In einem Meer von uniformen Smartphones sind die Veröffentlichungen von Asus so etwas wie ein Elixier. Vom Taschen-Kraftpaket bis zum Gaming-Handy mit Subwoofer stellt das Unternehmen einige der besten Smartphones für ihre jeweiligen Nischen her. Sie sind absolut einzigartig – es sei denn, man blättert im firmeneigenen Katalog. Es könnte aussehen wie das Zenfone 9 vom letzten Jahr, aber es ist das Asus Zenfone 10.
Recycelte Designs sind nichts Neues: Apple macht das schon seit Jahren, und das hervorragende ROG Phone 7 sieht im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern praktisch unverändert aus. Nachdem wir das Design des Zenfone 9 in höchsten Tönen gelobt haben, scheint sich auch das kompakte Flaggschiff von Asus für einen beständigen Stil entschieden zu haben. Mit seinem schmalen Rahmen und dem kleinen Bildschirm ist es eines der am einfachsten mit einer Hand zu bedienenden Handys und bietet dennoch Platz für einen Kopfhöreranschluss. Mit einer erstklassigen Qualcomm-Leistung, einem unglaublich flüssigen Bildschirm und bis zu einem halben Terabyte Speicherplatz geht diese Taschenrakete keine Kompromisse ein.
Nach einer Weile mit dem Asus Zenfone 10 fragen wir uns: Braucht man im Jahr 2023 wirklich ein kleines Telefon mit so viel Power?
Design: Schon wieder du?
Das Zenfone 10 ist eines der wenigen modernen Telefone mit einer Bildschirmgröße von weniger als 6 Zoll. Nachdem wir kürzlich klobige Handys wie das Honor 90 Lite und das Redmagic 8 Pro getestet haben, fühlt es sich an, als wäre es in der Waschmaschine geschrumpft. Es sprengt weder den Geldbeutel noch füllt es die Handfläche, aber es ist relativ dick, genau wie das Zenfone 9, was erklärt, wie Asus so viel Technologie in das Gerät packen konnte.
Neben schlanken Konkurrenten wie dem Samsung Galaxy S23 (7,6 mm) und dem iPhone 14 (7,8 mm) wirkt das Asus Zenfone 10 mit seinen 9,4 mm geradezu klobig. Trotzdem liegt es gut in der Hand. Die flachen, matten Seiten liegen gut in der Hand, die Rückseite aus biobasiertem Kunststoff ist relativ griffig und hat eine fast textilartige Textur. Aufgrund der Bildschirmgröße ist keine Ecke zu weit entfernt und mit 172 Gramm ist es eines der leichtesten Flaggschiff-Handys auf dem Markt.
Wir finden es toll, dass Asus ein Flaggschiff mit Kunststoffrückseite entwickelt hat, das sich nicht billig anfühlt und eine hervorragende Umweltbilanz aufweist. Die Rückseite enthält 50 % weniger erdölbasierte Chemikalien als herkömmliche Kunststoffe und die Verpackung besteht zu 100 % aus recyceltem Material ohne Klebstoffe. Zum Lieferumfang gehören außerdem ein Schnellladegerät, eine Schutzhülle und ein Ladekabel.
Farbenfroh wird es auch im neuen Aurora-Grün sowie in vier weiteren Farben, die vom Zenfone 9 zurückkehren: Kometenweiß, Sonnenfinsternisrot (siehe Bild), Mitternachtsschwarz und Sternenblau. Alle sind wasser- und staubdicht nach IP68, trotz der 3,5-mm-Kopfhörerbuchse auf der Oberseite. Auf der rechten Seite befinden sich ein Lautstärkeregler und ein Dreifach-Ein/Aus-Schalter, der zum Teil als Fingerabdruckscanner und zum Teil als wischempfindlicher Smart Key fungiert. Er nutzt die ZenTouch-Funktion von Asus, um mit einer Wischbewegung elegant durch Webseiten zu scrollen oder Benachrichtigungen herunterzuladen.
