Introduzione
Lassen Sie sich nicht vom Namen täuschen: Mittelformatsensoren sind riesig. Der monströse 102-MP-Sensor der GFX100RF ist fast viermal so groß wie der APS-C-Sensor der phänomenalen Kompaktkamera X100VI mit festem Objektiv. Dass Fujifilm es geschafft hat, einen solchen Sensor in ein Rangefinder-Gehäuse zu quetschen, das die Systemkamera-Konkurrenz fett aussehen lässt, ist eine enorme Leistung.
Mit so vielen verfügbaren Pixeln war Fuji in der Lage, genügend kamerainterne Bildausschnitte und digitale Vergrößerungen hinzuzufügen, um mit dedizierten Zoomobjektiven konkurrieren zu können. Das Unternehmen hat auch in seinen Archiven gegraben und ein neues Seitenverhältnisrad herausgebracht, mit dem sich die Panoramaformate der längst ausgemusterten Fuji-Filmkameras nachahmen lassen.
Diese Formatflexibilität dürfte Streetfotografen aufhorchen lassen, die sonst eher zur luxuriösen Leica Q3 mit kleinerem Vollformatsensor greifen würden. Hilfreich ist auch, dass die GFX100RF mit 4899 US-Dollar/4699 Britischen Pfund deutlich unter dem Preis der deutschen Konkurrenz liegt.
Das ist natürlich immer noch sehr teuer und dreimal so viel wie die X100VI mit APS-C-Sensor. Fuji hat auch einige Abstriche gemacht, um die Abmessungen so drastisch zu reduzieren. Kann man die GFX100RF deshalb noch als ultimative Straßenkamera bezeichnen?
Design und Verarbeitung: erwachsen geworden

Es ist kein Zufall, dass das bisher kleinste und leichteste GFX-Modell aussieht wie eine X100VI, die einen Wachstumsschub hinter sich hat. Die Premium-Kompaktkamera von Fuji ist seit ihrer Einführung ständig ausverkauft, und die Weiterentwicklung des Designs ist sicherlich ein Versuch, diesen Erfolg zu wiederholen. Nur das höhere Gehäuse und der Verzicht auf einen optischen Sucher verraten das Spiel.
Das Retro-Design und die präzise gefräste Metallplatte wurden originalgetreu übernommen, und man hat wieder die Wahl zwischen einem schwarzen und einem silbernen Gehäuse. Die Kamera fühlt sich in jeder Hinsicht wie ein Luxusartikel an und steht Leica in Sachen Verarbeitungsqualität und Material in nichts nach.
Mit 735 Gramm inklusive Akku und Speicherkarte ist sie angesichts des verwendeten Sensors auch eine beeindruckend handliche Kamera. Zumindest solange man nicht die mitgelieferte Gegenlichtblende und den Adapterring montiert, die die Länge des 35mm Festobjektivs fast verdoppeln. Letztere machen die GFX100RF wetterfest, so dass sie auch bei Regen eine gute Wahl ist.
Wie ist es Fuji gelungen, die Kamera so stark zu verkleinern? Zunächst einmal gibt es keinen optischen Sucher, sondern einen elektronischen Sucher und einen LCD-Touchscreen. Außerdem hat das 35-mm-Festobjektiv einen Zentralverschluss anstelle des bei den meisten spiegellosen Kameras üblichen Schlitzverschlusses. Das bedeutet, dass beim Auslösen kein befriedigendes „Klicken“ zu hören ist. Die Blende von f/4.0 kann mit der Leica Q3 nicht mithalten, wenn es um traumhafte Schärfentiefe geht, und schließlich gibt es keine Bildstabilisierung im Gehäuse.
Ich habe den fantastischen Hybridsucher der X100VI vermisst, aber der elektronische Sucher ist ein Traum. Mit einer Auflösung von 5,76 Millionen Pixeln ist er superscharf, mehr als hell genug und hat eine hohe Bildwiederholrate. Die Surround-View-Funktion, die je nach gewähltem Seitenverhältnis oder Zoom halbtransparente Linien einblendet, erleichtert die Bildausrichtung.
Funktionen und Bedienelemente
Obwohl die GFX100RF kompakt ist, verfügt sie über zahlreiche Einstellräder und Bedienelemente, mit denen Sie Ihre Bilder einstellen können, ohne den Blick vom Sucher abwenden zu müssen. Fuji-Fans werden sich dank der allgemeinen Anordnung sofort zurechtfinden, aber es gibt auch einige maßgeschneiderte Ergänzungen.
