osmo 360 macht aber die wichtigen Dinge richtig: Sie fügt die Videos der beiden Kameras nahtlos zusammen, entfernt Selfie-Sticks aus dem Bildmaterial und kommt mit Streulicht gut zurecht.
Der SuperNight-Modus ist für Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen überraschend gut. Zwar ist er keineswegs ein Wunderwerk der Nachtsicht, aber er ist durchaus brauchbar und liefert deutlich sauberere Ergebnisse als viele andere 360-Grad-Kameras unter ähnlichen Bedingungen. Im Boost-Modus kann man ein Objektiv ausschalten und die Kamera eher wie eine herkömmliche Action-Kamera verwenden – komplett mit Ultra-Weitwinkel, hohem Dynamikumfang und bis zu 120 fps Zeitlupe.
Im direkten Vergleich mit der Insta360 X5 kann die Osmo 360 mithalten. Sie ist zwar nicht eindeutig besser als die X5, liegt aber auch nicht weit zurück. Betrachtet man die Aufnahmen nebeneinander, so fällt auf, dass die Farbverarbeitung von DJI etwas aggressiver ist und die X5 bei sehr schlechten Lichtverhältnissen leicht die Nase vorn hat. Für 90 % der Nutzer werden diese Unterschiede jedoch keine große Rolle spielen, insbesondere, wenn man den Preis berücksichtigt.
Selbstverständlich kann die Osmo 360 auch Fotos aufnehmen. Diese können 120 MP oder 30 MP mit HDR haben. Ehrlich gesagt fand ich Fotos von 360-Grad-Kameras bisher nicht besonders spannend, aber wenn man sie in die Mobil- oder Desktop-Apps zieht, um sie in Videoclips zu verwandeln, machen sie ziemlich viel Spaß.
Fazit zur DJI Osmo 360
Ist die DJI Osmo 360 also ein 360-Grad-Volltreffer? Nicht ganz. Aber es ist ein hervorragender erster Versuch, durch den DJI zu den Besten gehört. Die Kamera ist klein, einfach zu bedienen und funktioniert sehr flüssig – und das alles zu einem Preis, der unter dem des nächsten Konkurrenten liegt.
Die Bildqualität ist ausgezeichnet, die Apps sind intuitiv und die Integration mit dem Osmo-Audio-System von DJI ist ein großes Plus für Vlogger und Kreative. Im Vergleich zur Insta360 X5 gibt es einige kleinere Nachteile: eine etwas kürzere Akkulaufzeit, keine Unterwassertauglichkeit und nicht austauschbare Objektive. Diese überschatten jedoch das Gesamtpaket nicht.
Wenn Sie bereits Teil des DJI-Ökosystems sind oder gerade erst in die Welt der immersiven Videos eintauchen, ist dieses Gerät eine klare Empfehlung. Die Osmo 360 ist zwar keine Revolution, zeigt aber, dass DJI keine halben Sachen macht – selbst wenn es darum geht, aufzuholen.