Wenn es um aufklappbare Smartphones im Flip-Style geht, ist Samsung bisher weitgehend seinen eigenen Weg gegangen. Motorola hat es versucht, konnte die Galaxy Z Flip-Serie aber auch nach drei Anläufen nicht verdrängen. Das Oppo Find N2 Flip könnte das ändern.
Schließlich weiß Oppo das eine oder andere über faltbare Geräte, denn das Unternehmen hat genug positives Feedback für das kompakte Find N erhalten, um die Einführung einer zweiten Generation Ende letzten Jahres zu rechtfertigen. Das Find N2 Flip ist zwar der erste Versuch mit einem Klapphandy, kann aber mit zahlreichen Vorteilen aufwarten, darunter ein maßgeschneiderter Scharniermechanismus, der ein fast unsichtbares Falten des Bildschirms verspricht. Das Unternehmen hat es sogar geschafft, den Preis seines schärfsten Konkurrenten zu unterbieten.
Zusammen mit dem großen Akku, dem großen Außendisplay und der hochauflösenden Kamera sollte Samsung auf der Hut sein.
Design und Verarbeitung: sehr hochwertig
Oppo hat im ersten Anlauf geschafft, was Samsung in vier Generationen des Galaxy Z Flip nicht gelungen ist: die Lücke zwischen den beiden Hälften komplett zu schließen. Eine Kunststoffblende und winzige Gummipuffer sorgen dafür, dass das Display nicht mit sich selbst in Berührung kommt und im geschlossenen Zustand kein Schmutz aus der Hand- oder Hosentasche ins Innere gelangen kann.
In vielerlei Hinsicht sehen sich die beiden Handys auch sehr ähnlich, mit polierten Metallrahmen und glänzendem, aber dennoch fingerabdruckresistentem Glas. Die Kanten des Find N2 Flip sind etwas abgerundeter, damit es besser in der Hand liegt, aber es verwendet das ältere Gorilla Glass 5 im Gegensatz zum Gorilla Glass Victus+ des Z Flip 4, und beide sind sogar in Lilatönen erhältlich, wenn man mit seinem Handy ein Statement abgeben möchte.
Im Gegensatz zum Samsung, das sich in fast jedem Winkel öffnen lässt und dann in dieser Position bleibt, lässt sich das Flexion-Scharnier des Oppo nur zwischen 45 und 110 Grad öffnen. Bei größerer Öffnung klappt das Scharnier entweder auf oder zu, aber während des Tests gab es keinen Punkt, an dem dies ein Problem für die Benutzerfreundlichkeit darstellte. Es ist auch sehr robust, so dass man das Telefon schon sehr heftig werfen muss, damit es sich durch sein eigenes Gewicht schließt. Es wurde über 400.000 Mal getestet. Das sollte für die typische Lebensdauer eines modernen Smartphones ausreichen.
Rechtshänder werden keine Probleme haben, den seitlich angebrachten Fingerabdrucksensor zu erreichen, und das Telefon ist so dünn, dass Linkshänder sich nicht übermäßig strecken müssen. Er kann die Fingerabdrücke nicht mit absoluter Genauigkeit erkennen, aber er ist schnell genug, um sie zu entsperren, wenn er sie erkennt. Wir fanden es allerdings etwas umständlich, dass man sich nur beim Scrollen durch die Widgets auf dem äußeren Bildschirm authentifizieren muss.
Dieser Bildschirm nimmt viel Platz auf der Vorderseite des Telefons ein, während an der Seite noch Platz für die beiden äußeren Kameralinsen bleibt. Oppo nennt es rahmenlos, und obwohl man die Ränder des Panels bei genauem Hinsehen erkennen kann, sieht es sehr schick aus.
Die Anschlussmöglichkeiten beschränken sich auf einen USB-C-Anschluss an der Unterkante, einen Kopfhöreranschluss gibt es nicht. Man sollte es von Wasser fernhalten, da es keinen offiziellen IP-Schutz gibt.
Display und Sound: Je größer, desto besser
Schon vor dem Öffnen beeindruckt das Find N2 Flip mit seinem großen Außendisplay. Mit 3,26 Zoll ist es das größte aller faltbaren Klapphandys und verfügt über eine scharfe Auflösung von 720×382 Pixeln – perfekt, um eingehende Benachrichtigungen vollständig lesen zu können. Das AMOLED-Panel erreicht eine Helligkeit von 900 Nits, was ausreicht, um auch bei hellem Sonnenlicht ohne langes Blinzeln lesbar zu sein, und die Betrachtungswinkel sind erstklassig.
Der Clou aber ist das 6,8 Zoll große Innendisplay, das dank eines Scharnierdesigns sichtbare Knicke massiv reduziert. Wie alle flexiblen OLEDs ist das Kunststoff-Panel eher spiegelnd, aber sobald es leuchtet, ist es bei typischen Betrachtungswinkeln sehr schwer (wenn auch nicht unmöglich) zu erkennen. Wahrscheinlicher sind Fingerabdrücke, die sich schnell ansammeln.