Das ISO-Einstellrad zum Heben und Drehen wurde unverändert von der X100VI übernommen. Es ist sehr platzsparend, die Verschlusszeit ist leicht zu erreichen und der gewählte ISO-Wert wird immer in einem kleinen Fenster angezeigt. Es ist umgeben von einem Belichtungskorrekturrad, verstellbaren vorderen und hinteren Einstellrädern und dem Auslöser, aber die Oberseite wirkt keineswegs überladen.
Der Zeigefinger hat viel zu tun, denn unter dem Auslöser befinden sich der Ein/Aus-Schalter, der Zoom und eines der Einstellräder. Es dauert eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat, was was ist. Ebenso vielseitig ist der zweistufige Hebel an der Seite: Durch kurzes oder langes Drücken lassen sich die Suchermodi steuern und der integrierte ND-Filter aktivieren. Auch ein Fn-Knopf ist hier zu finden und alles kann nach Belieben eingestellt werden.
Am längsten brauchte ich, um mich an die neue Bildformat-Taste zu gewöhnen, da sie vertikal angebracht ist. Die Anzahl der Optionen (neun) kann auch überwältigend sein, aber es ist unmöglich, versehentlich etwas zu verstellen, und da er sich vorne in der Mitte befindet, ist er ideal, um aus der traditionellen 4:3-Komfortzone herauszukommen.
Ich habe ihn so eingestellt, dass ich damit durch Fujis große Auswahl an Filmsimulationen scrollen kann, wenn ich nicht manuell fokussiere – und das Klicken des gerändelten Blendenrings dahinter beim Drehen ist einfach unglaublich befriedigend. Die anderen Tasten auf der Rückseite und der Joystick zum Einstellen des AF-Messfelds lagen ganz natürlich unter meinem Daumen, aber ich musste mich etwas strecken, um die Q-Menü-Taste zu erreichen.
Das kam aber nicht oft vor, da es nur wenige Einstellräder gibt.
Fujis Menüschnittstelle ist sowohl für den intuitiven Joystick an der Seite des LCD-Touchscreens als auch für das Tippen oder Wischen auf dem Bildschirm selbst geeignet. Die Kamera lässt sich nur nach oben und unten neigen, was für Aufnahmen aus niedrigen oder hohen Winkeln praktisch ist, aber wohlhabende Vlogger und Selfie-Fans eher abschrecken dürfte.
Leistung: Autofokus

Die Kamera ist in erster Linie eine Fotokamera. Die GFX100RF kann zwar 4K-Video aufzeichnen und verfügt über zwei 3,5-mm-Buchsen an der Seite für Mikrofon und Audio-Monitoring, aber die Bildrate ist auf 30 Bilder pro Sekunde begrenzt – halb so viel wie bei der günstigeren X100VI, die auch 6,2K/30p schafft. Die Leica Q3 bietet sogar 8K/30p.
Die Klappe auf der rechten Seite gibt den Blick auf zwei UHS II SD-Karten-Slots frei. Ich empfehle, beide zu bestücken, denn die Dateien, die diese Kamera ausgibt, sind einfach riesig. RAW-Bilder sind im Schnitt über 100 MB groß, JPEGs nicht viel weniger. Sie sind schnell genug für die Serienbildfunktion mit 6 Bildern pro Sekunde, was für die Art von Straßen- und Landschaftsfotografie, für die Fuji die Kamera anbietet, völlig ausreichend ist.
Die Akkulaufzeit der GFX100RF hat mich sehr beeindruckt. Ich habe an einem Tag über 500 Fotos gemacht und hatte immer noch Saft übrig. Auch das Aufladen über USB-C geht sehr schnell.
Ebenso schnell konnte der bewährte Bildprozessor X-Processor 5 von Fuji auf Motive fokussieren. Die KI-basierte Motiverkennung für Personen, Haustiere und Fahrzeuge – also 99 Prozent dessen, was ein Straßenfotograf fotografieren möchte – ist wirklich sehr gut, wenn auch nicht ganz Klassenbester, und ich fand es gut, dass es genügend anpassbare Tasten gibt, um sie bei Stadtaufnahmen schnell deaktivieren zu können, damit Passanten nicht den Fokus stehlen.