Insgesamt gibt es am Design des Zenfone wenig auszusetzen. Wer ein kleines Handy will – hier ist es. Dank der vielen Farbvarianten kann man sich das passende aussuchen.
Display und Sound: Klingt gut
Das Zenfone 10 hat ein 5,9-Zoll-AMOLED-Display mit einem hohen Seitenverhältnis von 20,4:9 und einer Auflösung von 2400×1080. Damit ist es nicht nur klein, sondern mit 445 Pixeln pro Zoll auch scharf. Dank der AMOLED-Technologie wirken Schwarztöne tief und tintenartig und Farben leuchtend.
Auch die Bildwiederholrate von 144 Hz ist für ein kleines Telefon führend in seiner Klasse, da die meisten Premium-Konkurrenten bei 120 Hz liegen. Asus gibt an, dass das Display nur bei Spielen die maximale Glätte erreicht, aber da man einstellen kann, was das System als Spiel erkennt, kann man es auch in anderen Apps aktivieren.
Das Zenfone 10 sieht nicht nur butterweich aus und bietet ein sattes, farbtreues Bild, sondern ist mit einer durchschnittlichen Helligkeit von 800 Nits und einer Spitzenhelligkeit von 1100 Nits auch hell genug, um es bei direkter Sonneneinstrahlung zu verwenden.
Asus hat außerdem spezielle Entwicklungswerkzeuge in die Haupteinstellungen des Bildschirms integriert, die es ermöglichen, die Animationsgeschwindigkeit zu beschleunigen oder zu verlangsamen. Dies kommt zu anderen nützlichen Funktionen wie der immer aktiven Bildschirmsteuerung, dem Augenschutzmodus und der Möglichkeit, den Weißabgleich und die Farbsättigung des Bildschirms anzupassen, hinzu.
Die Rückkehr von Diracs Audio-Tuning ist großartig, da es vier Klangprofile direkt über die Lautstärkeregler bietet: Dynamik, Musik, Kino und Spiel. Wer sich in die AudioWizard-Einstellungen vertieft, erhält einen 10-Punkte-EQ sowie einen Bass- und Höhenverstärker.
In Kombination mit dem Kopfhöreranschluss und den leistungsstarken integrierten Dual-Lautsprechern – einem 5-Magnet-Lautsprecher an der Basis und einem weniger leistungsstarken zweiten Lautsprecher im Ohrhörer – kann man mit Fug und Recht behaupten, dass das Zenfone 10 eine Art audiophile Wahl ist, insbesondere für diejenigen, die etwas weniger ausgeben möchten als für das Topmodell Sony Xperia 1 V.
Kamera: Gimbalicious
Der 50-Megapixel-Sensor, der das Rückfahrkamera-Duo des Zenfone 10 anführt, stammt ursprünglich von Flaggschiff-Handys, zierte in den letzten Jahren aber auch günstigere Geräte wie das Nothing Phone 1 und das Redmi Note 12 Pro 5G. Dass es mit einem unscheinbaren 13-Megapixel-Ultraweitwinkelobjektiv (ohne Autofokus) gepaart ist, hilft ihm nicht gerade. Zum Glück hat das Zenfone 10 einen besonderen Trick auf Lager: eine winzige kardanische Stabilisierung. Dieses System bewegt nicht nur die Linse wie ein herkömmlicher optischer Bildstabilisator, sondern das gesamte Kameramodul, wenn es aktiviert wird.
Wir haben die gleiche Hardware schon im Zenfone 9 gesehen, aber wir können sagen, dass sie dieses Jahr dank der aktualisierten Fotoverarbeitung, dem Dynamikbereich und der Videostabilisierung definitiv besser ist. Die Hauptkamera eignet sich in den meisten Umgebungen sehr gut für Standbilder, gleicht Verwacklungen gut aus und nimmt detailreiche Bilder auf. Nahaufnahmen zeigen eine gute Hintergrundtrennung mit satter, natürlicher Unschärfe, während Porträts und Landschaften relativ natürlich und ausgewogen wirken. Bei schlechten Lichtverhältnissen oder in bestimmten Umgebungen hat die Asus-Kamera Probleme, die Farben richtig darzustellen, entweder werden besonders kräftige Lichter abgeschnitten oder Hauttöne fehlen.