Die Auflösung von 2520×1080 ist mit den meisten anderen Klappgeräten vergleichbar und aus einer Armlänge Entfernung gestochen scharf. Eine Bildwiederholrate von 120 Hz sorgt für flüssige Bewegungen, allerdings gibt es keinen dynamischen Modus – nur statische Optionen mit 60 Hz und 120 Hz. Das bedeutet, dass man sich zwischen seidenweichen Animationen oder einer besseren Akkulaufzeit entscheiden muss, aber wie weiter unten erklärt wird, ist die Akkulaufzeit ein Bereich, in dem das Find N2 Flip nichts zu wünschen übrig lässt.
Die Farben sind direkt nach dem Auspacken sehr kräftig und der Kontrast ist ausgezeichnet. Es gibt eine Handvoll Farbmodi, aus denen man wählen kann, und einen einfachen Temperaturregler im Einstellungsmenü, falls man das Ganze ein wenig abschwächen möchte. Uns gefiel jedoch die Option Nature Tone Display” am besten, bei der die Farbtemperatur automatisch an das Umgebungslicht angepasst wird.
HDR10+ Inhalte sehen dank der hohen Spitzenhelligkeit von 1600 Nits recht beeindruckend aus. Das reicht zwar nicht ganz an die besten nicht faltbaren Handys heran, kommt ihnen aber sehr nahe – und ist heller als das Galaxy Z Flip 4, sodass man es problemlos im Freien nutzen kann.
Die Kombination aus nach unten gerichtetem Lautsprecher und Ohrhörer-Hochtöner passt gut zum Bildschirm und bietet einen klaren Klang und viel Lautstärke. Im Lieferumfang ist kein Dongle enthalten, so dass nur Bluetooth-Wiedergabe möglich ist. Zum Aktualisieren von YouTube-Abonnements oder der Podcast-Warteschlange sollte man aber nicht zum Kopfhörer greifen müssen.
Leistung und Software: Über 9000
Oppo hat seine übliche Android-Benutzeroberfläche ColorOS für das Find N2 Flip leicht angepasst und eine Handvoll Anpassungen für das Außendisplay hinzugefügt, darunter benutzerdefinierte Schnellantworten (man kann keine vollständigen Nachrichten eingeben, ohne das Telefon zu öffnen) und eine Handvoll Widgets. Mit diesen Widgets können Sie die Wettervorhersage oder Ihre Kalendertermine abrufen, Timer einstellen, Tonaufnahmen machen oder die Akkulaufzeit aller gekoppelten kabellosen Oppo-Kopfhörer überprüfen. Sie können auch die Außenkameras über das Außendisplay steuern, und die Kamera-App verfügt über eine geteilte Ansicht für Aufnahmen aus extremen Winkeln, ohne dass Sie sich bücken oder eine Trittleiter ausklappen müssen.
Ansonsten ist die Benutzeroberfläche die gleiche wie bei den herkömmlichen Smartphones von Oppo, die inzwischen im Wesentlichen mit den OnePlus-Handys, einschließlich des OnePlus 11, identisch sind. Abgesehen von einem Regal voller Widgets der eigenen Marke, die man mit einem Wisch nach unten auf jedem Startbildschirm aufrufen kann, ist alles weitgehend an der gleichen Stelle wie bei Vanilla-Android. Es gibt eine Handvoll vorinstallierter Apps, die Googles eigene imitieren, aber es ist erfrischend frei von Ballast von Drittanbietern.
Dank einer Dimensity 9000+ CPU und 8 GB RAM fühlt sich alles perfekt an und reagiert schnell. Es ist nicht mehr das neueste und beste Silizium von MediaTek, aber es war letztes Jahr auf dem neuesten Stand der Technik und übertrifft die aktuelle Generation der Mittelklasse-Chips immer noch bei weitem. In synthetischen Tests liegt die Leistung auf dem Niveau des Galaxy Z Flip 4, sodass man sich im Alltag keine Sorgen machen muss.
Die Spieleleistung liegt allerdings etwas hinter den Snapdragon-basierten Alternativen. Call of Duty Mobile kann beispielsweise nicht mit maximalen Bildraten und hohen Detaileinstellungen gespielt werden – man muss sich für eines von beiden entscheiden. Die meisten Spiele erreichen zwar immer noch 60 fps, aber die Vorteile der hohen Bildwiederholrate werden nicht immer zum Tragen kommen, vor allem wenn die Entwickler anspruchsvollere Titel entwickeln. Einfachere Spiele können jedoch problemlos gespielt werden.
Britische Handys verfügen über 256 GB internen Speicher, und es gibt keine Unterstützung für microSD-Karten, um später mehr Speicher hinzufügen zu können.
Akkulaufzeit: verdammt gut
Mit 4300 mAh hat das Find N2 Flip einen größeren Akku als jedes andere Klapphandy – und übertrifft sogar Mainstream-Modelle wie das Samsung Galaxy S23. In Kombination mit dem recht energieeffizienten Prozessor und der Tatsache, dass man nur ein 3-Zoll-Display aktivieren muss, um Benachrichtigungen abzurufen, sollte man in der Lage sein, bis zu eineinhalb Tage lang Strom zu tanken, bevor man wieder an die Steckdose muss.
