Das KI-Gefängnis der Zukunft ist nur eine Episode von Outer Limits

Nach Angaben des Prison Policy Institute ist die Inhaftierungsrate in den USA pro 100.000 Einwohner höher als in jedem anderen NATO-Land und sogar höher als in den nächsten fünf Mitgliedstaaten (Großbritannien, Portugal, Kanada, Frankreich und Belgien) zusammen.
Was also ist die Lösung? Hashem Al-Ghaili, Molekularbiologe und Wissenschaftskommunikator aus dem Jemen, sagt in einem Interview mit Wired, er habe eine Lösung: ein virtuelles Gefängnis zu bauen. Damit meint er nicht, dass man den Gefangenen jahrelang einen Haufen Meta Quest 3 auf den Kopf tackert, aber es ist nicht weit davon entfernt.
Al-Ghaili schlägt ein neues neurologisches Gefängnissystem vor, das er Cognify nennt. Auf seinen Instagram- und YouTube-Kanälen hat er ein Video gepostet, in dem er seinen Vorschlag für ein virtuelles Gefängnissystem vorstellt, und das sieht schrecklich aus.

So funktioniert Cognify in einer theoretischen Nussschale: Statt Gefangene für lange Zeit einzusperren, würden sie in einer virtuellen Umgebung künstlichen Erinnerungen ausgesetzt. Das System erstellt maßgeschneiderte KI-generierte Inhalte, die in visuelle Informationen umgewandelt und an das Gehirn des Häftlings sowie an die Teile seiner DNA und RNA, die mit der Gedächtnisbildung in Verbindung stehen, übermittelt werden, um ein langfristiges Erinnerungsmuster aufzubauen.
Derzeit gibt es keine solche Technologie, und Cognify ist nur ein Vorschlag. Al-Ghaili behauptet jedoch, dass Tierversuche zeigen, dass dieses Verfahren in Zukunft auch beim Menschen funktionieren könnte. Eine im März in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie mit Mäusen hat beispielsweise gezeigt, dass Erinnerungen durch gebrochene und reparierte DNA-Stränge gebildet werden können.
Natürlich gibt es ethische Implikationen und Auswirkungen, die geklärt werden müssten, sollte ein solches System Realität werden. Laut Al-Ghaili könnte Cognify innerhalb eines Jahrzehnts Realität werden, aber nur, “wenn wir die ethischen Einschränkungen überwinden können, die die Erprobung einer solchen Technologie behindern”.
Wem es dabei nicht kalt über den Rücken läuft, der sollte seinen Puls am Handgelenk messen. Fans von Horror-Anthologien wie ich werden sich an eine Episode der 1990er Neuauflage von The Outer Limits auf Showtime mit dem Titel “The Sentence” erinnern, in der ein Wissenschaftler, gespielt von David Hyde Pierce, ein sehr ähnliches virtuelles Gefängnissystem erfindet, das in wenigen Minuten eine komplette lebenslange Haftstrafe simuliert. Natürlich setzt er sich selbst seiner eigenen Erfindung aus, die ihn glauben lässt, er habe einen Mord begangen und sein ganzes Leben im Gefängnis verbracht. Als er aufwacht, prangert er genau das System an, das er wenige Minuten zuvor noch verteidigt hat.
Das Ganze kann man sich kostenlos auf YouTube anschauen. Jemand sollte es diesem Kerl schicken.

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