Bei ausreichender Beleuchtung kann man RAW-Fotos in voller Auflösung aufnehmen, die vor Details nur so strotzen, und wenn man ein Fotofreak ist, gibt es genug Hardware, um tolle Fotos zu machen. Die 50-Megapixel-Auflösung bedeutet auch, dass der digitale Zoom nicht schrecklich ist, obwohl es keine Telekamera gibt.
Das Ultraweitwinkelobjektiv ist in Ordnung und kann Fotos mit beeindruckenden Details in hellen Szenen machen. Bei Nahaufnahmen ist es durch den fehlenden Autofokus eingeschränkt und hat Probleme, wenn das Licht schwächer wird.
Das Zenfone nimmt mit der Hauptkamera Videos in einer Auflösung von bis zu 8K auf (obwohl wir mit 4K-Aufnahmen bessere Ergebnisse erzielt haben). Das Gimbal-System in Kombination mit dem verbesserten EIS von Asus, das entscheidet, wie stark der Bildausschnitt beschnitten wird und die Aufnahme stabilisiert, leistet hervorragende Arbeit, um das Filmmaterial zusammenzuhalten. Das Telefon nimmt auch Ton in anständiger Qualität auf, so dass es zwar nicht das Sichtfeld einer Actionkamera hat, aber als stabilisiertes Videosystem mit Autofokus eine der besten Optionen auf dem Markt ist.
Die Selfie-Kamera verfügt über einen 32-Megapixel-RGBW-Sensor mit einem f/2,45-Objektiv und nimmt Videos mit einer Auflösung von bis zu Full HD auf. Sie eignet sich hervorragend für Selfies und macht, obwohl sie auf dem Papier schlechter ist als die Autofokus-Frontkamera des Vorjahres, tatsächlich bessere und natürlichere Schnappschüsse. Die Videos sind stabilisiert und sehen bei guten Lichtverhältnissen gut aus.
Software: Erweitern (oder reduzieren)
Uns gefällt, dass man bei der Android-Version von Asus genau einstellen kann, wie sich die Software anfühlt, sodass sie ziemlich nah am Standard-Android ist oder Asus-spezifische Extras hinzufügt.
Beim ersten Einschalten durchläuft man einen Einrichtungsprozess, bei dem man auswählen kann, wie die Benachrichtigungen, das Schnellwahlmenü und das Menü des Ein-/Ausschalters aussehen sollen. Das ZenTouch von Asus ist ebenfalls anpassbar, so dass man auswählen kann, was ein Wischen, ein langer Druck oder ein Doppeltippen auf die Ein-/Ausschalttaste bewirken soll. Ein Edge-Tool bietet Verknüpfungen zu Anwendungen und Schnellzugriffsoptionen sowie die Möglichkeit, Ihre bevorzugten Anwendungen festzulegen (damit das Telefon diese nicht herunterfährt, wenn sie längere Zeit nicht verwendet werden, um sie schnell zu starten).
Die Tatsache, dass es Asus gelungen ist, die Benutzeroberfläche so umfassend anzupassen und gleichzeitig ein stabiles und flüssiges Nutzererlebnis zu bieten, zeichnet die Telefone des Unternehmens aus. Die Software ist so konzipiert, dass sie eine bequeme Einhandbedienung besser unterstützt, was durch die kompakte Größe des Telefons bereits begünstigt wird. Daher ist es schwer, sich nicht von der Qualität der Verarbeitung verzaubern zu lassen.
Im Kern läuft auf dem Zenfone 10 Android 13 mit dem Versprechen von zwei Jahren Software-Updates und vier Jahren Sicherheitsupdates.