Wenn Sie den Prozessor wirklich stark beanspruchen, könnte die Laufzeit deutlich kürzer ausfallen. Wir haben es geschafft, den Akku mit einer Mischung aus Spielen, Videowiedergabe, Social-Media-Scrolling und Kameranutzung über den Tag zu entleeren, so dass wir den Energiesparmodus nutzen mussten, um bis zum Schlafengehen durchzuhalten. Dennoch müssen wir dem Gerät den Vorzug vor anderen Klapphandys geben, die mit noch weniger Kapazität auskommen. Wenn man mehr Leistung braucht, ist ein herkömmliches Smartphone immer noch die bessere Wahl.
Zumindest muss man nicht lange warten, bis es an der Steckdose hängt. Das Find N2 Flip unterstützt das kabelgebundene Aufladen mit 44 W, was kein anderes Flip-Telefon kann. Es lädt sich in etwas mehr als zwanzig Minuten zu 50 % auf und braucht etwa eine Stunde, um mit dem mitgelieferten Netzteil von leer auf voll zu kommen.
Das Einzige, was fehlt, ist das kabellose Laden. Kein K.O.-Kriterium, aber ein Komfort, den man beim Galaxy Z Flip 4 findet.
Kameras: Zwei für das Tango
Sie teilen sich die Vorderseite des Handys, aber nur die erste der beiden Außenkameras des Find N2 Flip ist ein echter Hingucker. Sie verfügt über einen großen 50-Megapixel-Sensor und einen Phasendetektions-Autofokus, während sich die Ultra-Weitwinkel-Kamera mit einer viel kleineren 8-Megapixel-Einheit begnügen muss. Beide Kameras verwenden jedoch den von Oppo entwickelten Marisilicon X-Bildprozessor, der sich bereits in der letztjährigen Find X5 Pro bewährt hat, und können auf eine Handvoll von Hasselblad entwickelter Farbfilter zurückgreifen.
Ein Teleobjektiv gibt es nicht, aber das ist bei allen bisher erhältlichen Klappkameras der Fall. Stattdessen gibt es in der Kamera-App einen 2-fachen Digitalzoom, den man auf Wunsch auf 20x erhöhen kann, aber dann gehen schnell Details verloren (und das Bildrauschen nimmt zu).
Bleibt man beim 1-fachen Zoom, liefert der Hauptsensor bei guten Lichtverhältnissen klare und scharfe Bilder, wie sie jedes anständige High-End-Handy im Jahr 2023 liefern sollte. Die Farben sind gut abgestimmt und angenehm kräftig, ohne zu weit von der Realität entfernt zu sein, und es wird ein schöner Dynamikumfang angezeigt. Auch die Schärfungsalgorithmen sind nicht übertrieben, aber HDR könnte etwas nuancierter sein.
Der Ultra-Weitwinkel ist ein spürbarer Rückschritt in Sachen Detailtreue, selbst bei hellen Lichtverhältnissen, und kann die Highlights nicht ganz so gut einfangen wie der Hauptsensor, aber Farbe und Kontrast sind ansonsten sehr ähnlich.
Der Nachtmodus wird bei schlechten Lichtverhältnissen automatisch aktiviert, so dass jede Aufnahme etwas länger belichtet werden muss, aber dennoch viele Details erhalten bleiben, ohne dass viel Bildrauschen hinzukommt. Auch die Farben werden originalgetreu wiedergegeben. Sie kann zwar nicht mit den Besten von Google, Apple oder Samsung mithalten, aber Sie werden Ihre Bilder trotzdem gerne in den sozialen Medien teilen. Das Ultra-Weitwinkelobjektiv ist nicht ganz so gut und sollte daher sparsam eingesetzt werden.
Die interne Selfie-Kamera hat eine recht hohe Pixelzahl von 32 Megapixeln und einen eingebauten Autofokus, aber es ist trotzdem sinnvoll, sie hauptsächlich für Videoanrufe zu reservieren.
Oppo Find N2 Flip Urteil
In fast jeder Hinsicht ist das Find N2 Flip eines der schönsten Klapphandys, die es derzeit auf dem Markt gibt. Es sieht gut aus, macht anständige Fotos und hat einen für seine Klasse sehr langlebigen Akku. Das große Außendisplay ist ein echter Segen, und da es keinen sichtbaren Knick hat, ist auch das Innendisplay ein echter Hingucker.
Reicht das, um das Galaxy Z Flip 4 vom Thron zu stoßen? Das ist eine sehr knappe Angelegenheit. Mit 850 Pfund ist das Oppo-Handy deutlich günstiger als das Samsung-Handy, aber das Oppo-Handy bietet drahtloses Aufladen, eine ausgereifte Software-Suite und ein ausgewogeneres Kamerapaar. Wenn Sie bereits mehrere Geräte von Samsung besitzen, könnte das Z Flip 4 die Nase vorn haben, aber in vielerlei anderer Hinsicht bevorzugen wir das Find N2 Flip.