Die eher bescheidene Blende von f/4.0 war tagsüber kein Problem, da die Kamera fast geräuschlos fokussierte und nur selten nach einem Motiv suchen musste. Das Objektiv ist bei maximaler Auflösung atemberaubend scharf und bringt die Detailgenauigkeit des Sensors voll zur Geltung. Auch beim Beschneiden und Zoomen bleibt die Bildqualität erhalten. Bei schlechten Lichtverhältnissen muss man etwas vorsichtiger sein und in der Regel die ISO-Empfindlichkeit erhöhen. Ich fand ISO 6400 für nächtliche Straßenszenen brauchbar und die GFX100RF kommt mit einer Verschlusszeit von 1/30 gut zurecht, auch wenn man hier etwas mehr ausprobieren muss.
Bildqualität: der goldene Schnitt
Auf Fujifilm ist immer Verlass, wenn es um hervorragende Fotos direkt aus der Kamera geht. Die hier gezeigte Farbwiedergabe ist hervorragend, mit gut abgestimmter Sättigung und Weißabgleich. Der Standardmodus hat eine natürliche Wärme, und alle über 20 Filmsimulationen von Fuji sind vorhanden und geeignet, einer ansonsten einfachen Szene das gewisse Etwas zu verleihen.






Die ausgebleichten Lichter und der extreme Kontrast von „Nostalgic Negative“ und „Classic Chrome“ eignen sich perfekt für die Straßenfotografie. Die kräftigeren Töne von „Velvia“ waren ideal, um die satten Farben von Blumen und vorbeifahrenden Autos hervorzuheben. Das Panorama-Seitenverhältnis von 65:24, das durch die Hasselblad Xpan-Filmkamera in den 90er Jahren bekannt wurde, verleiht Ihren Aufnahmen sofort eine filmische Qualität. Dies gilt umso mehr für die Filmsimulation „Eterna“, die den analogen Film der Filmindustrie imitiert.
Die 16-Bit-RAW-Dateien erfassen einen enormen Dynamikumfang und selbst bei Serienaufnahmen mit 14 Bit gehen keine nennenswerten Bildinformationen verloren. RAW-Dateien behalten auch die volle Sensorleistung, so dass Sie immer eine Sicherungskopie haben, falls Sie sich gegen den Digitalzoom, die Bildausschnittfunktion oder die in der Kamera eingestellte Filmsimulation entscheiden.
Ja, das Beschneiden des Sensors und die Wahl eines kleineren Seitenverhältnisses reduzieren die Pixelanzahl erheblich – aber im direkten Vergleich ist die GFX100RF immer noch auf Augenhöhe mit einer 62 MP Vollformatkamera mit 35 mm Objektiv (z.B. Leica Q3) und einer 31 MP APS-C Kamera mit 50 mm Objektiv (z.B. X100VI). Daher gab es keine Kombination von Zoom und Bildausschnitt, mit der ich nicht zufrieden war, weder für soziale Medien noch für den Druck.
Die Kamera hat eine eingebaute Rauschunterdrückung für Langzeitbelichtungen bei schlechten Lichtverhältnissen, aber man muss warten, bis sie ihre Arbeit getan hat. Nach der zweiminütigen Belichtung brauchte ich weitere zwei Minuten für die Verarbeitung, bevor ich wieder fotografieren konnte. Man kann diese Funktion aber jederzeit ausschalten und das Bildrauschen nachträglich bearbeiten.
Fazit zur Fujifilm GFX100RF
Kameras wie die GFX100RF kommen nicht oft auf den Markt. Durch die einzigartige Kombination von großem Sensor und kompaktem Gehäuse ist eine Straßenfotokamera entstanden, bei der die Kompromisse relativ gering sind. Das Fehlen eines Bildstabilisators im Gehäuse ist nur dann von Bedeutung, wenn man ausschließlich nach Einbruch der Dunkelheit fotografiert, und die Blende von 1:4,0 ist nicht so begrenzt, dass sie ein schönes Bokeh völlig ausschließt.
Die Möglichkeit, ohne nennenswerten Leistungsverlust zu zoomen, macht diese Kamera sehr flexibel, während die Filmsimulation und der Bildformatwahlschalter für hervorragende JPEGs sorgen – ganz ohne Nachbearbeitung.
Der hohe Preis und die ausschließliche Ausrichtung auf Standbilder machen sie zu einer Nischenkamera im Vergleich zur X100VI, und es fehlt ihr etwas von der Gravitas einer Leica. Aber auch sie liefert in fast jeder Aufnahmesituation außergewöhnlich detailreiche und beeindruckende Bilder.