Leistung und Akku: Viel Power für ein großes Handy
Der Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2, der das Zenfone 10 antreibt, ist so gut, wie es heute für ein Android-Handy möglich ist. Egal, ob man sich für die 8 GB oder 16 GB RAM-Option entscheidet, es sollte keine Verlangsamung auftreten – zumindest haben wir in der Zeit, in der wir das Gerät genutzt haben, keine bemerkt. Das Telefon schneidet in den Benchmarks sehr gut ab, mit einem Geekbench Multi-Core Score von 5650, einem Single-Core Score von 2000 und einem 3DMark Wildlife Extreme Score von 2190. Wir haben es für ungefähr eine Stunde gespielt und das einzige Mal, dass es heiß wurde, war als wir die Bildwiederholrate auf 144 Hz erhöht haben. Ansonsten blieb es kühl.
Die Game-Genie-Benutzeroberfläche von Asus, die das ROG Phone so leistungsstark macht, ist auch auf dem Zenfone 10 installiert, sodass man in Echtzeit auf Geräteinformationen zugreifen, Navigationsgesten, Warnungen, Anrufe und WLAN blockieren kann. Außerdem können Sie Makros aufzeichnen, den Leistungsmodus ändern, ein überlagerndes Fadenkreuz aktivieren und die Bildwiederholrate ändern. Für ein Nicht-Gaming-Handy ist das eine tolle Funktion. Das Schlimmste am Spielen mit dem Zenfone 10 ist die Größe des Bildschirms – vor allem, wenn man große Hände hat und ein intensives Spielerlebnis sucht.
Asus legt seinen Handys keine SD-Karten bei, aber das Zenfone wird mit 256 GB oder 512 GB Speicher geliefert, also wird man wahrscheinlich keine brauchen, besonders wenn man sich für die größere 512-GB-Option entscheidet – die im Vergleich zu den Flaggschiffen der Konkurrenz immer noch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.
Im Gegensatz zum Zenfone 9 unterstützt das Zenfone 10 Qi-Laden mit bis zu 15 W. Weder dies noch 30 W über USB-C sind die schnellste Ladefunktion auf dem Markt, aber dank des relativ bescheidenen 4300 mAh Akkus ist das Gerät in rund 90 Minuten vollständig aufgeladen. In 20 Minuten kann man mit 30 Prozent und in einer Stunde mit 76 Prozent rechnen.
Das Zenfone hält auch bei regelmäßiger Nutzung einen ganzen Tag durch, dank des kleinen Displays, das dafür sorgt, dass der größte Stromverbraucher – die Bildschirmaktivität – den Akku nicht zu schnell entleert.
Bei intensivem Spielen oder Fotografieren entlädt sich der Akku schneller, aber das sollte Sie nicht davon abhalten, das Handy von morgens bis abends zu benutzen. Wenn man die Bildwiederholrate reduziert und die automatische Helligkeitsregelung nutzt, gibt es keinen Grund, warum man bei geringer Nutzung nicht zwei Tage durchhalten sollte.
Asus Zenfone 10 – Fazit
Wer das beste Einhand-Handy sucht, ist mit dem Zenfone 10 gut beraten. Von der kompakten Größe bis hin zu den Software-Optimierungen von Asus ist es ein Kraftpaket für die Hosentasche, das kaum Kompromisse eingeht.
Der schwächste Punkt des Telefons ist die Kamera – vor allem gelegentliche Fehler bei der Farbverarbeitung und bei Aufnahmen unter schlechten Lichtverhältnissen – und das will etwas heißen, denn die Kamera ist keineswegs schlecht. Sie ist sogar gut und eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Zenfone 9 – keine schlechte Leistung, wenn man bedenkt, dass es keine neue Hardware gibt.
Wenn man ein großes Display zum Spielen und Anschauen haben möchte, ist das hervorragende OnePlus 11 die offensichtliche Alternative – ein ähnlich ausgestattetes und preislich vergleichbares Telefon mit einem deutlich größeren Display. Für diejenigen, die nach hervorragender Leistung, Ausstattung, Klangqualität und internen Komponenten zu einem vernünftigen Preis in einem möglichst kleinen Gehäuse suchen, ist das Zenfone 10 jedoch unschlagbar.